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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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benutzte das Geld für ihren Unterhalt und zur Finanzierung seiner Reisen. Außerdem, selbst wenn sie es gewusst hätte, wäre alles ganz in ihrem Sinne gewesen. Enrico war ihr Bruder, ihr einziger männlicher Verwandter, und in den Augen der Gesellschaft hatte er das Recht, ihre Mittel so zu verwenden, wie er es für richtig hielt.
    Trotzdem wäre es schön gewesen, davon zu wissen.
    Aber nun konnte sie ohnehin nichts mehr ändern. Wer wüsste besser als sie, dass die Vergangenheit vorbei war? Und abgesehen von ein paar wenigen Kunstgegenständen, ein paar Erinnerungen und Überbleibseln, sollte man sie auch lieber hinter sich lassen.
    »Dürfte ich um diesen Tanz bitten, Miss Montini?«, ertönte eine Stimme hinter ihr.
    »Gewiss«, sagte sie mit einem erleichterten Seufzer. Ein Tanz wäre genau das Richtige, ihre finstere Stimmung zu vertreiben. »Es wäre mir ein Vergnügen.«
    Sie drehte sich zu ihrem neuen Partner um und erstarrte.

Vierzehntes Kapitel
     
    »Wollen wir?« Lord Rathbourne reichte ihr den Arm.
    Er war groß und imposant, mit dunklem Haar, das an den Schläfen leicht ergraut war. Natürlich hatte Gabriella ihn schon früher gesehen, jedoch nie aus der Nähe. Er wirkte jünger als sie gedacht hatte, in den Fünfzigern höchstens. Auf den ersten Blick würde man ihn für distinguiert und äußerst gut aussehend halten, bis man seine eisigen Augen sah.
    »Ja, natürlich«, murmelte sie und ließ sich von ihm auf die Tanzfläche führen. Worte wie skrupellos und mit allen Mitteln kamen ihr in den Sinn, und ein kalter Schauer lief ihr über den Rücken.
    Sie nahmen ihre Plätze auf der Tanzfläche ein, und ausnahmsweise trug die Musik Gabriella nicht davon.
    »Wie ich hörte, haben Sie meiner Gemahlin einen Besuch abgestattet«, sagte er kühl.
    »Ja, habe ich.« Sie rang sich ein freundliches Lächeln ab. Er wusste von ihrem Besuch, doch sie konnte nicht erahnen, was er sonst noch wissen könnte. »Sie war so gütig, mir ein paar Minuten ihrer Zeit zu schenken.«
    »Ja, auch das hörte ich.«
    »Ihre Gemahlin ist eine reizende Frau.«
    Er lächelte. »Auch das ist mir bekannt.«
    »Sie dürfen sich glücklich schätzen.«
    Er sah zu ihr hinab, und Gabriella bemerkte, dass sein Lächeln nicht bis zu seinen Augen reichte. »Ich verlasse mich nicht auf Glück, Miss Montini. Mit hinreichend Vermögen, Entschlossenheit und Macht schafft man es sich selbst.«
    »Ah.« Sie lachte matt. »Wie findig von Ihnen.«
    »Ich bin überaus findig«, sagte er. »Ich hörte außerdem, dass Sie nach einem antiken Siegel suchen, von dem Ihr Bruder behauptete, es wäre in seinem Besitz.«
    »Ja?«
    »Aber, meine Liebe, Sie brauchen sich nicht überrascht zu geben. Gewiss ist Ihnen nicht entgangen, was für eine eingeschworene Gemeinschaft diese Institution ist – diese Welt der Schätze und derer, die nach ihnen jagen oder sie studieren. Ein Geheimnis bewahrt man hier nur, indem man es niemandem anvertraut. Sie stellten Fragen, was nicht unbemerkt blieb.«
    Ihr wurde ein wenig bang zumute, was natürlich albern war. Hier, in einem Ballsaal voller Menschen, war sie sicher. »Da Sie bereits Kenntnis von meiner Suche haben, wären Sie vielleicht so gut, mir eine meiner Fragen zu beantworten.«
    »Wie wunderbar direkt von Ihnen, Miss Montini«, sagte er gelassen. »Ich beantworte mit Freuden jede Frage, die Sie haben.«
    »Sehr schön.« Sie glaubte ihm nicht, aber was könnte es schaden? »Haben Sie das Siegel?«
    »Ach, zu meinem größten Bedauern, nein, leider nicht. Ich hatte allerdings Arrangements getroffen, es zu erwerben.«
    Ihr Herz schlug schneller. »So?«
    »Ich werde Sie nicht mit den Details langweilen. Es möge genügen zu sagen, dass die Bemühungen, die in meinem Auftrag unternommen wurden …«
    »Sie meinen, der Versuch, das Siegel von einem Herrn in Ihren Diensten stehlen zu lassen«, platzte es aus ihr heraus.
    Er zog eine Braue hoch. »Meine Gute, Sie sind wahrlich sehr direkt! Ich hätte es weniger harsch formuliert.« Sein leises Lachen klang freudlos. »Meine Methoden mögen für manche …«
    »Ruchlos anmuten?«, half sie ihm aus.
    »Auch das wäre nicht das Wort meiner Wahl gewesen. Wie dem auch sei, meine Methoden erwiesen sich stets als die effizientesten. Diesmal war es leider nicht der Fall.«
    Sie sah ihn erschrocken an. »Dann geben Sie zu, dass Sie versuchten, das Siegel meines Bruders zu stehlen?«
    »Miss Montini, ob ich etwas zugebe oder nicht, ist nicht von Belang. Ich könnte eine

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