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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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trieben. Dessen ungeachtet war es abenteuerlich gewesen und endete ohne ernste Zwischenfälle, wenn auch leider ohne nennenswerten Erfolg. Es war Jahre her, seit sie irgendeine Form von Abenteuer erlebt hatte, die sich nicht zwischen den Seiten alter, staubiger Manuskripte oder vergilbter Aufzeichnungen lang verstorbener Forscher fanden. Und wie sehr sehnte Gabriella sich danach, von den Büchern fortzukommen! Allein dafür dürfte sich die notwendige Täuschung lohnen.
    »Emma, meine Liebe!« Eine ältere Frau in einer Wolke von Satinröcken kam aufgeregt auf sie zu. »Wie geht es Ihnen? Es scheint mir ewig her, seit wir uns sahen. Ich hörte, Sie und Ihre Frau Mama waren in Paris.«
    Gabriella ignorierte die Angst, die ihr den Magen zusammenzog. Die Dame verwechselte sie offensichtlich mit jemandem, und es wäre klug, ihren Irrtum nicht zu korrigieren. Das Letzte, was Gabriella wollte, war, dass jemand sie als ungeladenen Gast entlarvte. Also rang sie sich ein strahlendes Lächeln ab. »Ja, es ist lange her.«
    »Sie sind so liebreizend wie eh und je. Zumindest denke ich das.« Die Ältere blinzelte und beugte sich näher zu Gabriella. »Verzeihen Sie, meine Liebe, ich habe schon wieder meine Augengläser verlegt.« Sie seufzte tief. »Einer der Flüche des Älterwerdens. Dinge, die man ehedem für selbstverständlich nahm, verweigern auf einmal ihre angemessene Leistung. Aber ich werde Sie auf keinen Fall mit einer ganzen Liste langweilen. Belassen wir es dabei, dass mein Sehvermögen und das Vergessen, wo ich etwas hinlegte oder -stellte, zu ihnen zählen.«
    Die Frau konnte sie nicht richtig sehen? Erleichterung und ein Anflug von Dankbarkeit überkamen Gabriella. Allerdings nicht so viel Dankbarkeit, als dass sie diese freundliche Dame darauf hinweisen würde, dass ihre Brille an der Juwelenbrosche auf ihrem üppigen Busen prangte. »Trotz allem sehen Sie wohl aus.«
    »Oh, das bin ich, bin ich, danke. Und ich war schon immer schrecklich zerstreut, also darf ich dem Alter nicht allein die Schuld geben.« Sie beugte sich noch weiter vor und legte vertraulich eine Hand auf Gabriellas Arm. »Andererseits ist das Alter eine solch bequeme Ausflucht, nicht wahr? Züge, die früher als flatterhaft oder fahrig galten, machen uns plötzlich exzentrisch.« Nun richtete sie sich wieder auf und blickte sich im Saal um, was, wie Gabriella vermutete, eher zwecklos war. »Ist Ihr charmanter Gemahl heute Abend auch hier?«
    »Ja, natürlich. Er ist …« Sie stockte. Da sie keinen Gemahl besaß, war sie nicht sicher, wie man glaubhaft die temporäre Abwesenheit von einem erklärte. Aber sie wusste, wo sie ihre Suche zu beginnen plante. »In der Bibliothek, glaube ich. Ja, ich denke, dort wird er sein. Wissen Sie, wo die Bibliothek ist?«
    »Durch die Haupttüren auf den Korridor und dann nur ein paar Türen weiter.«
    Vorbei am Damensalon, wie günstig. »Ich sollte ihn holen gehen.«
    »Ja, das sollten Sie unbedingt.« Die ältere Frau schüttelte den Kopf. »Ich würde einen Gemahl, der so gut aussehend ist wie Ihr Lord Carpenter, lieber nicht aus den Augen lassen. Auch ich sollte mich auf die Suche nach meinem Gatten machen. Zwar ist er keine Augenweide wie Ihrer und vor allem nicht so jung, doch ihm steht das Alter allemal besser zu Gesicht als mir.«
    »Das kann ich mir schwerlich vorstellen.«
    »Ich mir auch nicht«, sagte die andere lachend. »Kommen Sie mich bald besuchen, meine Liebe. Es ist viel zu lange her.« Lächelnd nickte sie und ging.
    Gabriella wünschte ihr, dass ihr jemand verriet, wo ihre Brille war, aber möglichst erst, nachdem Gabriella den Ball verlassen hatte. Sie eilte Richtung Bibliothek und hoffte, dort auf niemandes Gemahl zu treffen – oder auf irgendjemand anderen. Das Glück schien ihr hold, denn der Korridor war verlassen. Sie fand die Bibliothekstür, lauschte kurz und holte tief Luft, als sie nichts hörte, bevor sie die Tür weit öffnete. Sie musste auf jeden Fall den Anschein erwecken, hierher zu gehören, nicht den, ein ungeladener Gast zu sein.
    Sie betrat die Bibliothek und schloss die Tür hinter sich. Tatsächlich war der Raum menschenleer und gut beleuchtet. Gabriella wäre es gar nicht recht gewesen, hätte sie im Dunkeln herumstolpern müssen. An den Wänden zu beiden Seiten der Tür hingen antike Schwerter und Pistolen. Weiter hinten im Raum stand ein großer Schreibtisch. Flankiert von zwei hohen Fenstern, dominierte er das Zimmer, so wie es sich wohl für den Schreibtisch

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