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Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition)

Titel: Pfade der Sehnsucht: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Victoria Alexander
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Inhalt umher.
    »Hier ist es.« Er zog ein kleines Stoffbündel heraus, das von einer Schnur zusammengehalten wurde. Nachdem er die Schleife gelöst hatte, wickelte er den Stoff auf. Einen Moment später hallte sein Lachen durch die Bodenkammer.
    Nate sah ihn verständnislos an. »Was ist so komisch?«
    »Ironie, mein Lieber. Die Welt ist voller Ironie, der Scherze eines Gottes, der noch weit launenhafter ist als ich. Dies hier«, Quint schleuderte ihm grinsend das Bündel hin, »ist nicht Montinis Siegel.«

Zwanzigstes Kapitel
     
    »Was meinst du damit, es ist nicht Montinis Siegel?«
    Nates Magen krampfte sich zusammen.
    »Sieh es dir an«, sagte Quint und reichte ihm das Siegel. »Es ist kein Grünstein.«
    Nate hielt es im matten Licht der Dachfenster hoch. »Es ist Chalzedon. Und es sieht … spätassyrisch aus.«
    »Das, nach dem wir suchen, das ich Gutierrez abnahm, war akkadisch, aber das sind letztlich ja nur fünfzehn Jahrhunderte Unterschied.«
    Nate sah seinen Bruder wütend an. »Wie konnte das passieren?«
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Das Siegel war in deinem Besitz!« Nate stutzte. »Oder nicht?«
    »War es, als ich es Gutierrez abnahm! Ich habe es gründlich geprüft. Verdammt.« Quint schritt vor der Truhe auf und ab. »Ich habe es schon wieder gemacht. Ich hatte es in Händen und habe es verloren! Zum zweiten Mal! Wie konnte ich so blöd sein? Wie konnte ich …«
    »Wie hast du es verloren?«
    Quint blieb stehen und blickte Nate an, als wäre er ein Idiot. »Ich habe es nicht verloren .«
    »Du sagtest gerade …«
    »Ich habe es nicht verloren! Jemand muss es mir gestohlen und durch dieses ersetzt haben. Genau wie Gutierrez es bei Montini getan hat. Und jemand anders stahl es Ashworth. Gott weiß, wie viele andere Leute es im Laufe der Jahre von wem alles gestohlen haben. Im Laufe der Jahrhunderte!« Er biss die Zähne zusammen. »Das ist ein Fluch, ja, genau, der Fluch ist es.«
    »Das Siegel ist nicht verflucht«, entgegnete Nate kopfschüttelnd.
    »Nein, aber die Stadt ist es, erinnerst du dich? Der Fluch des Jungferngeheimnisses. ›Wer den Schlummer der Jungfernstadt stört‹ und so weiter?«
    »An so etwas glaubst du doch hoffentlich nicht?«
    »Ich möchte lieber an einen Fluch glauben als an meine Blödheit.« Quint hockte sich auf eine Kiste, rieb sich die Stirn und murmelte mehr zu sich selbst als zu seinem Bruder: »Aber ich kann es nicht begreifen. Ich hatte es in der Hand!«
    Nate war befremdet. Eine solche Verzweiflung war gänzlich ungewohnt bei seinem Bruder und schien in keinem Verhältnis zu dem Verlust zu stehen. Sie hatten früher bereits weit größere Schätze verloren. Nein, an diesem Siegel musste mehr sein, als Quint ihm bisher verraten hatte. Verdammt, hatte denn jeder hier Geheimnisse vor ihm?
    Quint zog eine finstere Miene. »Ich hatte das Siegel untersucht, nachdem ich es gewonnen habe, dann wickelte ich es ein und steckte es in meine Tasche.« Er sprang wieder auf und ging hin und her. »Ich habe mehrmals nachgesehen, ob es noch da ist, es jedoch nicht noch einmal ausgewickelt.«
    »Könnte Gutierrez es gestohlen haben?«
    »Das wäre gut möglich.« Quint blieb stehen und sah zu Nate. »Oder Montini, oder eine Vielzahl anderer Leute.«
    »Was überhaupt keinen Sinn ergibt«, sagte Nate. »Falls Montini es hatte, hätte er es in seinen Briefen erwähnt. In seinem letzten hätte etwas stehen müssen, bedenkt man, dass du das Siegel kurz vor seinem Tod hattest.«
    »Ja, sollte man meinen.«
    »Allerdings war sein letzter Brief … Nun ja, nicht wirr im eigentlichen Sinne, aber recht ausschweifend.«
    »Falls Montini es hatte, hätte er es dann nicht seiner Schwester erzählt?«
    »Je mehr ich über Montini erfahre, umso vorsichtiger bin ich mit Mutmaßungen darüber, was er getan haben könnte oder nicht. Möglich wäre es dennoch. Du sagtest, er war zur selben Zeit auf Kreta wie du.«
    Quint nickte.
    »Wenn Montini derjenige war, der das Siegel vertauschte, wo ist es jetzt?«
     
    Gabriella starrte auf die Tür, die sich hinter Nathanial geschlossen hatte, und sank aufs Bett. Nathanial Harrington war eine fortwährende Überraschung.
    Sie hätte sich niemals erträumt, dass ein Mann, der von ihrem Ruin erfuhr, sich verhielt, als wäre es nicht weiter von Bedeutung. Dabei konnte es ihm nicht vollkommen gleich sein, wie schon seine dumme Frage nach dem Grad ihres Ruins belegte. Andererseits könnte es auch pure Neugier gewesen sein. Er hatte ihr gesagt, ihre

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