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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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eindringlich in ihr entrüstetes Gesicht. »Also schön, dann lass uns nicht weiter über ihn reden, wenn es dich derart aufregt. Aber behalt immer im Hinterkopf, dass Zigeuner für ihren Charme und ihr listiges Verhalten bekannt sind. An höchster Stelle steht bei ihnen ihr eigenes Vergnügen, ohne an ihre Verantwortung oder die Folgen zu denken. Dein blindes Vertrauen in ihn ist unangebracht, Amelia. Ich hoffe nur, du hast ihm keinerlei familiäre oder juristische Angelegenheiten anvertraut.«
    »Ich weiß deine Sorge um uns zu schätzen«, erwiderte sie und wünschte, er würde endlich gehen und nach ihrem vermissten Bruder suchen. »Aber meine familiären Angelegenheiten bleiben immer noch in den Händen von Lord Ramsay und mir.«

    »Dann wird Rohan nicht aus London zurückkehren? Deine Verbindung mit ihm ist demnach beendet?«
    »Er wird zurückkommen«, gab sie widerstrebend zu, »und Experten mitbringen, die Ramsay House begutachten werden.«
    »Ach.« Erneut klang seine Stimme derart herablassend, dass Amelia empört zusammenzuckte. Christopher schüttelte den Kopf und schwieg eine Weile. »Und wirst du in dieser Angelegenheit allein seinem Rat Gehör schenken?«, fragte er schließlich. »Oder gestattest du mir, auch Vorschläge zu machen – und zwar auf dem Gebiet, auf dem ich immense Erfahrung habe und er gar keine?«
    »Natürlich weiß ich auch deine Ratschläge zu schätzen.«
    »Dann darf ich Ramsay House besuchen und die Schäden auf eigene Faust begutachten?«
    »Wenn du willst. Das ist sehr freundlich von dir. Allerdings …« Sie zögerte kurz. »Du solltest nicht zu viel Zeit dort vergeuden.«
    »Keine einzige Sekunde in deinen Diensten ist vergeudet.« Er beugte sich rasch vor und hauchte einen zarten Kuss auf ihre Lippen, noch bevor Amelia die Möglichkeit hatte, zurückzuweichen.
    »Christopher, ich mache mir weit größere Sorgen um meinen Bruder als um das Haus …«
    »Natürlich«, beschwichtigte er sie. »Ich werde Nachforschungen anstellen, und sobald es irgendwelche Neuigkeiten gibt, werde ich dich unverzüglich informieren.«
    »Vielen Dank.«
    Doch instinktiv wusste sie, dass Christopher bestenfalls
halbherzig nach Leo suchen würde, und eine kalte, schwere Welle der Verzweiflung rollte über sie hinweg.
    Am nächsten Morgen erwachte Amelia mit klopfendem Herzen und wild um sich schlagenden Armen und Beinen. In ihrem Alptraum hatte sie Leo gefunden, der mit dem Gesicht nach unten in einem Teich trieb, und als sie zu ihm geschwommen war und ihn ans Ufer ziehen wollte, war sein Körper in die Tiefe gesunken. Sie hatte ihn nicht über Wasser halten können, und während er immer tiefer in das schwarze Nass gezogen wurde, riss er sie mit sich … sie erstickte, konnte weder sehen noch atmen …
    Zitternd kletterte sie aus dem Bett und suchte nach ihren Pantoffeln und dem Morgenmantel. Es war noch sehr früh am Morgen, und das Haus lag dunkel und ruhig da. Sie eilte zur Tür, blieb jedoch mit der Hand am Knauf wie erstarrt stehen. Angst pulsierte durch ihre Adern. Amelia wollte das Zimmer nicht verlassen. Sie fürchtete herauszufinden, dass Merripen im Laufe der Nacht gestorben war … fürchtete, dass ihr Bruder einen Unfall gehabt hatte … und vor allem fürchtete sie, das Schlimmste nicht ertragen zu können, wenn denn der Fall aller Fälle eintrat. Sie hatte einfach nicht mehr die Kraft.
    Allein der Gedanke an ihre Schwestern ließ sie den Türknauf drehen. Um ihretwillen würde sie sich zusammenreißen und Zuversicht ausstrahlen. Sie würde alles tun, was zu tun wäre.
    Als sie den Korridor hinabeilte, schob sie die angelehnte Tür zu Merripens Zimmer auf und schlich an sein Bett. Dem schwachen Licht der Morgendämmerung gelang es kaum, die Dunkelheit der Nacht zu
vertreiben, aber Amelia sah dennoch, dass sich zwei Menschen in dem Bett befanden. Merripen lag auf der einen Seite, sein ehemals starker, männlicher Körper zusammengesunken und verkrampft. Und neben ihm war der schlanke, zerbrechliche Umriss von Win zu erkennen, die züchtig bekleidet neben ihm schlief, die Füße unter den vielen Lagen ihres Tageskleides versteckt. Obwohl es für ein solch zartes Geschöpf beinahe unmöglich schien, jemandem Sicherheit zu bieten, der so viel größer als sie selbst war, machte es genau diesen Anschein. Wins Körper hatte sich wie zum Schutz an ihn geschmiegt.
    Amelia starrte sie erstaunt an, und das Bild der beiden verriet ihr mehr als tausend Worte. Ihre Lage spiegelte Verlangen und

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