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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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unnachgiebige Stütze, die sie gerne in Anspruch nahm.
    Als sie sich Merripens Schlafgemach näherten, fiel Amelia siedend heiß ein, dass Win womöglich noch bei ihm war. »Wartet«, sagte sie und hastete voraus. »Lasst mich zuerst hineingehen.«
    Cam und Poppy blieben neben der Tür stehen. Vorsichtig betrat Amelia das Zimmer und stellte erleichtert fest, dass Merripen allein im Bett lag. Sie schob die Tür auf und winkte Cam und ihre Schwester herein.
    Erst jetzt bemerkte Merripen die Eindringlinge. Er zog sich mühsam auf die Seite und blinzelte sie benommen an. Sobald er Cam erblickte, verzog er das Gesicht zu einer Grimasse.
    »Verschwindet!«, krächzte er.
    Cam lächelte amüsiert. »Habt Ihr den Arzt ebenso
charmant behandelt? Ich wette, er hat sich ein Bein ausgerissen, um Euch zu helfen.«
    »Lasst mich in Frieden.«
    »Es mag Euch überraschen«, erwiderte Cam, »aber es gibt unzählige Dinge, die ich lieber täte, als mir Euren verwesenden Körper anzusehen. Eurer Familie zuliebe tue ich es aber. Dreht Euch um!«
    Merripen legte sich bäuchlings auf die Matratze und sagte etwas in der Sprache der Roma, das nicht besonders freundlich klang.
    »Ihr mich auch«, erwiderte Cam ungerührt, schob Merripens Hemd hoch und nahm vorsichtig den Verband von der verletzten Schulter. Ausdruckslos betrachtete er die hässliche, eiternde Wunde. »Wie oft ist sie gesäubert worden?«, fragte er Amelia.
    »Zweimal täglich.«
    »Wir werden es von nun an viermal pro Tag versuchen. Zusammen mit einem Umschlag.« Cam machte einen Schritt vom Bett weg und gab Amelia mit einer Handbewegung zu verstehen, dass sie ihm zur Tür folgen sollte. Er senkte den Mund an ihr Ohr. »Ich muss ein paar Kleinigkeiten besorgen. Während ich fort bin, sollte er ein Schlafmittel bekommen. Andernfalls würde er meine Behandlung nicht ertragen.«
    »Was nicht ertragen? Was kommt in den Umschlag?«
    »Eine Mischung aus vielem. Einschließlich Apis mellifica .«
    »Was ist das?«
    »Was ist das?« »Bienengift. Ein Sud aus zerstampften Bienen, um genau zu sein. Auf der Grundlage einer Wasser-und-Alkohol-Lösung.«

    Verwirrt schüttelte Amelia den Kopf. »Aber woher nimmst du …?« Sie verstummte und starrte ihn mit unverhohlenem Entsetzen an. »Du w…willst zum Bienenstock im Ramsay House? W…wie wirst du an die Bienen kommen?«
    Sein Mund zuckte vor Belustigung. »Auf jeden Fall sehr vorsichtig.«
    »Soll ich … soll ich dir helfen?«, bot sie ihm an und schluckte schwer.
    Da Cam Amelias panische Angst vor Bienen kannte, umschloss er ihren Kopf mit den Händen und drückte ihr einen harten Kuss auf die Lippen. »Nicht mit den Bienen, Liebling. Bleib hier und flöße Merripen das Morphium ein. Und zwar viel.«
    »Er wird es nicht nehmen. Er hasst Morphium. Er wird die Behandlung stoisch ertragen wollen.«
    »Vertrau mir, es wäre kein schöner Anblick, wenn er wach ist, sobald ich ihm den Umschlag auf die Wunde lege. Die Roma nennen ihn ›weißer Blitz‹, und das aus gutem Grunde. Es ist nichts, das man stoisch ertragen kann. Also sorge dafür, dass er das Bewusstsein verliert, Monisha . Ich bin bald zurück.«
    »Wird ihm der ›weiße Blitz‹ helfen?«, fragte sie.
    »Das weiß ich nicht.« Cam warf der leidenden Gestalt auf dem Bett einen unergründlichen Blick zu. »Aber wenn wir es nicht probieren, hat er nicht mehr lange zu leben.«
     
    Nachdem Cam fort war, besprach sich Amelia mit ihren Schwestern. Es wurde beschlossen, dass Win diejenige war, die Merripen am ehesten überreden konnte, das Morphium zu nehmen. Aber es war Win höchstpersönlich, die darauf hinwies, dass sie ihn täuschen
mussten, da er sich strikt weigern würde, die Medizin freiwillig zu schlucken, egal wie sehr sie ihn anflehte.
    »Wenn nötig, würde ich ihn sogar anlügen«, sagte Win bestimmt, und ihre drei Schwestern waren sprachlos vor Staunen. »Er vertraut mir. Er würde mir alles glauben.«
    Ihres Wissens hatte Win in ihrem ganzen Leben noch keine einzige Lüge erzählt, nicht einmal als kleines Kind.
    »Denkst du, du könntest das überhaupt?«, fragte Beatrix, der allein die Vorstellung Ehrfurcht einflößte.
    »Ja. Immerhin geht es hier um Leben und Tod.« Aber ein leichtes, angespanntes Stirnrunzeln machte sich auf Wins zarten Gesichtszügen breit, und ihre Wangen leuchteten rot. »Ich denke … ich denke, in diesem Fall ist eine Sünde gerechtfertigt.«
    »Da pflichte ich dir bei«, fügte Amelia rasch hinzu.
    »Er liebt Pfefferminztee«, sagte Win.

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