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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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»Lasst uns eine starke Kanne mit viel Zucker zubereiten. Das wird den Geschmack des Morphiums überdecken.«
    Kein Tee war je zuvor mit einer solch gewissenhaften Sorgfalt aufgebrüht worden, und die Hathaway-Schwestern saßen um das Pfefferminzgebräu wie vier junge Hexen bei einer Beschwörung. Schließlich wurde der stark gezuckerte Tee in eine Porzellankanne umgegossen und zusammen mit einer Tasse und der passenden Untertasse auf ein Tablett gestellt.
    Win trug den heißen Tee in den ersten Stock und verharrte einen Moment vor seiner Tür, während Amelia sie ihr öffnete.
    »Soll ich dich begleiten?«, flüsterte Amelia.

    Win schüttelte den Kopf. »Nein, ich schaffe das schon. Schließ bitte hinter mir die Tür und stell sicher, dass wir ungestört bleiben.« Ihr schmaler Rücken war vollkommen gerade, als sie den Raum betrat.
     
    Beim Klang von Wins Schritten flatterten Merripens Augen auf. Der Schmerz der eiternden Wunde war unerträglich. Er spürte, wie das Gift in sein Blut tropfte und jede einzelne Ader durchspülte. Gelegentlich verursachte es eine dunkle Euphorie, die Merripens Geist aus seiner sterbenden Hülle befreite und ihn über dem Bett schweben ließ – bis Win erschienen war, und er die quälende Pein mit Dankbarkeit ertrug, nur um noch einmal ihre Hände in seinen und ihren Atem auf seinem Gesicht zu spüren.
    Win glich einem schimmernden Trugbild. Ihre Haut wirkte kühl und schien von innen heraus zu leuchten, während sein Körper brannte und vom Toxin zerfressen wurde.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht.«
    »Will nicht … will nicht …«
    »Doch«, beharrte sie und setzte sich an seinen Bettrand. »Danach wirst du dich besser fühlen … hier, lehn dich ein bisschen vor. Ich lege meinen Arm um dich.« Das köstliche Gefühl, das von Wins Händen ausstrahlte, berauschte ihn, aber als er sich leicht zur Seite drehte, musste er die Zähne zusammenbeißen, um bei dem bohrenden Schmerz, der ihn durchzuckte, nicht laut aufzuschreien. Dunkelheit und Licht fochten unter seinen geschlossenen Lidern miteinander, und beinahe hätte er das Bewusstsein verloren.
    Als Merripen seine Augen wieder öffnen konnte,
ruhte sein Kopf wie auf dem weichen Kissen an Wins Brust, und einer ihrer Arme lag um seine Schulter, während der andere ihm eine Tasse an die Lippen presste.
    Ein hauchdünner Porzellanrand berührte seine Zähne. Merripen versuchte zurückzuweichen, als ein beißender Geschmack seine aufgesprungenen Lippen traf. »Was ist das?«
    »Pfefferminztee.« Win sah ihn mit ihren engelsgleichen blauen Augen an, ohne ein einziges Mal zu blinzeln, und ihr wunderschönes Gesicht war ausdruckslos. »Du musst das alles trinken, und dann am besten noch eine Tasse. Das wird dir helfen.«
    Er wusste sofort, dass Win log. Nichts konnte ihm mehr helfen. Und das bittere Aroma des Morphiums im Tee war unverkennbar. Aber Merripen spürte eine Entschlossenheit in Win, eine unbeugsame Beharrlichkeit, die sie nie zuvor an den Tag gelegt hatte, und er vermutete, dass sie ihm bewusst eine Überdosis verabreichte. Sein erschöpfter Verstand dachte über diese Möglichkeit nach. Wahrscheinlich wollte Win ihm schreckliches Leid ersparen, da sie wusste, dass die folgenden Stunden und Tage mehr waren, als er ertragen konnte. Ihn mit Morphium aus dem Leben scheiden zu lassen, war ihr letztes gütiges Geschenk an ihn.
    In ihren Armen zu sterben … sich an sie zu schmiegen, während er seine Seele der Dunkelheit anvertraute … Win wäre das Letzte, was er auf Erden spüren, sehen, hören würde. Wären noch Tränen in ihm, hätte er sie wohl vor Dankbarkeit vergossen.
    Er trank langsam und zwang sich, jeden Schluck hinunterzuwürgen. Dann trank er sogar noch einen
Teil der zweiten Tasse, bis seine Kehle vor Erschöpfung aufgab. Er barg das Gesicht an Wins Brust und erschauderte. Sein Kopf drehte sich, und Funken schwirrten wie herabfallende Sterne um ihn herum.
    Win stellte die Tasse auf den Nachttisch, strich ihm übers Haar und drückte ihre nasse Wange an seine Stirn.
    Mit angehaltenem Atem warteten sie.
    »Sing mir etwas vor«, flüsterte Merripen, während tiefe Dunkelheit über ihn hinwegrollte. Win streichelte ihn weiter und summte ein Schlaflied. Seine Finger berührten ihre Kehle, suchten die kostbaren Vibrationen ihrer Stimme, und dann verblassten die Funken, als er sich schließlich in ihr, seinem Schicksal, verlor.
     
    Amelia sank neben der Tür zu Boden. Sie hörte Wins leise säuselnde Stimme … ein paar

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