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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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abzuholen.«
    »Hier gibt es keinen Ramsay.« Der Butler war im Begriff, die Tür zu schließen, aber Cam stellte den Fuß in den Spalt.
    »Hochgewachsen. Helle Augen. Rötliches Gesicht. Stinkt wahrscheinlich nach Alkohol …«
    »Ich habe niemanden bemerkt, auf den diese Beschreibung zutrifft.«
    »Dann möchte ich mit dem Hausherren sprechen.«
    »Er ist nicht anwesend.«
    »Ich bin im Namen von Lord Ramsays Familie gekommen«, sagte Cam verärgert. »Sie wollen ihn zurück. Gott allein weiß, aus welchem Grund. Händigt ihn mir aus, und ich verlasse das Anwesen ohne großes Aufheben.«
    »Wenn sie ihn wollen«, erwiderte der Butler kühl, »sollen sie einen anständigen Diener schicken. Keinen schmutzigen Zigeuner.«
    Seufzend rieb sich Cam mit der Hand über die Augenwinkel. »Wir können die Angelegenheit in aller Freundschaft klären oder auch nicht. Ehrlich gesagt, möchte ich so wenig Gewalt wie möglich anwenden. Alles, was ich will, sind fünf Minuten, um den Mistkerl zu finden und mitzunehmen.«
    »Verschwindet!«
    Nach einem weiteren vergeblichen Versuch, die Tür zu schließen, griff der Butler nach einem Silberglöckchen auf dem Tisch in der Eingangshalle. Wenige Sekunden später erschienen zwei kräftige Lakaien.
    »Werft diesen Taugenichts hinaus!«, befahl der Butler.

    Geschwind legte Cam seinen Gehrock ab und warf ihn auf eine der Sitzbänke in der Eingangshalle.
    Der erste Lakai stürzte sich auf ihn. Bereits nach wenigen geschickten Bewegungen versetzte Cam dem Bediensteten einen harten Faustschlag ans Kinn und wirbelte ihn herum, wobei der Mann nach einem festen Tritt auf dem Boden landete und reglos liegen blieb.
    Der zweite Lakai näherte sich Cam mit größerer Vorsicht.
    »Welche Hand bevorzugt Ihr?«, fragte Cam.
    Der Mann wirkte verunsichert. »Warum wollt Ihr das wissen?«
    »Dann breche ich Euch den Arm, den Ihr weniger häufig benutzt.«
    Die Augen des Dienstboten quollen hervor. Er wich erschrocken zurück und warf dem Butler einen flehentlichen Blick zu.
    Dieser funkelte Cam böse an. »Ihr habt fünf Minuten. Holt Euren Herren und verschwindet.«
    »Ramsay ist nicht mein Herr«, erwiderte Cam. »Sondern eine Nervensäge, um die ich mich kümmern muss.«
     
    »Sie haben schon seit Tagen das Zimmer nicht verlassen«, sagte der Lakai namens George, während er Cam eine mit dickem Teppich ausgelegte Treppe hinaufführte. »Das Essen wird hineingebracht, Huren kommen und gehen, überall stehen leere Weinflaschen herum … und der Gestank nach Opium hängt im gesamten oberen Stockwerk. Ihr werdet die Augen schließen wollen, wenn Ihr das Zimmer betretet, Sir.«

    »Wegen des Rauchs?«
    »Ja, und … nun ja, das Treiben dort drinnen würde selbst dem Teufel die Schamesröte ins Gesicht malen.«
    »Ich komme aus London«, sagte Cam. »Mich kann nichts mehr schockieren.«
    Selbst wenn George sich nicht freiwillig angeboten hätte, Cam zu der Lasterhöhle zu bringen, hätte er das Zimmer aufgrund des penetranten Geruchs ohne Schwierigkeiten gefunden.
    Die Tür war nur angelehnt. Cam schob sie beherzt auf und betrat den diesigen Raum. Vier Männer und zwei Frauen, allesamt jung, befanden sich in verschiedenen Stadien der Nacktheit. Obwohl nur eine einzige Opiumpfeife in Gebrauch war, hätte man einwenden können, dass das gesamte Zimmer als riesige Pfeife diente, so dick war der süßliche Rauch.
    Cams Erscheinen wurde mit einem erschreckenden Desinteresse hingenommen. Die Männer lümmelten teilnahmslos auf den Polstersesseln, einer lag zusammengerollt auf einem Kissen in der Ecke. Sie waren leichenblass, ihre Augen matt und dumpf. Auf einer Anrichte stapelten sich Löffel, Nadeln und eine Schüssel mit einer sirupartigen Substanz.
    Eine der Frauen, die vollkommen entkleidet war und die Pfeife gerade an den schlaffen Mund eines der Männer hob, hielt mitten in der Bewegung inne.
    »Sieh mal«, sagte sie zu der anderen Frau, »hier ist ein Neuer.«
    Ein schläfriges Kichern ertönte. »Großer Gott, den haben wir auch dringend nötig. Die anderen sind nur noch auf halbmast. Das einzig Harte im Raum ist die
Pfeife.« Sie wand sich, um einen besseren Blick auf Cam zu erhaschen. »Hm, welch hübscher Mann!«
    »Oh, darf ich ihn zuerst haben?«, fragte die andere und streichelte sich anzüglich. »Komm her, Süßer, ich werd’ dich …«
    »Nein, vielen Dank.« Cam wurde langsam schwindelig vom Rauch. Er eilte zum nächst gelegenen Fenster, öffnete es und ließ eine kalte Brise ins Zimmer. Ein

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