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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Sturm der Entrüstung brach los.
    Nachdem Cam den Mann in der Ecke als Leo identifiziert hatte, ging er zu der reglosen Gestalt, riss seinen Kopf an den Haaren hoch und starrte in das aufgedunsene Gesicht seines zukünftigen Schwagers. »Habt Ihr nun genug Rauch inhaliert?«, fragte er.
    Leo blickte finster drein. »Fahrt zur Hölle!«
    »Ihr klingt wie Merripen«, sagte Cam. »Der, falls es Euch interessieren sollte, längst das Zeitliche gesegnet haben könnte, bis wir in Stony Cross Manor ankommen.«
    »Auf den kann ich gut verzichten.«
    »Da stimme ich Euch zu – obwohl ich höchstwahrscheinlich Unrecht habe, wenn ich mit Euch einer Meinung bin.« Cam zog Leo hoch, der sich entschieden wehrte. »Steht auf, verdammt nochmal!« Mit aller Gewalt zerrte er ihn auf die Beine. »Oder ich ziehe Euch an den Fersen aus dem Haus.«
    Leos aufgeblähter Körper schwankte leicht. »Ich versuche ja zu stehen«, fauchte er. »Aber der Boden bewegt sich.«
    Cam half ihm, das Gleichgewicht zu finden. Als Leo allmählich wieder klarer denken konnte, torkelte er zur Tür, wo der Lakai wartete.
    »Soll ich Euch nach unten begleiten, Mylord?«,
fragte George höflich. Leo antwortete mit einem mürrischen Kopfnicken.
    »Schließ das Fenster«, rief eine der Frauen, die am ganzen Körper zitterte, während der kühle Herbstwind durchs Zimmer pfiff.
    Cam starrte sie unbewegt an. Er hatte schon zu viele ihrer Sorte gesehen, um Mitleid mit ihr zu empfinden. Es gab Tausende von ihnen in London – rundgesichtige Bauernmädchen, die hübsch genug waren, um die Aufmerksamkeit der Männer zu fesseln, die ihnen dann das Blaue vom Himmel versprachen, sich mit ihnen vergnügten und sie ohne jegliche Gewissensbisse wieder wegwarfen. »Du solltest es mal mit frischer Luft versuchen«, empfahl er und schnappte sich die Wolldecke, die neben dem Sofa lag. »Das regt das Gehirn an.«
    »Und wozu brauche ich das?«, fragte sie verstimmt.
    Cam grinste. »Das ist natürlich ein Argument«, erwiderte er und legte ihr die Decke über den bebenden blassen Körper. »Trotzdem … du solltest tief einatmen.« Sanft tätschelte er ihr die Wange. »Und das Haus so schnell wie möglich verlassen. Vergeude dich nicht an diese Mistkerle.«
    Die Frau hob die blutunterlaufenen Augen und starrte verwundert zu dem schwarzhaarigen Mann, der sie mit dem glitzernden Diamanten im Ohr an einen exotischen Prinzen erinnerte.
    Eine wehklagende Stimme erscholl, als Cam aus dem Raum trat. »Komm zurück!«
     
    Nur mit vereinten Kräften gelang es Cam und George, den murrenden, aufbegehrenden Leo in die Kutsche zu verfrachten. »Es kommt mir vor, als würden
wir fünf Säcke Kartoffeln gleichzeitig einladen«, sagte der Lakai atemlos und schob Leos Fuß in den sicheren Wagen.
    »Die Kartoffeln wären zumindest leise«, sagte Cam und schnippte dem Dienstboten eine Goldmünze zu.
    George fing sie in der Luft auf und strahlte. »Vielen Dank, Sir! Und wenn mir die Bemerkung erlaubt ist, Ihr seid ein Gentleman, Sir. Obwohl Ihr ein Zigeuner seid.«
    Cams Lächeln verschwand, und er kletterte rasch in die Kutsche. Schweigend begannen sie ihre Fahrt nach Stony Cross Manor.
    »Sollen wir kurz anhalten?«, fragte Cam auf der Hälfte des Weges, als er bemerkte, wie sich Leos Gesicht von weiß zu grün verfärbte.
    Leo schüttelte missmutig den Kopf. »Ich möchte nicht reden.«
    »Ihr schuldet mir ein oder zwei Antworten. Denn wenn ich auf der Suche nach Euch nicht ganz Hampshire hätte durchqueren müssen, hätte ich gemütlich im Bett bleiben können …« Mit Eurer Schwester , setzte er in Gedanken hinzu, sagte jedoch: »Und schlafen können.«
    Die sonderbar hellen Augen richteten sich auf Cam. Ungewöhnliche Augen in der Farbe von Eiszapfen, die im blauen Zwielicht glitzerten. Cam hatte schon einmal jemanden mit diesen Augen gesehen, konnte sich aber nicht mehr erinnern, wer oder wann das gewesen war. Eine weit entfernte Erinnerung schwebte genau außerhalb seiner Reichweite.
    »Was wollt Ihr wissen?«, fragte Leo.
    »Warum hegt Ihr einen solchen Groll gegen Merripen? Liegt es an seinem charmanten Charakter
oder an dem Umstand, dass er ein Roma ist? Oder ist Eure Abneigung darin begründet, dass Eure Eltern ihn aufgenommen und wie einen der ihren erzogen haben?«
    »Nichts von alledem. Ich hasse Merripen, weil er mir den einzigen Wunsch ausgeschlagen hat, um den ich ihn je gebeten habe.«
    »Nämlich?«
    »Mich sterben zu lassen.«
    Cam dachte über die Antwort nach. »Ihr meint

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