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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Bruder, der nur zwei Plätze von der Spitze der Tafel entfernt saß, wurde mit derselben unermüdlichen Besorgnis gemustert. Als ihre Augen Christopher Frost erspähten, der am anderen Ende des Tisches saß, erstarrte sie auf einmal. Ihre Blicke trafen sich, und Amelia schluckte hart. Der Gadjo schien eine unerklärliche Faszination auf sie auszuüben. Es war unübersehbar, dass immer noch eine gewisse Anziehungskraft zwischen den beiden bestand. Und nach Frosts Gesichtsausdruck zu schließen, war er durchaus nicht abgeneigt, ihre Bekanntschaft wieder aufleben zu lassen.
    Es kostete Cam große Willenskraft, Christopher Frost nicht einfach eine Gabel in die Brust zu rammen. Er wollte Amelias Aufmerksamkeit. Ungeteilt und ausschließlich.
    »Bei der ersten großen Abendgesellschaft, der ich in London beiwohnte«, erzählte er Amelia, »glaubte ich schon, ich würde hungrig nach Hause gehen.«
    Erfreut stellte er fest, dass sich Amelia augenblicklich zu ihm umwandte. Ihr Interesse war geweckt. »Weshalb?«
    »Weil ich glaubte, dass die Gadjos die kleinen Beilagenteller zum Hauptgang benutzen. Was bedeutet hätte, dass ich nicht viel zu essen bekäme.«
    Amelia lachte. »Es musste eine wahre Erleichterung für Euch gewesen sein, als sie die großen Teller servierten.«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich war viel zu beschäftigt, die Tischregeln zu erlernen.«
    »Zum Beispiel?«

    »Sich an einen festen Platz zu setzen, weder über Politik noch körperliche Befindlichkeiten zu sprechen, die Suppe von der Seite des Löffels zu essen, das Nussbesteck nicht als Gabel zu benutzen und niemals einem anderen Gast Essen vom eigenen Teller anzubieten.«
    »Die Roma essen vom Teller der anderen?«
    Er ließ sie keine Sekunde aus den Augen. »Würden wir nach Art der Zigeuner essen und vor einem Feuer sitzen, würde ich Euch das saftigste Stück Fleisch abgeben. Das weiche Innere des Brotlaibs. Den süßesten Teil der Frucht.«
    Das Blut schoss Amelia in die Wangen, und sie griff nach ihrem Weinglas. Nach einem kleinen Schluck sagte sie, ohne zu ihm aufzuschauen: »Merripen spricht nur selten über solche Dinge. Ich habe wohl mehr von Euch über das Leben der Roma gelernt als von ihm in den zwölf Jahren, die ich ihn nun schon kenne.«
    Merripen … der wortkarge Chal , der sie in London begleitet hatte. Die enge Vertrautheit zwischen den beiden war damals deutlich zu spüren gewesen. Anscheinend war Merripen für sie mehr als nur ein Diener.
    Bevor Cam das Gespräch vertiefen konnte, wurde die Suppe hereingetragen. Lakaien und Hausdiener arbeiteten geschickt Hand in Hand, um riesige dampfende Terrinen wie aus dem Nichts auftauchen zu lassen: Brennnesselsuppe mit Käse und Kümmel, mit Zitrone und Dill verfeinerte Lachssuppe, Brunnenkressesuppe garniert mit Fasanenstreifen sowie Champignonsuppe mit saurer Sahne und einem Schuss Brandy.

    Nachdem sich Cam für die Brennnesselsuppe entschieden hatte, wurde sie in einer flachen Schüssel aus feinstem Porzellan serviert. Anschließend wollte er das Gespräch mit Amelia wieder aufnehmen. Zu seinem großen Ärger musste er feststellen, dass sie nun von dem Mann zu ihrer Rechten in Beschlag genommen war, der voll Begeisterung seine Sammlung fernöstlicher Nippes bis ins kleinste Detail beschrieb.
    Amelia schien ihrem Tischnachbar jedoch nur mit halbem Ohr zu lauschen. Ihre Aufmerksamkeit war ganz auf die Unterhaltung gerichtet, die am anderen Ende des Tisches zwischen Lord Westcliff und ihrem Bruder Leo stattfand. Ihr Gesicht wirkte gelassen, aber ihre Finger hielten den Griff der Gabel verkrampft umklammert.
    »… anscheinend besitzt Ihr ein großes Stück äußerst fruchtbares Land, das brachliegt …«, schwadronierte Westcliff, während Leo ohne echtes Interesse zuhörte. »Ich werde Euch meinen Verwalter schicken, damit er Euch über die handelsüblichen Konditionen in Bezug auf Pächter hier in Hampshire unterrichtet. Normalerweise werden diese Verträge nicht schriftlich festgehalten, was bedeutet, dass es auf beiden Seite eine Sache der Ehre ist, dass man sich an die Absprachen hält …«
    »Vielen Dank«, erwiderte Leo, nachdem er sein Glas Wein in einem einzigen gierigen Schluck geleert hatte, »aber ich werde mich selbst zu gegebener Zeit um meine Pächter kümmern, Mylord.«
    »Leider läuft vielen von ihnen die Zeit davon«, entgegnete Westcliff. »Ein Großteil der Häuser, in denen Eure Pächter wohnen, sind völlig heruntergekommen.
Die Menschen, die nun von Euch abhängig

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