Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
erschrocken das Gesicht verzogen und vor Entsetzen aufgestöhnt, als Swansea genüsslich beschrieb, wie der Tiger sein Opfer bei lebendigem Leib fraß. »Ein schreckliches Untier!«, hatte eine der Damen gerufen.
    Doch sobald Amelia Hathaway das Zimmer betrat, hatte Cam plötzlich großes Verständnis für den Tiger gezeigt. Nichts wäre ihm lieber gewesen, als Amelia in den zarten Nacken zu beißen und sie zu einem abgeschiedenen Ort zu zerren, um sich stundenlang mit ihr zu vergnügen. Inmitten der elegant gekleideten Frauen stach Amelia in ihrem schlichten Kleid und ohne jeglichen Hals- oder Ohrschmuck wie eine zarte Blume heraus. Sie sah frisch, reizend und verlockend aus. Er wollte mit ihr allein sein, draußen unter freiem Himmel, wollte seine Hände lustvoll über ihren nackten Körper gleiten lassen. Aber er wusste genau, dass solch frivole Gedanken über eine ehrbare junge Frau zu nichts führten.

    Interessiert beobachtete er die kleine Szene um Amelia, ihren Bruder, Lord Ramsay, und den Architekten, Mr. Christopher Frost. Er konnte zwar ihr Gespräch nicht mitanhören, las aber viel aus ihrer Körperhaltung. Da schwankte Amelia kaum merklich und musste sich an ihrem Bruder abstützen. Es war offensichtlich, dass Amelia und Frost eine gemeinsame Vergangenheit verband … eine Liebesgeschichte, die schlimm geendet hatte, vermutete Cam. Er stellte sie sich zusammen vor, Amelia und Frost. Dieses Bild brachte sein Blut mehr in Wallung, als ihm lieb war. Mit aller Kraft kämpfte er seine unangebrachte Neugierde nieder und versuchte, seine Gedanken in andere Bahnen zu lenken.
    Während er sich das langwierige und eintönige Abendessen ausmalte, das ihn nun erwartete, mit sich unendlich hinziehenden Gängen und einschläfernden Unterhaltungen voller Höflichkeitsfloskeln, musste Cam schwer seufzen. Er hatte sich die guten Umgangsformen der Oberschicht zu eigen gemacht, kannte die strengen Grenzen, in denen man sich auf dem gesellschaftlichen Parkett bewegen durfte. Anfangs hatte er das alles als ein Spiel aufgefasst, bei dem er das affektierte Verhalten der privilegierten Fremden erlernte. Aber allmählich war er es leid, sich am Rand der Gadjo -Welt aufzuhalten. Die meisten von ihnen wollten ihn ebenso wenig in ihrer Mitte haben, wie es ihm gefiel, ein Teil von ihnen geworden zu sein.
    Es hatte vor ungefähr zwei Jahren begonnen, als St. Vincent ihm ein Bankbuch in derselben beiläufigen Art zugeworfen hatte, mit der er auch einen Schlagball weggeschleudert hätte.

    »Ich habe für dich ein Konto beim London Banking House eingerichtet«, hatte St. Vincent gesagt. »Es liegt in der Fleet Street. Dein Anteil am Gewinn im Jenners wird dort monatlich hinterlegt. Verwalte das Geld selbst oder lass es für dich verwalten, ganz wie du willst.«
    »Ich will keinen Anteil am Gewinn«, hatte Cam entschlossen erklärt, während er lustlos und ohne großes Interesse das Bankbuch durchgeblättert hatte. »Mein Lohn reicht mir.«
    »Dein Lohn deckt nicht einmal die Kosten für meinen Schuhputzer.«
    »Es ist mehr als genug. Und ich wüsste überhaupt nicht, was ich damit anstellen sollte.« Cam war erschüttert gewesen über die Zahlen auf der Guthabenseite. Mit einem grimmigen Blick auf St. Vincent hatte er das Buch auf einen der Tische geschleudert. »Ich will es nicht.«
    St. Vincent war gleichzeitig belustigt und verärgert gewesen. »Verdammt nochmal, jetzt da mir der Laden gehört, kann ich es mir nicht leisten, dich mit Almosen abzuspeisen! Glaubst du, ich lasse mir nachsagen, ich sei ein Geizkragen?«
    »Du bist schon Schlimmeres genannt worden«, hatte Cam zu bedenken gegeben.
    »Es macht mir nichts aus, wenn die Leute mich mit Schlimmerem beschimpfen, wenn ich es verdiene. Und bei den meisten Anschuldigungen treffen sie sicherlich genau ins Schwarze.« St. Vincent hatte Cam nachdenklich angesehen, bevor ihm ein Geistesblitz gekommen war, eine plötzliche Eingebung, die man einem ehemaligen Schürzenjäger niemals zugetraut hätte: »Es bedeutet doch nichts, und das weißt du. Es
macht dich nicht weniger zu einem Roma, egal ob ich dich in Pfund, Walfischzähnen oder Perlen bezahle.«
    »Ich bin schon viel zu viele Kompromisse eingegangen. Seit ich in London bin, lebe ich unter ein und demselben Dach, trage Gadjo -Kleidung und arbeite für Lohn. Aber das hier geht entschieden zu weit.«
    »Ich habe dir lediglich ein Bankbuch gegeben, Rohan«, sagte St. Vincent spöttisch, »keinen Haufen Dung.«
    »Ich hätte den Dung

Weitere Kostenlose Bücher