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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Polsterbank waren vorhanden, und von den weißen Säulen, die die Wände des Wintergartens säumten, hingen üppige grüne Hängepflanzen herab. Schwere Wolken türmten sich draußen am Himmel auf, während hell leuchtende Fackeln dunkle Schatten auf den Erdboden warfen.
    Sobald die Türen geschlossen waren, stürmte Amelia mit hoch erhobenen Armen auf ihre Schwester zu. Zuerst glaubte Cam, sie wolle Beatrix schütteln, doch stattdessen zog sie das Mädchen fest an sich. Amelias Schultern zitterten, und sie bekam kaum Luft vor lautem Gelächter.
    »Bea … das hast du … absichtlich getan, nicht wahr? Zuerst habe ich meinen Augen nicht getraut … plötzlich ist eine Eidechse über den Tisch gelaufen …«
    »Ich musste doch etwas tun«, protestierte Beatrix mit gedämpfter Stimme. »Leo hat sich so schrecklich aufgeführt – ich habe nicht genau verstanden, was er gesagt hat, aber ich habe Lord Westcliffs Gesicht gesehen …«
    »Oh … oh …«, kicherte Amelia. »Armer Westcliff … in einem Moment versucht er, die Pächter
vor Leos Tyrannei zu schützen, und im nächsten rast Schuppi am Brot vorbei …«
    »Wo ist eigentlich Schuppi?« Rasch wand sich Beatrix aus Amelias Umarmung und ging auf Cam zu, der ihr die Eidechse reichte. »Vielen Dank, Mr. Rohan. Ihr habt sehr geschickte Hände.«
    »Das wurde mir schon häufig nachgesagt.« Er lächelte sie an. »Eidechsen sind glückbringende Tiere. Manche Menschen glauben, ihre Besitzer haben prophetische Träume.«
    »Wirklich?« Beatrix starrte ihn fasziniert an. »Wenn ich darüber nachdenke, habe ich tatsächlich in letzter Zeit mehr geträumt als gewöhnlich …«
    »Meine Schwester braucht in dieser Hinsicht keine Ermunterung«, sagte Amelia scharf und bedachte Beatrix mit einem vielsagenden Blick. »Es ist an der Zeit, dass du dich von Schuppi verabschiedest.«
    »Ja, ich weiß.« Beatrix seufzte schwer und spähte durch die Zwischenräume ihrer Finger zu ihrem ehemaligen Haustier. »Ich werde ihr jetzt die Freiheit schenken. Ich denke, Schuppi lebt lieber hier als auf dem Ramsay Anwesen.«
    »Wer nicht? Geh und such einen hübschen Ort für sie aus, Bea. Ich werde hier auf dich warten.«
    Während ihre Schwester davonhuschte, wandte sich Amelia um und ließ die Augen über die im Dämmerlicht liegenden Außengebäude schweifen.
    »Was tut Ihr da?«, fragte Cam und stellte sich neben sie.
    »Ich präge mir Stony Cross Manor genau ein, da es das letzte Mal sein wird, dass wir es zu Gesicht bekommen.«
    Er grinste. »Das bezweifle ich. Die Westcliffs haben
schon Gäste auch weiterhin eingeladen, die viel Schlimmeres angestellt haben.«
    »Etwas Schlimmeres, als Eidechsen auf dem Esszimmertisch frei herumlaufen zu lassen? Gütiger Himmel, sie müssen sich verzweifelt nach Gesellschaft sehnen.«
    »Sie sind sehr tolerant, was die Verschrobenheiten anderer Menschen anbelangt.« Er machte eine kurze Pause, bevor er leise hinzufügte: »Was sie jedoch nicht dulden, ist Herzlosigkeit.«
    Bei der Anspielung auf ihren Bruder legte sich ein Schatten auf Amelias Gesicht, und ihre ausgelassene Laune verwandelte sich in tiefe Wehmut. »Früher war Leo nicht so hartherzig.« Sie schlang sich die Arme fest um den Körper, als wollte sie sich Trost spenden. »Erst im vergangenen Jahr ist er so unerträglich geworden. Er ist nicht mehr er selbst.«
    »Weil er den Titel geerbt hat?«
    »Nein, damit hat das nichts zu tun. Es …« Sie sah von Cam weg und schluckte. Er hörte, wie sie unter den Röcken nervös mit dem Fuß auf den Boden tippte. »Leo hat jemanden verloren«, sagte sie schließlich. »Das Fieber hat viele Menschen im Dorf auf dem Gewissen – auch das Mädchen, mit der er … nun, er war mit ihr verlobt. Laura.« Der Name schien ihr im Hals steckenzubleiben. »Sie war auch meine und Wins beste Freundin. Ein wunderschönes Mädchen. Sie zeichnete und malte hervorragend. Sie besaß ein Lachen, das unglaublich ansteckend war.«
    Amelia schwieg eine Weile, hing versunken ihren Erinnerungen nach. »Laura war eine der Ersten, die erkrankte«, fuhr sie fort. »Leo wachte jede freie Minute an ihrem Bett. Niemand hätte gedacht, dass sie
sterben könnte … es geschah unerwartet schnell. Nach drei Tagen war sie so fiebrig und schwach, dass man kaum ihren Puls fühlen konnte. Schließlich verlor sie das Bewusstsein und starb wenige Stunden später in Leos Armen. Er kehrte nach Hause zurück und brach zusammen. Da erst bemerkten wir, dass er sich angesteckt hatte. Und dann

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