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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hierherzukommen. Ein neuer Ort mit neuen Möglichkeiten. Vielleicht wendete sich das Blatt der Hathaways endlich.
    Ausgerüstet mit einem Besen, einem Staubwedel, einer Handschaufel und einem Stapel Lappen ging Amelia die Treppe hinauf in eines der Zimmer, die sie noch nicht erkundet hatten. Sie musste ihr gesamtes Gewicht einsetzen, um die verkantete Tür aufzudrücken, die mit einem Poltern nachgab und sich dann knarrend öffnete – die Angeln waren seit einer Ewigkeit nicht mehr geölt worden. Allem Anschein nach war es ein kleiner Salon mit in der Wand eingelassenen Bücherregalen – in denen sich jedoch nur zwei Bände befanden.
    Amelia sah sich die staubbedeckten Bücher genauer
an, deren schäbige Ledereinbände mit einem spinnenartigen Netz aus Rissen überzogen war, und las den ersten Titel: Vornehmes Angeln. Ein Symposium über die Kunst des Fischens mit einer Einführung über Karpfen und Hechte . Kein Wunder, dass das Buch von seinen ehemaligen Besitzern zurückgelassen worden war, dachte sie amüsiert. Der zweite Titel war schon vielversprechender: Liebesabenteuer am englischen Hofe unter der Regierung von Charles II . In der Hoffnung, es enthielte pikante Einzelheiten, über die sie und Win später lachen konnten, stellte sie die Bücher zurück ins Regal und ging zu den zugezogenen Vorhängen, um die Fenster zu öffnen. Die ursprüngliche Farbe des Vorhangstoffes war zu einem tristen Grau ausgeblichen, der Samt zerschlissen und von Motten zerfressen.
    Als Amelia die Übergardine zur Seite schieben wollte, löste sich die Messingstange aus der Verankerung und fiel laut polternd zu Boden. Eine Staubwolke umhüllte Amelia, und sie musste niesen. Aus dem Erdgeschoss hörte sie eine Stimme, die sich erkundigte, ob alles in Ordnung sei – wahrscheinlich Merripen.
    »Mir geht’s gut«, rief sie zurück, hob einen Lappen auf, wischte sich übers Gesicht und entriegelte das schmutzige Fenster. Es klemmte. Sie drückte fest gegen den Holzrahmen. Dann noch einmal, und schließlich versetzte sie ihm mit aller Gewalt einen heftigen Stoß. Das Fenster gab mit einem jähen Ruck nach, und Amelia verlor das Gleichgewicht. Sie stürzte nach vorne, packte verzweifelt nach dem Fensterflügel, um daran Halt zu finden, aber er schwang nach außen auf. Panik erfasste sie.
    Doch im selben Augenblick vernahm Amelia ein
gedämpftes Geräusch hinter sich und wurde mit einer solchen Kraft zurückgerissen, dass selbst ihre Knochen protestierten. Sie schwankte und schlug mit voller Wucht gegen etwas Festes, das dennoch weich war. Hilflos fiel sie taumelnd zu Boden.
    Als sie der Länge nach auf einer breiten, männlichen Brust lag, erspähte sie ein dunkles Gesicht unter sich und murmelte verwirrt: »Merri…«
    Aber es waren nicht Merripens mitternachtsschwarze Augen, die zu ihr heraufblickten. Sie waren heller, glichen glühendem Bernstein. Freudige Erregung schoss durch ihren Körper.
    »Wenn Ihr es Euch zur Gewohnheit macht, dass ich ständig als Euer Retter auftreten muss«, bemerkte Cam Rohan beiläufig, »sollten wir eine Belohnung aushandeln.« Mit diesen Worten schob er ihr das verrutschte Tuch vom Kopf.
    Tiefe Scham wischte jede andere Gefühlsregung beiseite. Amelia wusste genau, wie sie aussah: zerzaust, verdreckt und staubig. Weshalb ließ er keine Gelegenheit aus, ihr immer dann über den Weg zu laufen, wenn sie gerade keine besonders vorteilhafte Figur machte?
    Atemlos keuchte sie eine Entschuldigung und versuchte, sich von ihm wegzudrücken, aber das Gewicht ihrer Unterröcke und ihr steifes Korsett machten es schier unmöglich.
    »Nein … wartet …« Rohan sog scharf die Luft ein, als sie sich auf ihm wand, und rollte sie beide zur Seite.
    »Wer hat Euch überhaupt ins Haus gelassen?«, brachte Amelia schließlich hervor.
    Rohan warf ihr einen Unschuldsblick zu. »Niemand.
Die Tür war nicht abgeschlossen und die Eingangshalle leer.« Er befreite sich von ihren Unterröcken und half Amelia beim Hinsetzen. Nie zuvor hatte sie einen Menschen kennengelernt, der sich mit einer solch graziösen Eleganz bewegte.
    »Habt Ihr dieses Haus eigentlich begutachten lassen?«, erkundigte er sich. »Es würde mich nicht wundern, wenn es im nächsten Moment einstürzte. Bevor ich eingetreten bin, habe ich rasch noch ein Stoßgebet an Butyakengo geschickt.«
    »An wen?«
    »Den Schutzheiligen der Zigeuner.« Er lächelte sie an. »Aber nun, da ich schon einmal hier bin, werde ich es wohl darauf ankommen lassen. Wenn ich Euch

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