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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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hier, bei Euch.«
    »Bringt mich weg«, flüsterte sie verzweifelt. Ihr Herz schlug wie ein Hammer, ließ ihren Körper erbeben und verscheuchte jeden vernünftigen Gedanken aus ihrem Bewusstsein. Sie spürte, wie Rohan einige der neugierigen Tiere von ihrem Haar und dem Rücken fegte. Dann schlossen sich seine Arme um ihren Oberkörper, und seine breiten Schultern schmiegten sich an ihre Wange.
    »Das werde ich, meine Liebe. Legt die Arme um meinen Hals.«
    Sie tastete blind nach ihm. Ihr war übel, und sie fühlte sich schwach und verwirrt. Die Muskeln an Rohans Nacken spannten sich leicht an, während er sich zu Amelia hinabbeugte und sie mit derselben Leichtigkeit hochhob, als sei sie ein kleines Kind. »Na also«, murmelte er. »Ich habe Euch.« Ihre Füße verließen den Boden. Amelia schwebte und wurde gleichzeitig sanft hin und her gewiegt. Nichts von all dem schien real zu sein: das Wirbeln, die summenden Bienen, die harte Brust und unnachgiebigen Arme,
die sie sicher und schützend hielten. Auf einmal kam ihr der Gedanke, dass sie ohne Cam Rohan womöglich gestorben wäre. Aber er war so ruhig und bestimmt, so unerschütterlich und mutig. Die furchtbare Panik, die sie fest in ihrem Griff hatte, löste sich allmählich. Sie schmiegte das Gesicht an seine Schulter und entspannte sich.
    Sein Atem, der ihre Wange streifte, war warm und gleichmäßig. »Für einige Menschen ist die Biene ein heiliges Insekt«, sagte er. »Ein Symbol der Wiedergeburt.«
    »Ich glaube nicht an Wiedergeburt«, murmelte sie.
    Ein Lächeln lag in seiner Stimme. »Welch eine Überraschung! Die Gegenwart von Bienen in Eurem Haus ist zumindest ein Omen für etwas Schönes, das hier geschehen wird.«
    Ihre Stimme wurde von der edlen Wolle seines Mantels gedämpft. »Und w…was bedeutet es, wenn es Tausende von Bienen sind?«
    Seine Lippen hauchten sanft gegen ihre kalte Ohrmuschel. »Wahrscheinlich, dass es immer genug Honig zum Tee geben wird. Wir übertreten nun die Türschwelle. Ich werde Euch gleich absetzen.«
    Amelia barg ihr Gesicht in seinen Armen, ihre Fingerspitzen gruben sich tiefer in seine Kleidung. »Folgen sie uns?«
    »Nein. Sie bleiben in der Nähe ihres Bienenstocks. Ihr Hauptinteresse liegt darin, die Königin vor Feinden zu schützen.«
    »Von mir jedenfalls hat sie nichts zu befürchten!«
    Leises Gelächter erscholl. Mit äußerster Vorsicht setzte er Amelia ab. Während er einen Arm um ihre Hüfte geschlungen ließ, schloss er mit der
anderen die Tür. »Na also. Wir haben es geschafft. Ihr seid in Sicherheit.« Mit der Hand strich er behutsam über ihr Haar. »Ihr könnt jetzt die Augen öffnen.«
    Amelia klammerte sich an das Revers seines Mantels, blieb wie erstarrt stehen und wartete verzweifelt auf ein Gefühl der Erleichterung, das sich nicht einstellte. Ihr Herz raste wild und viel zu schnell. Ihre Brust schmerzte, das Atmen fiel ihr schwer. Sie schlug die Augen auf, sah jedoch nichts weiter als einen Funkenregen.
    »Amelia … ganz ruhig. Alles ist in Ordnung.« Seine Hände fegten die Schauder fort, die ihr den Rücken hinabrannen. »Tief durchatmen, Liebes.«
    Aber sie konnte nicht. Ihre Lungen würden jeden Moment explodieren. Egal, wie sehr sie es versuchte, sie bekam nicht genügend Luft. Bienen … das summende Dröhnen hallte immer noch in ihren Ohren wider. Rohans Stimme drang wie aus weiter Ferne zu ihr, und als sie in einen weichen grauen Schleier sank, spürte sie, wie sich seine Arme wieder um sie schlossen.
    Nach einer Minute oder einer Stunde – Amelia hätte nicht sagen können, wie lange sie ohnmächtig gewesen war – drangen angenehme Sinneseindrücke durch den Nebel. Jemand strich ihr sanft über die Stirn. Zärtliche Finger berührten ihre Augenlider, glitten über ihre Wangen. Starke Arme hielten sie fest, während ihr ein angenehmer Geruch in die Nase stieg. Ihre Wimpern flatterten, und sie drehte sich genüsslich zu der Wärmequelle.
    »Na also«, kam ein leises Murmeln.
    Als Amelia die Augen aufschlug, sah sie Cam
Rohans Gesicht über ihrem. Sie saßen auf dem Fußboden des Korridors – und Rohan hielt sie in seinem Schoß. Als sei die Situation nicht schon peinlich genug, war ihr Mieder aufgegangen, und die Haken ihres Korsetts waren gelöst. Allein ihr zerknittertes Hemdchen bedeckte keusch ihre Brust.
    Amelia versteifte. Bis zu diesem Moment hatte sie nicht geahnt, welch tiefes Gefühl von Demütigung man durchleben konnte. Am liebsten wäre sie im Erdboden versunken. »Mein

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