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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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behilflich sein dürfte?« Er zog Amelia langsam auf die Beine und ließ sie erst los, als sie das Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Die Berührung seiner Hände sandte Wonneschauer an ihren Armen entlang, und sie schnappte keuchend nach Luft.
    »Warum seid Ihr hier?«, wollte sie wissen.
    Rohan zuckte mit den Achseln. »Ich statte Euch lediglich einen Höflichkeitsbesuch ab. Es gibt nicht viel zu tun in Stony Cross Park. Die Jagdsaison auf Füchse wurde heute eröffnet.«
    »Und Ihr nehmt nicht teil?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich gehe nur auf die Jagd, wenn ich Hunger habe, nicht zum Vergnügen. Und normalerweise neige ich dazu, mit dem Fuchs mitzufühlen, da ich schon das eine oder andere Mal in seiner Position war.«
    Er musste auf die Zigeunerjagden anspielen, dachte Amelia beunruhigt und war gleichzeitig von einer sonderbaren Neugierde gepackt. Es brannte ihr auf
der Zunge, ihn weiter auszufragen – doch der Unterhaltung musste ein Ende gesetzt werden.
    »Mr. Rohan«, sagte sie unbeholfen, »ich wünschte, ich könnte eine gute Gastgeberin sein, Euch in den Salon bitten und Erfrischungen anbieten. Ich habe jedoch keine Erfrischungen im Haus. Ich habe nicht einmal einen richtigen Salon. Bitte entschuldigt, falls ich unhöflich klingen mag, aber im Moment ist nicht der rechte Zeitpunkt für einen Besuch …«
    »Ich könnte Euch helfen.« Lächelnd lehnte er mit der Schulter gegen die Wand. »Ich kann gut mit den Händen arbeiten.«
    In seiner Stimme schwang kein süffisanter Unterton mit, und dennoch schoss Amelia die Schamesröte ins Gesicht. »Nein, vielen Dank. Ich bin überzeugt, dass Butayenko Euer Angebot missbilligen würde.«
    »Butyakengo.«
    Erpicht darauf, ihr sachkundiges Können unter Beweis zu stellen, schritt Amelia zum anderen Fenster und riss an dem Vorhang. »Vielen Dank, Mr. Rohan, aber wie Ihr seht, habe ich die Situation völlig unter Kontrolle.«
    »Ich denke, ich werde trotzdem noch ein bisschen bleiben. Da ich Euch abgehalten habe, aus dem einen Fenster zu fallen, wäre es doch eine Schande, wenn Ihr nun aus dem anderen stürzen solltet.«
    »Das werde ich nicht. Mir geht es gut. Ich habe alles im Griff …« Sie zerrte noch fester, da knallte auch diese Vorhangstange auf den Boden. Aber im Gegensatz zu dem anderen Stoff, der mit uraltem Samt gefüttert gewesen war, war dieser mit einem schimmernden, sich kräuselnden Tuch vernäht, einer Art …

    Amelia war vor Entsetzen wie gelähmt. Die ganze Rückseite des Vorhangs war von Bienen übersät. Bienen! Hunderte, nein, Tausende von ihnen summten wutentbrannt, schlugen unnachgiebig mit den Flügeln und stoben in einer schillernden Wolke vom zerknitterten Samt empor, während sich ein weiterer Schwall aus einem Spalt in der Wand ergoss, in der ein aufgebrachter Bienenstock pulsierte. Wie Flammen züngelten die Insekten um Amelias erstarrte Gestalt.
    Amelia konnte regelrecht spüren, wie sie erbleichte. »O mein Gott …«
    »Nicht bewegen!« Rohans Stimme war erstaunlich ruhig. »Nicht nach ihnen schlagen!«
    Nie zuvor hatte eine solche Urangst Besitz von ihr ergriffen, hatte unter ihrer Haut zu kribbeln begonnen und sich dann jeder ihrer Poren bemächtigt. Ihr Körper schien Amelia nicht mehr zu gehorchen. Die Luft surrte vor Bienen, Bienen und nochmals Bienen.
    Es wäre wahrlich kein schöner Tod. Amelia presste die Augen fest zusammen und zwang sich, bewegungslos dazustehen, während sich jeder ihrer Muskeln verkrampfte und sie anflehte, endlich etwas zu tun. Die Insekten schwirrten in geschmeidigen Formationen um sie herum, berührten ihre Ärmel, Hände, Schultern.
    »Sie haben mehr Angst vor Euch als Ihr vor ihnen«, hörte sie Rohan beruhigend sagen.
    Amelia war sich nicht so sicher. »Das sind keine e…e…erschrockenen Bienen.« Ihre Stimme klang, als spräche eine andere Person aus ihr. »Das sind e…e…erboste Bienen.«
    »Sie scheinen tatsächlich ein wenig aufgeregt zu
sein«, räumte Rohan ein und kam langsam auf sie zu. »Es könnte am Kleid liegen, das Ihr tragt – vielleicht gefällt es ihnen nicht.« Eine kurze Pause folgte. »Oder sie haben Euch übelgenommen, dass Ihr gerade die Hälfte ihres Bienenstocks aus der Wand gerissen habt.«
    »Wie könnt Ihr die F-Frechheit besitzen, Euch auch noch zu amüsieren …« Sie brach mitten im Satz ab und bedeckte das Gesicht mit den Händen. Sie zitterte am ganzen Körper.
    Seine beschwichtigende Stimme übertönte das Summen. »Seid still! Alles ist in Ordnung. Ich bin

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