Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
Vom Netzwerk:
ich nichts weiter als eine interessante Kuriosität.«
    »Eine verdammt erfolgreiche Kuriosität. Und du hast die einmalige Gelegenheit, ein Stellvertreter für dein Volk zu sein …«
    »Gütiger Himmel!« Cam lachte spöttisch. »Wenn es je so weit kommt, sollte man mich erschießen.«

    Der Earl hob sein silbernes Briefsiegel vom Schreibtisch und betrachtete übertrieben angestrengt die Gravur. Mit dem Daumennagel kratzte er einen Wachstropfen weg, der die polierte Oberfläche verunzierte. Cam ließ sich von Westcliffs plötzlicher Zurückhaltung nicht täuschen.
    »Obwohl du anscheinend dein ganzes Leben auf den Kopf stellen willst«, murmelte der Earl, »ist mir dein unverhohlenes Interesse an Miss Hathaway nicht entgangen.«
    Cams Miene blieb ausdruckslos, sein Lächeln war wie festgefroren. »Sie ist eine wunderschöne Frau. Nur ein Blinder würde das nicht bemerken. Aber das wird meine Zukunftspläne nicht beeinflussen.«
    »Noch nicht.«
    »Niemals«, erwiderte Cam und stutzte, als er die unnötige Schärfe in seiner Stimme vernahm. Augenblicklich passte er seinen Tonfall der Situation an. »Ich habe entschieden, in zwei Tagen abzureisen, nachdem St. Vincent und ich einige Dinge in Bezug auf den Club besprochen haben. Es ist unwahrscheinlich, dass ich Miss Hathaway wiedersehe.« Gott sei Dank, fügte er im Stillen hinzu.
    Die wenigen Male, an denen er Amelia Hathaway getroffen hatte, waren sonderbar verstörend gewesen. Cam konnte sich nicht erinnern, wann ihn eine Frau das letzte Mal derart in ihren Bann gezogen hatte. Er war kein Mann, der sich gerne in die Angelegenheiten anderer Menschen einmischte. Er hasste es, Ratschläge zu geben, und vergeudete nur wenig Zeit damit, sich den Kopf über Probleme zu zerbrechen, die nicht unmittelbar mit ihm zu tun hatten. Aber er fühlte sich unwiderstehlich zu Amelia hingezogen.
Sie war so herrlich ernst und derart damit beschäftigt, sich um jeden in ihrer Umgebung zu kümmern, dass es eine köstliche Versuchung war, sie aus der Fassung zu bringen. Ihr ein Lachen zu entlocken. Mit ihr zu spielen. Und all das könnte er, wenn er wollte. Und durch dieses Wissen fiel es ihm noch schwerer, sich von ihr fernzuhalten.
    Die Hartnäckigkeit, mit der sie sich um ihre Familie kümmerte, die großen Opfer, die sie für sie brachte … sprachen ihn tief in seinem Herzen an. In dieser Hinsicht ähnelte sie den Roma. Und dennoch war Amelia in allen anderen Dingen sein genaues Gegenteil. Sie war ein häusliches, sesshaftes Geschöpf, dem nichts wichtiger war, als Wurzeln zu schlagen. Es war wohl eine Ironie des Schicksals, dass er von einer Frau dermaßen fasziniert war, die all das verkörperte, wovor er zu fliehen versuchte.
     
    Es machte den Eindruck, als sei ganz Hampshire zum Besenmarkt erschienen, der traditionell seit über einem Jahrhundert am zwölften Oktober abgehalten wurde. Das Dorf mit seinen schmucken Geschäften und schwarz-weiß gedeckten Häusern sah beinahe unwirklich liebreizend aus. Menschenmassen drängten sich auf der Dorfwiese und in den angrenzenden Gässchen, in denen eine Vielzahl an Verkaufsbuden aufgebaut war. Überall wurden Kinderspielzeug, Berge an Nahrungsmitteln, Salz aus Lymington, hübsches Glasgeschirr, prächtige Stoffe und Honig aus der Gegend feilgeboten.
    Musikanten sangen und spielten auf ihren Fiedeln, was jedoch immer wieder von lautem Applaus übertönt wurde, sobald Gaukler ihre Kunststücke vollführten.
Das Anheuern der Arbeiter war bereits am Vormittag geschehen, während sich hoffnungsvolle Dienstboten und Mägde auf der Dorfwiese in einer Reihe aufgestellt und mit ihren zukünftigen Arbeitgebern gesprochen hatten. Nachdem eine Einigung getroffen worden war und ein symbolträchtiger Shilling den Besitzer gewechselt hatte, war der Rest des Tages dem Feiern vorbehalten.
    Merripen war am Morgen losgezogen, um zwei oder drei passende Dienstboten für Ramsay House zu finden, und kehrte am Nachmittag zusammen mit der gesamten Hathaway-Familie zum Fest zurück, wo Leo augenblicklich mit zwei Dorfschönheiten verschwand und seine Schwestern Merripens Obhut überließ.
    Während die Schwestern zwischen den Marktbuden entlangspazierten, labten sie sich an köstlichen Pasteten, Kuchen, Äpfeln und süßen Birnen, und zur allergrößten Freude der Mädchen an »Lebkuchengatten«. Die Lebkuchen in Gestalt eines Mannes waren in hölzernen Förmchen gebacken und anschließend mit Zuckerguss verziert worden. Der Bäcker beteuerte, dass jede

Weitere Kostenlose Bücher