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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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sei in Gefahr und könnte nicht länger bei ihnen leben.«
    »In Gefahr? Vor wem oder was?«
    »Das wollte sie mir nicht verraten. Einer meiner älteren Cousins – sein Name war Noah – hat mich nach London gebracht und mir eine Unterkunft und Arbeit besorgt. Er hat mir versprochen, zu mir zurückzukommen, sobald die Gefahr gebannt sei.«
    »Und in der Zwischenzeit habt Ihr im Club gearbeitet?«

    »Ja, der alte Jenner hatte mich als Laufbursche angestellt.« Bei der Erinnerung wurden Rohans Gesichtszüge weich. »In vielerlei Hinsicht war er wie ein Vater für mich. Natürlich war er aufbrausend und setzte seine Fäuste zu übereilt ein, aber er war ein guter Mann. Er hat sich um mich gekümmert.«
    »Es muss schwer für Euch gewesen sein«, sagte Amelia, die tiefes Mitleid für den Jungen verspürte, der er einst gewesen war, verlassen von seiner Familie und gezwungen, seinen eigenen Weg in der Welt zu gehen. »Warum habt Ihr nicht versucht, Eure Sippe zu finden?«
    »Ich hatte versprochen, es nicht zu tun.« Ein Blatt flatterte von einem Ast über ihren Köpfen herab. Rohan streckte den Arm aus und fing es geschickt mit der Hand auf, bevor er es an die Nase hielt, den süßlichen Duft einatmete und es dann Amelia reichte.
    »Ich habe jahrelang im Club auf Noahs Rückkehr gewartet«, fügte er ausdruckslos hinzu.
    Amelia zerrieb die spröde Oberfläche des Blattes zwischen ihren Fingerkuppen. »Aber er ist nicht gekommen.«
    Rohan schüttelte den Kopf. »Dann ist Jenner gestorben, und seine Tochter und sein Schwiegersohn haben den Club übernommen.«
    »Ihr seid in ihren Diensten gut behandelt worden?«
    »Zu gut.« Eine nachdenkliche Falte tauchte wie aus dem Nichts auf seiner Stirn auf. »Sie sind für meinen Glücksfluch verantwortlich.«
    »Ja, davon habe ich gehört.« Sie lächelte ihn an. »Da ich allerdings weder an Glück noch an Flüche glaube, bin ich ein wenig skeptisch.«
    »Es reicht, um einen Zigeuner zugrunde zu richten.
Egal was ich anstelle, werde ich von Tag zu Tag reicher.«
    »Wie furchtbar! Das muss äußerst unangenehm für Euch sein.«
    »Es ist tatsächlich sehr peinlich«, murmelte er mit einer Ernsthaftigkeit, die sie nicht anzweifelte.
    Halb amüsiert, halb neidisch, fragte Amelia: »Habt Ihr dieses Problem schon früher einmal gehabt?«
    Rohan schüttelte den Kopf. »Aber ich hätte es besser wissen müssen. Es ist mein Schicksal.« Er blieb stehen und hielt ihr seinen Zeigefinger hin, an dessen Gelenk mehrere sternförmige Linien zu sehen waren. »Reichtum«, war seine düstere Erklärung. »Der nicht so bald endet.«
    »Ihr könntet Euer Geld verschenken. Es gibt zahllose Wohltätigkeitsorganisationen und unzählige Menschen, die es dringend bräuchten.«
    »Und genau das habe ich auch vor. Bald.« Er nahm ihren Ellbogen und führte sie um eine unebene Grasnarbe. »Übermorgen fahre ich nach London zurück, um einen Nachfolger für den Club zu suchen.«
    »Und was werdet Ihr dann tun?«
    »Wie ein echter Roma leben. Ich werde eine Sippe finden, der ich mich anschließen kann. Keine Buchhaltung, keine Salatgabeln oder Schuhcreme mehr. Ich werde frei sein.«
    Er schien der festen Überzeugung, mit einem einfachen Leben zufrieden sein zu können – Amelia hingegen hatte ihre Zweifel. Die Schwierigkeit lag darin, dass es keinen Mittelweg gab. Man konnte kein umherziehender Zigeuner und gleichzeitig ein kultivierter Gentleman sein. Er musste eine Entscheidung treffen. Sie war zutiefst dankbar, dass in ihr keine
zwei Seelen wohnten. Sie wusste genau, wer und was sie war.
    Rohan führte sie zur Marktbude der Dorfschenke und kaufte zwei Gläser Pflaumenwein. Sie trank den süßen und gleichzeitig leicht scharfen Wein in gierigen Schlucken, was Rohan ein Lachen entlockte. »Nicht so schnell«, warnte er. »Das Zeug ist stärker, als Ihr denkt. Noch mehr, und ich muss Euch wie ein geschossenes Reh über den Schultern nach Hause tragen.«
    »Er ist nicht so stark«, protestierte Amelie, die den Alkohol in dem fruchtigen Wein nicht herausschmeckte. Er war köstlich, und der trockene, pflaumige Hochgenuss liebkoste ihre Zunge. Sie hielt dem Weinverkäufer den Kelch hin. »Ich nehme noch einen.«
    Obwohl echte Damen in der Öffentlichkeit weder aßen noch tranken, wurden die Anstandsregeln bei Bauernmärkten und Dorffesten beiseitegeschoben, und der Adel und das gemeine Volk saßen zusammen und ließen die strengen Konventionen außer Acht.
    Amüsiert leerte Rohan seinen eigenen Kelch und

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