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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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»Leo … Ich weiß, was du seit Lauras Tod durchmachst. Aber es gibt Menschen, die sich von einem solch tragischen Verlust erholen und glücklich werden …«
    »Ich werde niemals wieder glücklich sein«, fuhr Leo sie schroff an. »Für mich gibt es keine Hoffnung. Sie hat jegliche Freude mit ins Grab genommen. Um Himmels willen, Amelia … kümmere dich um jemand anderen und lass mich endlich in Ruhe!«

Elftes Kapitel
    Am Morgen nach Amelia Hathaways Besuch machte sich Cam auf den Weg zu Lord Westcliffs Arbeitszimmer, wo er an der offenen Tür stehen blieb. »Mylord.«
    Er unterdrückte ein Lächeln, als er unter dem Mahagonischreibtisch den Porzellankopf einer Puppe sowie die Überreste eines Stückes Honigkuchen bemerkte. Cam wusste, wie abgöttisch der Earl seine Tochter liebte, und anscheinend hatte sich Westcliff selbst gegen ihren Überfall in seinem heiligsten Refugium nicht zur Wehr setzen können.
    Der Earl sah von seinen Unterlagen auf und bedeutete Cam, einzutreten. »Ist es eine englische Sippe?«, erkundigte er sich ohne Umschweife.
    Cam nahm auf dem Stuhl Platz, der ihm angeboten worden war. »Nein – sie wird von einem Mann namens Danior angeführt. Sie haben die Zeichen an den Bäumen gesehen.«
    Am frühen Morgen hatte einer von Westcliffs Pächtern gemeldet, dass Zigeuner in der Nähe des Flusses ihr Lager aufgeschlagen hatten. Im Gegensatz zu vielen anderen Großgrundbesitzern in Hampshire duldete der Earl die Anwesenheit von Zigeunern auf seinem Besitz, solange sie keinen Unfug trieben und seine Gastfreundschaft nicht überstrapazierten.
    Gelegentlich hatte Westcliff den Roma sogar Essen und Wein geschenkt. Sie hatten anschließend an den
Bäumen am Fluss Markierungen hinterlassen, die bedeuteten, dass hier freundliche Menschen wohnten. Für gewöhnlich blieben sie nur wenige Tage und reisten ab, ohne irgendeinen Schaden auf dem Anwesen verursacht zu haben.
    Sobald Cam von dem Zigeunerlager erfahren hatte, wollte er mit den Neuankömmlingen reden und ihre Pläne erfragen. Westcliff hatte selbstverständlich eingewilligt und nutzte dankbar die Gelegenheit, einen Mittelsmann zu schicken, der der Sprache der Roma mächtig war.
    Es war eine nette Abwechslung für Cam gewesen. Die Sippe war klein, der Anführer ein zuvorkommender Mann, der ihm glaubwürdig versicherte, dass sie keinerlei Schwierigkeiten bereiten würden.
    »Sie wollen eine Woche bleiben, nicht länger«, erzählte Cam nun Westcliff.
    »Gut.«
    Seine barsche Antwort entlockte Cam ein Lächeln. »Es gefällt dir gar nicht, dass Roma hier sind.«
    »Ihr Kommen steht nicht gerade ganz oben auf meiner Wunschliste«, gestand Westcliff. »Ihre Anwesenheit macht die Dorfbewohner und meine Pächter nervös.«
    »Aber dennoch dürfen sie bleiben. Warum?«
    »Zum einen können wir ihr Treiben besser im Auge behalten, wenn sie sich in unserer unmittelbaren Nähe aufhalten. Zum anderen …« Westcliff legte eine kurze Pause ein und schien seine Worte mit ungewöhnlichem Bedacht zu wählen. »Viele halten Zigeuner für ein herumziehendes Volk, für Bettler und Diebe. Andere hingegen wissen zu schätzen, dass sie ihre eigene Kultur besitzen. Wenn man jedoch den
zweiten Standpunkt vertritt, kann man sie nicht dafür bestrafen, dass sie ein naturnahes Leben gewählt haben.«
    Beeindruckt hob Cam die Augenbrauen. Es kam nur selten vor, dass jemand – ganz zu schweigen von jemandem aus der Oberschicht – die Roma vorurteilsfrei behandelte. »Und du vertrittst den zweiten Standpunkt?«
    »Ich bin geneigt, diese Auffassung zu vertreten …« Westcliff lächelte gequält, als er zögerlich hinzufügte: »Auch wenn ich im selben Atemzug nicht verhehlen kann, dass naturnahe Menschen gelegentlich lange Finger haben.«
    Cam grinste. »Die Roma glauben, dass niemandem das Land oder die Früchte gehören, die darauf wachsen. Streng genommen kann man nichts stehlen, das allen Menschen gehört.«
    »Meine Pächter würden da vehement widersprechen«, erwiderte Westcliff trocken.
    Cam beugte sich vor und legte die Hände auf die Stuhllehne. Seine Goldringe hoben sich schimmernd gegen das Mahagoni ab. Im Gegensatz zum Earl, der einen maßgeschneiderten, eleganten Anzug und eine perfekt geknotete Halsbinde trug, hatte Cam Stiefel, eine Reithose und ein weißes Hemd ohne Stehkragen vorgezogen. Es wäre unangebracht gewesen, die Roma in der förmlichen, hochgeschlossenen Kleidung eines Gadjo zu besuchen.
    Westcliff sah ihn eindringlich an. »Was ist vorgefallen?

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