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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Cam.«
    Sie wartete, bis er das Zimmer verlassen hatte, bevor sie vor Erleichterung zusammensackte.

    Da Cam unter allen Umständen der erdrückenden Enge des Hauses entfliehen musste, eilte er ins Freie. Das fahle Mondlicht fädelte sich wie ein glimmendes Band durch die tiefe Dunkelheit. Er wanderte zu einer Baumgruppe an der Steinmauer, die bei Tag einen wunderschönen Blick über den Fluss bot. Mühelos zog er sich hoch, setzte sich mit baumelnden Beinen an den Rand und lauschte dem Wasser und den nächtlichen Geräuschen. Rauch hing in der Luft, der sich mit den Gerüchen des Waldes und der Erde vermischte.
    Cam versuchte, das Durcheinander an Gefühlen zu ordnen.
    Niemals zuvor hatte er Eifersucht verspürt, doch als er Amelia und Christopher Frost in inniger Umarmung gesehen hatte, war in Cam das überwältigende Bedürfnis aufgestiegen, den Mistkerl zu ermorden. Jede Faser seines Körpers hatte ihm zugeschrien, dass Amelia zu ihm gehörte, ihm allein, und nur er sie beschützen und trösten durfte. Aber er hatte keinerlei Anspruch auf sie.
    Sollte sich Frost entschlossen haben, ihr den Hof zu machen, wäre es das Beste, wenn Cam sich nicht einmischte. Amelia wäre bei ihresgleichen besser aufgehoben als bei einem Roma. Und auch für Cam wäre es besser. Gütiger Himmel, zog er es tatsächlich in Erwägung, den Rest seines Daseins als Gadjo zu verbringen, gefangen im häuslichen Eheglück?
    Er sollte Hampshire den Rücken kehren, dachte er. Amelia würde ihre eigene Entscheidung in Bezug auf Frost treffen, und Cam seinem Schicksal folgen. Keine kompromittierenden Situationen oder Opfer, die einer von ihnen brachte. Er könnte nie mehr für
Amelia sein als eine flüchtige, schnell vergessene Episode ihres Lebens.
    Er senkte den Kopf und fuhr sich angespannt mit den Händen durch das zerzauste Haar. Seine Brust schmerzte, wie sie es immer tat, wenn er sich nach Freiheit sehnte. Aber zum ersten Mal fragte er sich, ob er sich nicht irrte, was seinen sehnlichen Wunsch anbelangte. Denn es machte nicht den Anschein, als würde der Schmerz vergehen, sobald Cam abreiste. Vielmehr würde er noch größer werden.
    Die Zukunft erschien ihm vor seinem geistigen Auge auf einmal wie eine riesige freudlose Leere. Tausende Nächte ohne Amelia. Er würde andere Frauen umarmen und mit ihnen schlafen, aber keine von ihnen wäre die Eine, die er aus tiefstem Herzen begehrte.
    Er musste daran denken, dass Amelia als alte Jungfer enden könnte. Oder schlimmer, dass sie sich mit Frost versöhnen und ihn womöglich heiraten würde, wobei sie stets mit dem Wissen leben musste, dass Frost sie einmal betrogen hatte und es sich jederzeit wiederholen könnte. Sie verdiente so viel mehr. Sie verdiente eine leidenschaftliche, verzehrende, überwältigende, berauschende Liebe. Sie verdiente …
    Oh, verdammt ! Er dachte zu viel nach. Wie ein Gadjo .
    Widerwillig zwang er sich, der Wahrheit ins Gesicht zu blicken: Amelia gehörte zu ihm, ob er nun blieb oder fortging, ob sie denselben Pfad beschritten oder nicht. Sie konnten auf unterschiedlichen Kontinenten leben, und dennoch würde sie zu ihm gehören.
    Diesen Ausgang der Dinge hatte seine Roma-Seite von Anfang an vorausgesehen.

    Und es war diese Seite von ihm, auf die er nun hören wollte.
     
    Amelias Bett war weich und luxuriös, aber es hätte ebenso gut aus nackten Holzbrettern bestehen können. Unruhig wälzte sie sich hin und her, streckte sich und rollte sich klein zusammen, um eine angenehme Schlafposition für ihren schmerzenden Körper und Frieden für ihr gequältes Herz zu finden.
    Im Zimmer war es ruhig und stickig, und die Luft wurde von Minute zu Minute unerträglicher. Amelia sehnte sich nach einem klaren, kalten Atemzug, glitt aus dem Bett, ging zum Fenster und schob es weit auf. Ein erleichtertes Seufzen entrang sich ihrer Kehle, als eine sanfte Brise ihr Gesicht umwehte. Sie schloss die brennenden Augen und rieb sich mit den Fingerknöcheln über die nassen Wimpern.
    Es war sonderbar, doch trotz all der Probleme, mit denen sie konfrontiert war, hielt sie allein die Frage wach, ob Christopher Frost sie jemals wirklich geliebt hatte. Das jedenfalls hatte sie sich einreden wollen, selbst nachdem er sie verlassen hatte. Sie hatte sich gesagt, dass Liebe für die meisten Menschen ein Luxusgut war, dass Christophers Karriere kompliziert war und er eine unmögliche Entscheidung hatte treffen müssen. Er hatte das getan, was er zur damaligen Zeit für richtig empfunden hatte.

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