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Pfand der Leidenschaft

Titel: Pfand der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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Dienstmädchen fortgezogen wurde. Es stellte sich rasch heraus, dass die beiden erst von ihr ablassen würden, sobald Amelia gebadet war, etwas gegessen und frische Kleidung angezogen hatte.
    Eine Ewigkeit schien verstrichen zu sein, bis die Zofen Amelia ein Nachthemd und einen Morgenmantel reichten. Eine weitere Viertelstunde verging wie im Schneckentempo, während sie ihr feuchtes Haar mühevoll trocken kämmten und zwei Zöpfe flochten. Als die beiden mit dem Ergebnis endlich zufrieden waren, dankte Amelia ihnen und floh aus dem Gästezimmer. Mit klopfendem Herzen sah sie nach ihren Geschwistern und begann bei ihrem Bruder.
    Ein Dienstbote im Korridor führte sie zu Leos Zimmer. Der Arzt, ein älterer Herr mit fein säuberlich gestutztem, grauem Bart zog gerade die Tür hinter sich zu, als Amelia um die Ecke bog. Sofort erkundigte sie sich nach dem Zustand ihres Bruders.
    »Im Großen und Ganzen geht es ihm gut«, erwiderte der Arzt. »Er hat eine leichte Schwellung an der Kehle – die auf den Rauch zurückzuführen ist -, aber es ist nur eine leichte Reizung und keine ernsthafte Verletzung. Seine Hautfarbe ist gut, das Herz stark, und alle Zeichen deuten darauf hin, dass er restlos gesunden wird.«
    »Dem Himmel sei gedankt! Und wie steht es um Merripen?«
    »Den Zigeuner? Sein Zustand ist besorgniserregender. Er hat eine böse Verbrennung. Aber ich habe
sie mit einer Honigtinktur behandelt, damit der Verband während des Heilungsprozesses nicht an der Wunde festklebt. Ich werde morgen zurückkehren, um noch einmal nach ihm zu schauen.«
    »Vielen Dank. Sir, ich möchte Euch keine unnötige Mühe machen … Ich weiß, wie spät es bereits ist … aber könntet Ihr einen Moment erübrigen, um einen Blick auf eine meiner Schwestern zu werfen? Sie ist schwach auf der Lunge, sie war zwar dem Rauch nicht ausgesetzt, aber war draußen in der eisigen Nachtluft …«
    »Ihr sprecht von Miss Winnifred?«
    »Ja.«
    »Sie hielt sich im Zimmer des Zigeuners auf, als ich ankam. Anscheinend teilte er Eure Besorgnis. Beide stritten hartnäckig, wen ich zuerst behandeln sollte.«
    »Oh.« Ein schwaches Lächeln kräuselte Amelias Lippen. »Und wer hat gewonnen? Vermutlich Merripen.«
    Er lächelte zurück. »Nein, Miss Hathaway. Eure Schwester mag eine schwache Lunge haben, aber sie hat gleichzeitig einen echten Dickkopf.« Er verbeugte sich vor ihr. »Ich wünsche Euch einen schönen Abend. Mein tiefstes Beileid zu diesem Schicksalsschlag.«
    Amelia nickte dankend und ging in Leos Zimmer, das nur von einer schwachen Lampe erhellt wurde. Ihr Bruder lag mit offenen Augen auf der Seite und würdigte sie keines Blickes. Behutsam setzte sie sich an den Rand des Bettes und strich ihm über das verfilzte Haar.
    Seine Stimme war ein leises Krächzen. »Bist du gekommen, um mir den Gnadenschuss zu geben?«

    Sie lächelte traurig. »Dafür brauchst du meine Hilfe nicht.« Voll Zärtlichkeit fuhr sie ihm über den Kopf. »Wie ist das Feuer ausgebrochen, mein Lieber?«
    Erst jetzt sah er sie an, und seine Augen waren so blutunterlaufen, dass sie zwei glühenden Kohlestücken glichen. »Ich kann mich nicht erinnern. Ich muss eingeschlafen sein. Ich habe das Feuer nicht absichtlich gelegt. Das musst du mir glauben.«
    »Ja, ich glaube dir.« Sie beugte sich vor und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf, als sei er ein kleiner Junge. »Ruh dich aus, Leo. Morgen früh sieht die Welt schon wieder rosiger aus.«
    »Das sagst du immer«, murmelte er und schloss die Augen. »Vielleicht hast du eines Tages sogar Recht.« Im nächsten Moment war er erschreckend schnell eingeschlafen.
    Als Amelia ein Geräusch an der Tür vernahm, blickte sie auf und sah die Haushälterin, die ein Tablett mit braunen Glasflaschen und mehrere Bündel getrocknete Kräuter hereintrug. Die ältere Frau wurde von Cam Rohan begleitet, der einen Kessel mit dampfendem Wasser in Händen hielt.
    Rohan hatte sich den Rauch noch nicht aus der Kleidung, dem Haar und vom Gesicht gewaschen. Obwohl er von der nächtlichen Strapaze erschöpft sein musste, war ihm die Müdigkeit nicht anzumerken. Genüsslich ließ er den Blick über Amelia gleiten, und seine Augen funkelten wie Schwefel in seinem schmutzigen, schweißüberströmten Gesicht.
    »Der Dampf wird Lord Ramsay während der Nacht das Atmen erleichtern«, erklärte die Haushälterin. Rasch entzündete sie die Kerzen unter der Vorrichtung, auf die sie den Kessel stellte.

    Als sich der Dampf in der Luft verteilte, stieg Amelia

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