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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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Freie, die Mutter nahm das Baby auf den Arm und den kleinen Bruder an die Hand. So gingen sie durch den Garten an all den wütenden Menschen vorbei, und niemand tat ihnen etwas zuleide. Als sie auf der Straße waren, sagte das polnische Mädchen: >Wir gehen zu mir nach Hause. <
    Es war ein weiter Weg, und das kleine Mädchen hatte große Angst. Es sah Männer, die Fenster einschlugen und Türen einbrachen. In den Häusern schrien die Leute.
    Die Eltern der polnischen Köchin hatten einen Kaufladen. Sie machten ganz erschreckte Gesichter, als sie die deutsche Pfarrfrau mit den Kindern sahen, aber sie führten sie durch den Hof und gaben ihnen ein Zimmer im Hinterhaus. Da blieben sie zwei Tage lang. Die Köchin brachte Essen und sagte, sie sollten ganz still sein. Sie waren auch still, aber das Baby fing an zu schreien, und die Mutter mußte ihm ein Kissen auf den Kopf legen,bis es ganz blau war und überhaupt nicht mehr schreien wollte. Männer kamen ins Zimmer und schauten unter das Bett und hinter den Schrank und gingen dann wieder fort. Im Hof sagten sie zu den anderen Männern >Da ist niemand!<
    In der zweiten Nacht leuchtete es rot durch das Fenster herein. Pfarrhaus und Kirche brannten. >Lieber Gott, mach, daß sie meinen Kanarienvogel vorher rausgelassen haben!< betete das kleine Mädchen, aber es glaubte schon gar nicht mehr daran und dachte, daß es ihn bei der Pickdewick unter demjasmingebüsch begraben würde, wenn da noch irgend etwas von ihm übrig wäre.
    Dann hörten sie draußen im Hof ein Geschrei, weil die Köchin nicht sagen wollte, wo sie die Pastorka mit den Kindern versteckt hatte. Mutti sagte: >Wir gehen jetzt runter. Ihr braucht keine Angst zu haben, es tut nicht weh, und ich bin dabei!< Wir gingen auf den Hof. Die Soldaten stellten uns nebeneinander an die Wand und knackten mit ihren Gewehren. Einer sagte >Ich schieße nicht auf Kinderb und ging aus dem Hof, die anderen liefen hinter ihm her.
    Am anderen Morgen kamen deutsche Soldaten in unser Zimmer. Sie waren freundlich und brachten uns zu Tante Frieda in die Theaterstraße. Fast alle deutschen Männer waren erschlagen worden und viele Frauen und Kinder. Unser Vater kam gesund zurück. Im Gefängnis war er so sicher gewesen, wie nirgends sonst in ganz Polen.
    Unter den Trümmern der ausgebrannten Kirche fanden wir noch ein Klümpchen Gold von den Schmuckstücken aus der unterirdischen Kammer.
    >Gott sei Dank, daß wir nicht rübergekommen sind<, sagte Michael, >uns wär’s vielleicht heiß geworden.< Mein Kanarienvogel war nicht mehr zu finden. Aber weil der liebe Gott alles so geschickt eingerichtet hatte, nahm ich an, er habe auch meinen Kanarienvogel zur rechten Zeit aus dem Käfig gelassen.«

    »Eine schöne Geschichte!« meinten die Mädchen, »ist sie wirklich wahr?«
    »Da hat der liebe Gott aber viel für Sie zu tun gehabt!« bemerkte Annegret mit sanftem Tadel. Meine Eisheiligen begannen zu schmelzen vor der Fülle der göttlichen Liebe. Ich durfte mir ein Lied wünschen.
    »Also, wenn ihr mich fragt. Ich würde jetzt gerne >Ich bete an die Macht der Liebe< singen! Mögt ihr das auch?« Und wie sie mochten!
    Ich begleitete den Gesang auf dem Harmonium, damit er etwas voller klang und dachte dabei an Martha und an all die anderen polnischen Mädchen. Die bekehrten Jungfrauen sangen mit verklärten Mienen und träumten von dem schönen jungen Prediger und von dem Herrn Jesus. V on einer W oche zur anderen wurden meine heiligen Jungfrauen wieder zu menschlichen Wesen. Sie zankten sich, sangen weltliche Lieder, spielten, nähten und strickten. Bis zur nächsten Zeltmission vegetierten wir gemeinsam in den Niederungen geistlichen Lebens und waren glücklich.

Dorfidylle mit Hexe

    All unsere Besucher äußerten sich beim Abschied begeistert über das »idyllische Dörfchen«.
    »Ein kleines Stückchen Paradies!« schwärmten sie und verdrehten die Augen. »Ihr wißt gar nicht, wie gut ihr es habt! Ihr lebt in einer Oase des Friedens, fern von der lauten, bösen Welt. Freut euch! Seid dankbar!«
    Dann packten sie ihre Koffer und fuhren seufzend und erwartungsfroh zurück ins turbulente Leben.
    »Die haben eine Ahnung!« knurrte Manfred und schloß die Fenster, denn drei Häuser weiter warf Bauer Öchsle seine Tochter aus dem Haus. Dies tat er mindestens einmal in der Woche.
    »Du verkommes Mensch!« brüllte er, »du Schlampe! Naus, sag i, naus, und laß di nemme blicke!«
    Sie lief die Dorfstraße hinauf, er rannte hinterher, die

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