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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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getröstet von dannen!
    Von nun an war ich ängstlich darauf bedacht, meinen lieben Mann vor eventuellen Versuchungen zu bewahren. Kamen reizvolle Besucherinnen und gewann ich den Eindruck, daß sie nun lange genug, ihre Seele erleichtert hatten, dann klingelte ich mehrere Male an der Haustür. Manchmal setzte ich mich auch ans Klavier im Zimmer nebenan und übte Tonleitern und Etüden, wobei ich immer an denselben Stellen die gleichen Fehler machte. So etwas wirkt zermürbend und störend. Es dauerte nicht lange, bis sich der Besuch verabschiedete, und die Haustür hinter ihm ins Schloß fiel.
    Übrigens hatte das »Seelenstündchen« bemerkenswerte Folgen. Am nächsten Tag gingen wir ins Kino. Nachmittags war auf einmal Zeit zu einem gemütlichen Kaffee, und während ich das Geschirr abwusch, saß Manfred auf dem Küchentisch und lauschte geduldig meinen Eingebungen. —
    Sobald wir wieder in den alten Schlendrian verfielen, wiederholte ich das Spielchen. »Hab ich mir’s doch gedacht!« rief der Pfarrer, »Ihr Mann hat einen Rückschlag erlitten! Haben Sie Geduld mit ihm!«

Frostbeulen und Ewigkeitsreis

    Ich konnte nicht kochen. Von wem hätte ich es lernen sollen? Nach der kurzen Schreckenszeit, in der Mutti den Kochlöffel schwang, war unsere alte Köchin aus Polen wieder zu uns gekommen.
    »Ne, Frau Pfarrer, das istnuscht für Ihnen«, hatte sie beider ersten gemeinsamen Mahlzeit erklärt, und fortan unterstand die Küche ihrem Regiment. Weh dem, der, verlockt von Wohlgerüchen, in ihr Reich eindrang. Natürlich waren wir interessiert an all den Köstlichkeiten, die auf dem Herd schmurgelten. Also schoben wir Gitti vor, die klein und dick, jedes Menschen Herz erweichen mußte. Christoph folgte, getrieben von Hunger und Neugier, wir anderen blieben vorsichtig in der Nähe der Tür.
    »Mm, da riecht’s aber gut!« Gitti schnupperte. »Else, du\ bist die allerliebste, ich mag dich so! Läßt du mich ein kleines bißchen probieren?«
    Die also freundlich Angeredete drehte sich zornig um, schwenkte einen großen Kochlöffel und schrie: »Mei, bösche kochanje! Macht, daß ihr aus die Küche rauskommt! Ich werd noch varrickt mit das viele Kroppzeug! Raus, oder es jibt nuscht zum Essen!« Wir flohen.
    Auch Mutti wurde in der Küche nur ungern geduldet. Eines Vormittags erbot sie sich freundlich, Kartoffeln zu schälen. Else machte ein saures Gesicht. Sie maulte und knallte die Töpfe auf den Herd.
    »Hat Frau Pfarrer nuscht Beßres zu tun?« Mit mißgünstigen Blicken betrachtete sie die Bemühungen der Hausfrau. »Ne, so wird das nie nuscht! Mich wird schwarz vor die Ojen, wie Frau Pfarrer das Messer hält! Mei bosche kochanje, Frau Pfarrer schneidt sich noch die Finger ab!«
    So kommentierte sie. Mutti beherrschte sich mühsam und arbeitete weiter. Endlich klingelte es. Else verschwand, um die Türe aufzumachen. »Besuch für Ihnen« rief sie triumphierend, und als Mutti die Küche verließ, sagte sie laut und deutlich: »Jott sei Lob und Dank!«
    Seit dieser Zeit blieb Else in ihrem Reich von unliebsamen Besuchern verschont.
    Eines Nachmittags erschien sie in meinem Zimmer, sah mich mißtrauisch an und fragte: »Kannst du Kartoffeln hinstellen?«
    »Ja natürlich, Else, was denkst Du!«
    »Ich jeh mit die Frau Pfarrer einkaufen. Um sechs Uhr machst du das Jas unter die Kartoffeln an. Um sieben bin ich wieder da!«
    Punkt sechs Uhr ging ich in die Küche. Auf dem Herd stand der Topf mit den geschälten Kartoffeln. Ich zündete das Gas an und überlegte. Es sollte ja keine Kartoffelsuppe geben, wieso war dann Wasser in dem Topf? Else hatte offensichtlich vergessen, es wegzuschütten. Gut, daß ich noch einmal nachgeschaut hatte! Ich goß das Wasser ab, stellte den Topf auf das Feuer und ging wieder an meine Aufgaben. Nach einer Weile roch es brenzlig. Von schlimmen Ahnungen erfüllt, eilte ich in die Küche. Sie war voller Qualm. Ich riß den Topf vom Feuer, verbrannte mir dabei die Finger und wußte nun, daß man Kartoffeln in Wasser kocht. Also hielt ich den rauchenden Topf unter den Wasserhahn. Das Ergebnis war unerfreulich. Die Brühe sah braun aus und stank. Ich sank auf einen Küchenstuhl und kühlte meine verbrannten Finger mit Tränen. Christoph kam herein.
    »Im Haus riecht’s«, sagte er, »was kochst du denn?«
    Ich zeigte stumm auf den Topf.
    »Bratkartoffeln!« rief er erfreut, »die mag ich. Aber ein bißchen groß sind sie.«
    Ich war gerettet! Bratkartoffeln pflegten braungebrannt zu sein,

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