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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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neun Stufen hoch zu einem Absatz, dann um die Ecke herum und noch einmal neun Stufen bis zur Wohnungstür. Eine große Diele, vier Zimmer, Küche und Klo. Alle Böden, sogar die von Klo und Treppenabsatz, waren mit Parkett belegt. Als wir kamen, glänzte dieses Parkett mattschwarz. Die Vorgänger hatten es geölt und damit eine einheitliche Schmutz- und Schutzschicht erzeugt. Parkett mag menschenfreundlich sein, wenn es versiegelt ist oder wenn man es mit Teppichen belegen kann. Unser Parkett war nicht versiegelt und zu einem Teppicheinkauf reichte unser Geld noch nicht. Trotzdem wollten wir dem Boden zu neuem Glanz verhelfen. Der Drogist im Städtchen gab uns nicht, wie ich gehofft hatte, ein schnellreinigendes Wundermittel, sondern einige Pakete Stahlwolle mit. Wir sollten das Parkett Spänen, riet er, kassierte das Geld, drückte uns mitleidig die Hand und wünschte viel Glück.
    Ich hatte noch nie gespänt, darum war ich frohen Mutes. Manfred dagegen war mißmutig, knurrte und murrte, daß er sich für nichts und wieder nichts kaputtmachen solle und wußte offenbar Bescheid, was Spänen bedeutete.
    Zu Hause angekommen, machten wir uns gleich an die Arbeit. Wir legten die Stahlwolle auf den Boden und rieben mit dem Fuß ein Parkettbrettchen nach dem anderen ab, bis es goldgelb und der Fuß völlig verkrampft war. Ich hatte mit ungleich größeren Schwierigkeiten zu kämpfen als Manfred, denn zu all der körperlichen Belastung mußte ich auch noch Freundlichkeit ausstrahlen, um meinen widerspenstigen Mann arbeitswillig zu halten. Ich lobte die von ihm gespänten Brettchen, tadelte dagegen meine unzulängliche Arbeit, rannte zum Bäcker, um Kuchen zu holen, und war auf diese Weise derart überfordert, daß ich Durchfall bekam und lange Zeit im Klo verbringen mußte. So spänten wir vier Zimmer und die Diele. Das Klo ließen wir schwarz, um interessierten und anderen Besuchern den gewaltigen Unterschied zu zeigen. Der Boden war tatsächlich nicht wiederzuerkennen. Er strahlte in warmem Honigton.
    »Wirklich, es hat sich gelohnt!« sagte Manfred. Unser Herz lachte. Es lachte nur kurz, bis nämlich der erste Besucher mit nassen Stiefeln in die Wohnung kam. Wo er hintrat, wurde das Parkett grau und unansehnlich. Da half kein Trocknen und kein Fegen, da mußte man wieder zur Stahlwolle greifen und alle Fußtritte fein säuberlich abspänen. Auf dem Schuhschränkchen in der Diele stand das Telefon. An dieses Telefon eilten die Bauern der Umgebung zu jeder Tages- und Nachtzeit, um den Viehdoktor anzurufen. Bei nasser Witterung legte ich einen kleinen Läufer vor das Schränkchen mit dem Telefon, damit die Leute sich darauf stellen konnten, und das Parkett trocken blieb. Das aber war verlorene Liebesmüh. Kein anständiger Mensch im Dorf stellte sich mit nassen, schmutzigen Schuhen auf einen Läufer. Das tat man einfach nicht! Man schob das gute Stück zur Seite, vorsichtig, um es nicht zu beschmutzen und stellte sich auf den Boden. Eine feine Art von Höflichkeit, gegen die ich nicht angehen mochte. Am liebsten hätte ich unten an der Treppe eine Anzahl Galoschen deponiert und die Leute gebeten, hineinzusteigen. Bei Schloßbesichtigungen nahm man so etwas als Selbstverständlichkeit hin und fand es lustig. Ob die Leute es im Pfarrhaus auch lustig gefunden hätten? Ich fragte Manfred.
    »Laß es lieber bleiben«, sagte er, »sie könnten es falsch verstehen und außerdem auf der Treppe ausrutschen. Dann hätten wir viel Ärger.«
    Das zweite Stockwerk bot wenig Annehmlichkeiten und außer der schönen Aussicht auch nichts Sehenswertes. Der Dielenboden bestand aus einfachen Brettern, die so rauh waren, daß ich mir mehrfach beim Aufwischen Splitter in die Finger zog.
    Zwei Zimmer, klein, nicht heizbar und mit schrägen Wänden, hatten wir als Gästezimmer eingerichtet. Fließendes Wasser und ein Klo gab es hier oben nicht. Dafür aber eine altmodische Waschkommode mit einer Marmorplatte und eine buntbemalte Waschschüssel.
    Der dritte Raum war der Speicher, unser Holzstall.
    Wir kamen im Sommer und dachten nicht an Winterkälte und Heizmaterial.
    »Hent er scho euer Holz bschtellt?« fragte die Mesnerin eines Tages. Nein, das hatten wir nicht. »Ja, mit was wellet er heize?«
    Im Keller lagen noch ein paar Kohlen, die hatte uns der Vorgänger vermacht. Briketts würden wir gleich bestellen, aber wozu Holz? Sie ging mit mir in die Küche und zeigte auf den Herd, der ungenützt stand, denn ich hatteja meinen Elektroherd mit

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