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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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noch einmal hier zu putzen!« sagte Manfred, »es ist nichts als Arbeitsbeschaffung, und wir haben genug zu tun.«
    Seit der Zeit öffnete ich die Registratur nur noch, um mit zugehaltener Nase ein Fenster aufzureißen. Der Mief der Jahrhunderte kroch aus den Schränken. Vielleicht lag auch eine vermoderte Maus zwischen den vergilbten Akten oder die Leiche eines Kirchenpflegers, der dem Arbeitsansturm oder dem Gestank erlegen war.
    Dem Eingang gegenüber führte eine Tür in die untere Diele. Der Boden war mit düsteren grauen Fliesen belegt. Diese Fliesen hatten eine unangenehme menschliche Eigenschaft, sie schwitzten. Bei hoher Luftfeuchtigkeit war unser Haus gleich doppelt in Mitleidenschaft gezogen: das Klo stank und der Boden schwitzte. Am Samstag pflegte ich die Diele naß aufzuwischen. Wehe, wenn an den Samstagen hohe Luftfeuchtigkeit herrschte. Dann wurde nämlich die Diele nach dem Aufwischen nicht mehr trocken, es bildeten sich sogar kleine Wasserlachen. Im Winter entstand eine glitzernde Eislauffläche.

Wünschelrutengänger und Holzarbeiter

    Im Dorf lebte ein Bauer, der sich nebenbei als Wünschelrutengänger betätigte. Er erntete durch diese Begabung viel Lob und klingende Münze. Dieser begnadete Mensch predigte unermüdlich, man dürfe auf keinen Fall über einer Wasserader schlafen, weil man dann an gar vielen Übeln, von Hämorrhoiden bis zum Kindbettfieber zu leiden habe. Man müsse entweder sein Bett wegrücken, oder, was entschieden hilfreicher sei, bei ihm eine Kiste mit hochwirksamen Abwehrkräften kaufen und sie unter das Bett stellen. Diese Kiste, gefüllt mit Magneten und anderen geheimnisvollen Dingen, würde die Wasserader ihrer bösen Kräfte berauben. Die Kisten kosteten viel Geld, und man munkelte im Dorf, daß nur alte Nägel und Schrauben drin wären, trotzdem wurden sie eifrig gekauft.
    Eben dieser übersinnlich begabte Bauer kam einmal zu uns ins Haus, um eine Taufe anzumelden. Schon beim ersten Schritt über die Schwelle befiel ihn die böse Ahnung, daß das Pfarrhaus über einem Wasseraderknotenpunkt liege. Er sah uns düster an und meinte, es sei kein Wunder, daß wir beide so bleich und mager seien. Er wolle schnell seine Rute holen, um zu beweisen, wie schlecht es um uns stünde. Tatsächlich kam er nach kurzer Zeit wieder und brachte seine Rute mit. In der unteren Diele, auf die er sich noch gar nicht konzentriert hatte, schlug die Rute derartig aus, daß es ihm schier den Arm aus den Gelenken riß, und er einen lauten Schmerzensschrei ausstieß. Auch die Treppe hinauf blieb sie in nervöser Bewegung. Kaum aber betraten wir das Schlafzimmer, da war sie nicht mehr zu halten. Über meinem Bett schlug sie aus, daß es nur so pfiff. Der Bauer keuchte, ließ sich auf einen Stuhl fallen und sah uns traurig an.
    »Jetzt hent ers gseha!« sagte er, mehr nicht.
    Wir waren erschüttert. Da lag nun dieses Haus auf einer Unmenge von Wasseradern, und wir hatten nicht einmal ein Klo mit Wasserspülung und kein Bad! Hätte man diese Fülle nicht ganz anders nützen können, als sie unter meinem Bett zu konzentrieren und die Diele zu überschwemmen? Der Bauer erkundigte sich nach meinen Beschwerden. Ja nun, auf Anhieb wußte ich gerade keine, aber dann fiel mir doch etwas ein. Immer wenn ich im Garten gearbeitet hatte, konnte ich nachts nicht schlafen vor Rückenschmerzen.
    »Des kommt fei net vom Garde«, sagte der Wünschelrutengänger, »des kommt vom Wasser! Ja, was machet mer jetzt? Wellet er die Kischt mit dene hochwirksame Abwehrmagnet, oder wellet er des Bett wegschtelle?«
    Wir wollten lieber das Bett wegstellen. Leider zeigte es sich aber, daß unser Schlafzimmer völlig verseucht, das heißt, von unterirdischen Wasseradern förmlich unterflutet war. Überall schlug die Rute aus.
    »Guet«, sagte der kluge Bauer, »Frau Pfarrer, no miaßet se woanders schlofe oder die Kischt mit dene hochwirksame Abwehrmagnet kaufe. Was wellet Se?«
    Wir wollten es uns noch überlegen. Er ging mit der dringlichen Bitte, nicht mehr lange zu überlegen, nachher könne es leicht zu spät sein! »Nex für oguat, Frau Pfarrer, sagte er beim Abschied, »i han scho oft denke miaße, daß mit der Frau Pfarrer ebbes net schtemmt.«
    Bevor wir zu einem Entschluß kamen, wurde so allerhand über den Inhalt der hochwirksamen und gar teuren Kiste gemunkelt. Das Gerücht drang sogar an die Ohren der Obrigkeit. Der sensible Bauer ließ sich nicht mehr bei uns blicken.
    Von der unteren Diele führte die Treppe

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