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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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sich sicher ebbes denkt.« Sie warf einen Blick auf mein dickes Bäuchlein und sprach: »Nun aber bleibet Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei, aber die Liebe ist die Größte unter ihnen!« Beim Abendgottesdienst konnte sie die Sprüche besser hersagen als die Konfirmierten. Sie war allerdings nüchtern, was von den meisten Besuchern dieses Gottesdienstes nicht behauptet werden konnte. Manchmal war sie auch mit der Spruchauswahl meines Mannes nicht einverstanden. »Noi, Herr Pfarrer! Für Baiers Ilse hättet Se net: >Die Freide am Herrn ischt Eire Schtärke< aussuche solle! Die hat scho gnug Freid an de Mannsleit!«
    Wieder dröhnte die Orgel. Wieder erhob sich die Gemeinde und sah ehrfürchtig zu, wie der Pfarrer mit den Neukonfirmierten die Kirche verließ. Die Hausmütter schauten auf die Uhr. Erst dreiviertel elf! Ihr ganzer Zeitplan geriet durcheinander. Früher hatte die Konfirmation mindestens zwei Stunden gedauert, jetzt war man schon nach einer guten Stunde wieder draußen. Vor dem Kirchenportal wurde photographiert. Die Konfirmanden in der Gruppe mit dem Pfarrer, der Konfirmand allein, der Konfirmand im Kreise der Familie. Aber der Märzwind pfiff kalt. Die Gäste drängten heimwärts und versetzten das Küchenpersonal durch ihre frühe Ankunft in Panik. Manfred und ich hatten uns für diesen Tag allerhand vorgenommen. Wir waren dreimal zum Mittagessen geladen, viermal zum Kaffee und zweimal zum Abendbrot. Überall hatten wir zugesagt, denn wir fanden es nett von den Leuten, daß sie uns einluden.
    Wir setzten uns also nach der Kirche auf den Roller und fuhren zum ersten Mittagessen auf einen auswärtigen Hof. Die Gäste saßen bereits auf ihren Plätzen und warteten. Neben dem Konfirmanden am Ehrentisch standen zwei Stühle für uns bereit. Weißgedeckte Tische, Servietten als Kronen in den Weingläsern — es blieb das erste und letzte Mal an diesem Tag, daß wir jungfräulich reinen Decken begegneten. Die Hausfrau bahnte uns den Weg und scheuchte die hungrigen Gäste auf.
    »Los! Standet uff! S’Herr Pfarrers kommet!«
    Wir schüttelten Hände, hörten, daß dies der Onkel Wilhelm aus »Schtuegert« wäre, und dies die Dode aus Erkenbrechtsweiler und sanken schließlich auf unsere Stühle nieder. Sofort erschienen die Suppenterrinen. Man schöpfte. Aber ehe die Gäste den Löffel zum Munde führen konnten, ertönte die Stimme der Hausfrau:
    »Sent still, Herr Pfarrer bettet!«
    Manfred sprach ein kurzes Tischgebet, und dann aßen wir Suppe, Merrettichsoße, Braten, Nudeln und schließlich eine Weincreme mit, wie man mir sagte, zwanzig Eiern. Die Hausfrau nötigte uns immer wieder, doch ja fest zuzulangen und sich nicht zu genieren, es sei genug Essen vorhanden. Aber wir dachten an die späteren Einladungen und blieben maßvoll. Die Gäste neben uns aßen wie die Scheunendrescher. Auch der Konfirmand saß tief über den Teller gebeugt. Ab und zu hob er den Kopf und sah strahlend über die vielen Tische hin.
    »Gelt Herr Pfarrer, so ebbes Guats kriaget se net alle Dag?« Er zwinkerte Manfred zu. Der nickte zustimmend.
    Als wir aufstanden, fühlten wir uns rundherum wohl und satt, aber noch zwei Mittagessen standen uns bevor. Der Konfirmand geleitete uns bis zum Roller, die Hausfrau reichte mir ein großes Kuchenpaket, »ein Versucherle«. Es war später geworden, als wir dachten, Manfred fegte über die Straßen. Ich hielt das Versucherle mit beiden Armen umklammert und hoffte, daß der Herr seine schützende Hand um mich legen würde, wenn schon sein Diener und mein Ehemann so unchristlich schnell durch die Gegend brauste. Wir kamen unverletzt zu Hause an, luden das Kuchenpaket ab und fuhren weiter.
    Diesmal ging es in das Haus eines unserer Frommen. Als wir den Roller an der Hauswand abstellten, hörten wir die Klänge des Harmoniums. Man sang: »O wie schöhön, o wie schöhön klingt der Engel Lobgetöhön. Hätt ich Flügel, hätt ich Flügel, flog ich über Tal und Hügel...« Genau das war auch mein Wunsch, aber Manfred drängte mich die Treppe hinauf. Im großen Versammlungsraum waren die Tische gedeckt. Der Dunst von schwitzenden Menschen, von Suppe und Meerrettich schlug uns entgegen. Ich hatte draußen schon gehofft, der Gesang bedeute das Ende des Mahles und nun waren sie vor lauter Singen erst bis zum dritten Gang vorgedrungen. Der Hausherr führte uns zu unseren Plätzen. Hier war kein Ehrenplatz für Pfarrers vorgesehen. Wir saßen am Katzentisch — so hieß bei uns der Tisch für die

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