Pfarrers Kinder Muellers Vieh
Garten und die Frau Gemahlin zu begutachten. Da war Rudolf. »Tu langsam, Manfred!« hatte er damals in Göttingen seinem verliebten Freund nachgerufen, als der gerade seinen Arm um mich legte, um mit mir über die Wälle zu wandern. Er habe ihn auch vor mir gewarnt, vertraute mir Manfred in einer stillen Stunde an.
»Die ist nichts für dich«, habe er gesagt, »die ist ein raffiniertes Luder, laß die Finger von ihr!«
Da hatte unsere Beziehung aber bereits nichts mehr mit Fingern zu tun, sondern war schon bis tief ins Herz gedrungen. So stießen die gutgemeinten Warnungen des Freundes bei Manfred auf taube Ohren, ich aber hegte insgeheim einen Groll auf ihn, denn welche Frau liebt es, solchermaßen verkannt zu werden? Als er bei uns anrückte, unschuldig lächelnd wie ein Lämmlein, begab ich mich in die Küche, um »Thildchen-Kuchen« zu backen. Dieser Freund meines Mannes war auch ein Freund leiblicher Genüsse. Als die Kuchendüfte das Haus durchwehten, ging ein sonniges Lächeln über seine Züge. »Du wirst nicht lange lachen, du altes Ekel«, dachte ich in meines Herzens Sinn und damit behielt ich recht.
»Es ist reizend von deiner Frau, daß sie sogar einen Kuchen für mich macht«, sagte er zu Manfred.
Der schaute mich scharf an. »Mit was willst du uns vergiften?« fragte er, »Hefezopf?«
»Aber nicht doch, Manfred, für deinen Freund habe ich einen schönen »Thildchen-Kuchen« gebacken.«
»Ach Gott, armer Rudolf!«
Kurz nach dem gemeinsamen Kaffee reiste der Freund ab. Er habe dringende Termine, sagte er, und so leid es ihm tue, die Arbeit rufe. Manfred war zornig.
»Es wird dir nicht gelingen, meine Freunde zu vergraulen«, knurrte er, »wenn wieder einer kommt, gehe ich mit ihm essen.«
»Ich hab nichts gegen deine Freunde«, sagte ich, »aber mit diesem da mußte ich erst abrechnen, und wenn du jetzt etwa denkst, daß er recht hatte mit seiner Warnung, dann packe ich meine Koffer und fahre nach Hause!«
»Dein Zuhause ist hier! Merk dir das endlich! Und wenn du wegfahren willst, dann vergiß nicht, den verflixten »Thildchen-Kuchen« mitzunehmen. Du kannst ja deine Familienglieder damit futtern, die sind ihn schon gewohnt!« Bis zur nächtlichen Versöhnung hatten wir noch viel Ärger miteinander und alles nur wegen diesem Rudolf.
Gegen die anderen Freunde aber hegte ich keine Rachegefühle. Ich verwöhnte sie mit gekauftem Kuchen und klagte im Mädchenkreis über meine Kochprobleme. Wie ich gehofft, so geschah es auch. Am nächsten Morgen ging ein Maultaschensegen über uns nieder, und die Freunde beteuerten, daß diese Maultaschen von allerbester Güte wären. Sie äußerten offen ihre Bewunderung für eine »Ausländerin«, die schwäbische Spezialitäten so vorzüglich herzustellen vermöge. Manfred hielt den Mund, was ich ihm hoch anrechnete, denn er liebte die Wahrheit und tat sie sonst kund, wann immer es möglich war.
Da gab es einen Freund namens Nikolaus, im vertrauten Kreis »Nick« genannt, ein Junggeselle, mit Essen nicht verwöhnt und ein besonders umgänglicher und hilfsbereiter Mensch. Er kam zu einer Zeit, in der ich Autofahren lernte und zitternd an Leib und Seele im Städtchen zur Fahrschule ging. Dieses Städtchen bot Fahrschülern reiche Möglichkeiten den Umgang mit der Kupplung zu erlernen, es hatte steile, enge Gäßchen in Hülle und Fülle. Die Ampeln waren so sinnvoll aufgestellt, daß sie sich meistens mitten in einer Steilstrecke befanden. Zeigte nun eine Ampel rot, dann verlangte der Fahrlehrer, daß der geplagte Schüler das Auto mit schleifender Kupplung und einer genauen Gasdosierung in richtiger Höhe hielt. Von einer Benützung der Handbremse hielt er wenig oder nichts. Ich hatte anfangs gemeint, durch den Umgang mit Orgelpedalen aufs Beste gerüstet zu sein für die Arbeit mit drei armseligen Autopedalen, also trat ich herzhaft zu, so daß der Fahrlehrer schon nach der ersten Stunde einem Nervenzusammenbruch nahe war. Er sagte im Verlauf unserer Zusammenarbeit, daß ihn schon das Zittern befalle, wenn ich m sein Auto steige und daß er ja von Damen allerhand gewöhnt sei, ihm aber so etwas wie ich noch nicht vorgekommen wäre. Solchermaßen verunsichert kam auch ich in eine Nervenkrise, und gerade zu dieser Zeit traf Freund Nick bei uns ein.
»Ihr seid aber mal nervös und gereizt«, sagte er, »was ist, befindet ihr euch in einer Ehekrise? Wollt ihr euch aussprechen?«
»Sielernt Autofahren«, brummte Manfred, »undsiekann’s nicht mit der
Weitere Kostenlose Bücher