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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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Schneideles Erlebnisbericht fuhren wir in die Stadt und kauften zwei respektable Nachttöpfe. Der eine kam gut sichtbar unter das Gastzimmerbett, der andere fand im Nachttisch des Mädchenzimmers einen Platz. Mit eben diesem in der Hand sang dann Helene ihre Morgenlieder. Kirchlichen Mitarbeitern zeigte Manfred kurz vor dem Schlafengehen den schnellsten Weg zum Örtchen. Er wies sie auf die Lichtschalter hin und ersuchte sie, das Töpfchen ungeniert in Gebrauch zu nehmen, denn dazu stehe es da. Seitdem erschienen unsere Besucher nicht mehr so unchristlich früh vor der Wohnungstür. Sie wirkten beim Frühstück gelöst und heiter, und auch das Gastzimmer befand sich hinterher in ordentlichem Zustand. Nicht immer waren uns Missionare vom Schlage des lieben Herrn Schneidele beschieden.
    Da kommt zum Beispiel einer schon kurz vor dem Mittagessen. Man hat ihn so früh nicht erwartet, also auch nichts Rechtes gekocht. Er klagt über das Pfarrhaus, in dem er vorher war, über den dünnen Kaffee, den er bekommen, das fleischlose sehr einfache Abendessen. Er schimpft über Pfarrer, die — Gott sei’s geklagt — nicht mehr zuhören können, über Pfarrfrauen, die das Dienen nicht gelernt haben. Er sorgt dafür, daß wir in Angst und Schrecken verfallen und ja keinen schlechten Eindruck bei diesem Menschen hinterlassen wollen. Ich versuche, den besten Kaffee meines Lebens zu brauen. Stürze zum Bäcker und kaufe Kuchen. Renne zum Metzger, um Fleisch fürs Abendessen zu holen, damit der Missionar nicht wieder fleischlos essen muß.
    Manfred sitzt den ganzen Nachmittag gottergeben im Sofa und läßt den Redefluß des schwierigen Gastes über sich hinwegströmen.
    Spät in der Nacht geleiten wir ihn zu seinem Zimmer. Jammernd betrachtet er das Deckbett. Er faßt es an, er seufzt. Ach, er wird wieder sein Ischias bekommen, denn dieses Deckbett ist zu dünn! Er wird die ganze Nacht frieren, aber im Dienste des Herrn ist er zu leiden gewöhnt. Ich laufe nach unten in unser Schlafzimmer. Ziehe mein Deckbett ab, beziehe es neu und lege es mit vielen Worten der Entschuldigung auf das Bett des geplagten Menschen. Er nimmt es gnädig entgegen, tätschelt mir freundlich die Wange, dann aber umdüstert sich sein Blick. Ach, hätte er nur sein eigenes Kopfkissen mitgebracht! Die Leute geben ihm immer nur eines, und er muß doch hoch liegen, weil er sonst keine Luft bekommt. Wieder stürze ich davon, um ein zweites Kissen zu holen. Er hält mich zurück. Wenn ich schon auf dem Wege bin, könnte ich vielleicht noch eine warme Wolldecke mitbringen als Unterlage. Er lächelt traurig. Ja, ja, so ist es, wenn man im Dienst des Herrn ergraut. Ein Glas Milch wäre ihm lieb, aber er könne auch darauf verzichten. Ich bringe dies alles herbei und krieche später zu Manfred ins Bett. Ohne Kissen und Deckbett kann ich nicht schlafen. Wir sind erschöpft und zornig.
    »Was für ein Scheusal!« sage ich, »hoffentlich geht er bald!« sagte Manfred.
    Am nächsten Morgen erscheint der Gast vergnügt beim Frühstück. Wir beide haben schlecht geschlafen, trotzdem ist Manfred früh aufgestanden und hat Brötchen geholt. Der Missionar schnuppert.
    »Wo bleibt denn der Kaffee?« fragt er, »haben Sie etwa mit der Zubereitung gewartet, bis ich erscheine? Wie aufmerksam.«
    »Wir trinken morgens Tee«, erklärt Manfred. O, der fromme Mann ist untröstlich. Er will uns wirklich keine zusätzliche Arbeit machen, aber Tee kann er morgens nicht vertragen. Da streikt sein alter Magen. Er braucht auch unbedingt eine Anregung, da er leider doch nicht so gut geschlafen habe wie gehofft. Ich koche Kaffee. Er kommt in die Küche, fragt, ob es sehr unbescheiden wäre, wenn er noch um ein Ei bitten würde, wachsweich, zwei Minuten nach dem Kochen. Dann schmaust er mit gutem Appetit. Wir sitzen dabei und hören zu. Nach dem vierten Brötchen wendet er sich an mich. Ich solle mich durch ihn nicht aufhalten lassen, sicher müsse ich jetzt an die Vorbereitungen fürs Mittagessen denken. Er werde in aller Ruhe die Zeitung lesen, dann sei er am wenigsten im Wege. Er bleibt zum Mittagessen. Leider mag er kein Sauerkraut, er kann es nicht vertragen. Das fette Fleisch wird ihm zu einer Gallenkolik verhelfen. Ach, wenn er doch etwas Kleines, Leichtes bekommen könnte, ein Schnitzelchen vielleicht! »Nein«, sagt Manfred, »wir haben keines im Haus. Und nach dem Essen müssen wir in die Stadt, das hätten wir schon am Vormittag tun sollen!«
    In meinem Elternhaus hatte ich

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