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Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Pfarrers Kinder Muellers Vieh

Titel: Pfarrers Kinder Muellers Vieh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amei Müller
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verschiedenen Reifegraden. Ich mußte meinen Finger in den Teig bohren, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie locker er zu sein habe.
    »Hefe isch ebbes Lebendichs, Frau Pfarrer! Mer muaß se mit Liebe behandle! I willjo nex sage, aber Frau Pfarrer, des Abendmahlsbrot, also do hent se ebbes falsch gmacht, des liegt mer jetzt no ein Mage. I ka Brot bache, ond i dät sage, kaufet sias liaber bei mir. ‘S wird besser sei, au für Ihren Ma, sonst lauft er ehne no davo!«
    Als österliches Festessen bereitete ich ein Osterlamm nach russischem Rezept. Natürlich kein ganzes für uns zwei, aber doch ein gutes Stück.
    »Lammfleisch ist nicht jedermanns Sache«, sagte Manfred und schob den Teller von sich, »findest du nicht, daß es etwas streng schmeckt?«
    Ja, ich fand es auch. Dabei hatte ich drei Knoblauchzehen in die Soße geschnitten, um den Geschmack zu heben. Auch der russische Osterpudding entsprach nicht unseren Vorstellungen von zarten Süßspeisen. Nach dem Stürzen hatte ich ihn mit kleinen bunten Ostereiern verziert, die allerdings immer wieder herunterrollten, weil dieser Pudding sehr fest war. Wir schnitten ihn in Scheiben und aßen eine davon. Manfred meinte, wir sollten es nicht übertreiben, sonst würden wir den Appetit an diesem Pudding verlieren.
    Wir nahmen uns vor, beim nächsten Osterfest wieder landesüblich zu essen.
    Abends gingen wir zur »Stund« und erfüllten den Versammlungsraum mit Knoblauchdüften. Die frommen Brüder und Schwestern schnupperten vorsichtig und suchten zu ergründen, wer denn hier so unchristlich stinke. Einer Frau wurde es schlecht, und nach der ersten Schriftauslegung mußte ein Fenster geöffnet werden. Die mißbilligenden Blicke richteten sich auf Heinerle, den Sohn des Hauses. Man nahm an, er habe sich ungebührlich betragen und Winde wehen lassen, die ein braves Kind in der »Stund« hübsch bei sich behält. Er wurde denn auch nach der zweiten Schriftauslegung ins Bett geschickt, doch den unerfreulichen Geruch ließ er zurück. Pfarrers für die Stänker zu halten, kam niemanden in den Sinn, uns auch nicht.
    Am Ostermontag predigte der Nachbarpfarrer bei uns. Manfred fuhr dafür in seine Gemeinde. Durch diesen Tausch ersparten sich die beiden eine Predigtvorbereitung, und der Gemeinde wurde etwas Abwechslung beschert.
    Ich traute meinen Augen nicht, als ich sie beim Orgelvorspiel schweifen ließ und den Blumenschmuck auf dem Altar gewahrte. Da standen wahrhaftig Plastikvasen mit scheußlichen Plastikblumen darin. Wo waren die Kristallvasen und die echten Blumen vom Ostersonntag geblieben? Welcher böse Geist hatte die Mesnerin ergriffen? Ich nahm mir vor, nach dem Gottesdienst ein ernstes Wörtchen mit ihr zu reden.
    Während der Eingangsliturgie fegte Pfarrer Bauer mit dem Talarärmel die erste Vase vom Altar, bei der Schlußliturgie erledigte er die zweite.
    »Der macht eiles he!« klagte die Mesnerin nach der Kirche. »Ellemol schmeißt er mir die Vase nunder, no sen se he! Drom han i des Plaschtikzeug kauft.« Ich sprach kein ernstes Wörtchen, sondern bewunderte ihre Umsicht.
    Am Ostermontag wurde die Liturgie nicht vom Hochaltar aus gehalten. An den »niederen« Sonntagen kam ein kleiner Seitenaltar zu Ehren. Der Pfarrer mußte von der Sakristei drei Stufen hinuntersteigen, um an der Kanzel vorbei den kleinen Altar zu erreichen. Die Kanzel endete in einem goldbemalten Zapfen, und dieser Zapfen hing ziemlich tief. Kürzte der Pfarrer den Weg zum Altar ab, so stieß er mit Sicherheit an diesen Zapfen, sofern er das Haupt nicht rechtzeitig neigte. Manfred hatte nach einem ersten Zusammenstoß die Gefahr erkannt und machte einen Bogen um den Zapfen. Fremde Pfarrer hatten Schwierigkeiten. Vor dem Gottesdienst ging die Mesnerin also in die Sakristei, wo Pfarrer Bauer bereits saß und seine Predigt überdachte. »Herr Pfarrer, gell sia denket an den Zapfe!«
    »Ja, ja meine Liebe!« sagte Pfarrer Bauer und versank wieder in stille Betrachtung.
    Er kam während der letzten Strophe des Eingangsliedes aus der Sakristei, die Agende an die Brust gedrückt, die Augen auf den Boden gerichtet. So schritt er die Stufen hinunter auf den Seitenaltar zu. Wahrhaftig, er gedachte der Warnung und senkte den Kopf, als er die Kanzel über sich vermutete. Doch hob er sein Haupt zu früh und schlug mit der Stirn hart an den Zapfen. Es klang so dumpf, daß die Gemeinde mitleidig aufseufzte. Er aber blieb würdig und gelassen, faßte nicht einmal mit der Hand nach der schmerzenden

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