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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Wirklichkeit war sie die schlimmste Hetzerin und Stimmungsmacherin.«
    »Das hört sich an, als würden wir hier von einer Mafiaorganisation sprechen, wo es doch eigentlich nur sechsjährige Kinder sind«, seufzte Sjöberg.
    »Der Mensch ist immer Mensch. Mit Macht und Gewalt wird die Welt regiert, auf allen Ebenen.«
    »Und Lise-Lott?«
    »Ein richtiger Schlägertyp. Eine verkorkste Handlangerin mit großem Anerkennungsbedürfnis. Sie hat sich wohl genauso verhalten wie die meisten anderen, nur mit mehr Energie.«
    »Und Ingrid Johansson hat nur zugeschaut, wie ich vermute?«
    »Absolut richtig«, antwortete Mia. »Staffans Mutter versuchte mehrfach, mit ihr über die schlechte Stimmung unter den Kindern zu reden, aber sie bekam keine Antwort. Ingrid Johansson war der Ansicht, dass ihre Arbeit darin bestand, die Kinder zu überwachen und zu Aktivitäten anzuregen, solange sie sich in der Vorschule befanden. Auf dem Gelände der Vorschule war es zu keinen Auseinandersetzungen gekommen, und was die Kinder außerhalb machten, darauf hätte sie keinen Einfluss. Darum müssten sich die Kinder und ihre Eltern selbst kümmern, fand sie. Der arme Thomas war vollkommen rechtlos. Am Ende, fast vierzig Jahre später, hat er sich wohl dazu entschlossen, die Angelegenheit selbst in die Hand zu nehmen. Was zum Teufel sollte er auch tun?«
    »Es sein lassen«, sagte Sjöberg.
    Thomas Karlsson war ein normal gebauter Mann, etwas kleiner als der Durchschnitt und mit einem Aussehen, das man unauffällig nennen könnte. Er hatte mittelbraunes Haar, das schon vor einigen Wochen einen Schnitt nötig gehabt hätte, und trug eine Jeans und ein ebenso blaues Baumwollhemd. Sjöberg stellte sich vor, nahm im Vernehmungsraum Platz und wartete auf Sandén. Er nutzte die Zeit, um den Verdächtigen wortlos zu mustern. Dieser schien keine Notiz von den neugierigen Blicken zu nehmen, sondern sah mit gesenktem Kopf auf seine Hände hinunter. Er wirkte nicht besonders ängstlich oder nervös, wie Sjöberg eigentlich erwartet hatte, sondern eher niedergeschlagen. Er hatte traurige blaue Augen und eine Körperhaltung, die Resignation signalisierte.
    Als Sandén nach ein paar Minuten in den Vernehmungsraum marschierte, schaute Karlsson auf und richtete sich in dem unbequemen Stuhl auf.
    »Sie heißen also Thomas Karlsson«, begann Sjöberg. »Das ist Kriminalinspektor Jens Sandén, und wir sind hier, um Sie bezüglich der Morde an Hans Vannerberg, Ann-Kristin Widell, Lise-Lott Nilsson und Carina Ahonen Gustavsson zu vernehmen. Sind Ihnen die genannten Personen bekannt?«
    Thomas hob den Kopf und sah ihm zum ersten Mal in die Augen.
    »Ja«, antwortete er. »Wir sind zusammen in die Vorschule gegangen.«
    »Warum haben Sie sie umgebracht?«
    Als Sjöberg keine Antwort bekam, fuhr er fort:
    »Dies ist eine Vernehmung nach Paragraf 28, Absatz 4 der Strafprozessordnung, die wir unmittelbar nach der Festnahme mit einem Verdächtigen durchführen. Später werden wir weitere Vernehmungen durchführen, bei denen Sie das Recht haben, einen Anwalt oder juristischen Vertreter hinzuzuziehen. Verstehen Sie, was ich gesagt habe?«
    »Ja.«
    »Bekennen Sie sich schuldig, diese Verbrechen begangen zu haben?«
    Thomas zögerte einen Moment, bevor er antwortete.
    »Nein.«
    »Warum, glauben Sie, haben wir dann ausgerechnet Sie festgenommen?«
    »Weiß nicht«, antwortete Thomas.
    »Was hatten Sie vor Ingrid Johanssons Haus zu schaffen?«, fragte Sjöberg.
    »Ich hatte Angst, dass ihr etwas zustoßen könnte.«
    »Ach tatsächlich?«, fragte Sjöberg. »Nun, ich habe keine Angst, schließlich sitzen Sie hier bei uns in sicherer Verwahrung. Es wird keine weiteren Morde geben. Tut es Ihnen leid, dass Ihre Vorschulkameraden tot sind?«
    Thomas antwortete nicht, sondern saß nur da und trommelte mit den Fingerspitzen auf seine Knie. Es klopfte an der Tür, Sandén stand auf und öffnete. Westman winkte ihn auf den Flur hinaus. Man konnte ihre flüsternden Stimmen hören, aber nicht verstehen, was sie sagten.
    »Es war eine schwere Zeit für Sie, so viel habe ich verstanden«, fuhr Sjöberg fort.
    Thomas schaute ihn fragend an, ohne etwas zu sagen.
    »Die Vorschule«, sagte Sjöberg. »Sie haben es nicht leicht gehabt, soweit ich gehört habe. Können Sie mir erzählen, was sie mit Ihnen gemacht haben?«
    »Sie haben mich geschlagen«, sagte Thomas.
    »Alle Kinder schlagen sich. Das klingt in meinen Ohren nicht besonders schlimm.«
    Thomas errötete. Sjöberg beobachtete ihn

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