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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Josefsson, Ingrid Johanssons Nachbar, der seinerzeit ausgesagt hatte, dass am Abend des Mordes zwei Männer unter seinem Fenster den Åkerbärsvägen entlanggegangen seien. Dieses Mal hatte er zu berichten, dass am heutigen Vormittag eine ihm unbekannte Frau mehrmals an seinem Fenster vorbeigekommen sei, bevor sie schließlich durch Ingrid Johanssons Gartentor verschwunden war. Josefsson hatte ebenfalls beobachtet, wie die Polizei Thomas Karlsson festgenommen hatte, und daher lange überlegt, ob er noch anrufen und von der fremden Frau erzählen sollte. Sjöberg bedankte sich für den Hinweis, betrachtete ihn allerdings nicht mehr als relevant für die Ermittlungen. Wahrscheinlich war es nur Margit Olofsson, die Ingrid Johansson besucht hatte, um sich davon zu überzeugen, dass sie sich nach der langen Abwesenheit in ihrem Haus wieder gut eingelebt hatte. Erneut klingelte das Telefon. Sjöberg nahm das Gespräch entgegen.
    »Es ist Hansson«, sagte er. Gebannt lauschte er dem, was das kriminaltechnische Labor ihm mitzuteilen hatte. Als er den Hörer schließlich wieder auflegte, schwieg er.
    »Und?«, fragte Sandén, der seine Neugier nicht länger bezwingen konnte.
    »Die Fingerabdrücke an den verschiedenen Tatorten stammen nicht von Karlsson. Sie gehören alle zur selben Person, so viel ist sicher, aber diese Person ist nicht Thomas Karlsson.«
    Das stellte alles auf den Kopf, was sie bisher angenommen hatten. Sjöberg fand keine andere Erklärung, als dass es sich bei den beiden Männern, die am Mordabend vor Ingrid Johanssons Haus beobachtet worden waren, um Thomas Karlsson und einen unbekannten Komplizen gehandelt haben musste.
    Im Laufe der folgenden Stunden trafen weitere Ergebnisse aus dem kriminaltechnischen Labor ein, und es stellte sich heraus, dass es keine der befragten Personen aus Ingrid Johanssons alter Vorschulklasse war, die die Fingerabdrücke an den vier Tatorten hinterlassen hatte.
    *
    Katarina hatte ihren Mantel noch nicht abgelegt. Sie saß auf ihrem Koffer in der Diele und spielte die Szene in ihrem Kopf immer wieder durch. Sie wusste nicht, zum wievielten Mal, aber eines war sicher: So hatte sie es sich nicht vorgestellt. Es hatte nicht damit enden sollen, dass sie erneut einsam war, unverstanden.

    Nachdem sie eine Weile die Straße hinauf- und hinuntergetigert war, hatte sie schließlich den Mut gefunden, das Eisentor zu durchqueren. Sie war zum Haus hinaufgegangen und hatte geklingelt. Ihr Herz schlug mit Macht gegen ihren Brustkorb, aber sie war optimistisch. Ihre ganze Hoffnung ruhte auf ihrer ehemaligen Vorschullehrerin. Tante Ingrid hatte Kinder geliebt, also liebte sie auch die Menschen. Sie würde sie verstehen – und trösten. Natürlich wäre alles anders gekommen, wenn Ingrid damals vor gut zwei Wochen schon zu Hause gewesen wäre, bevor all die Dinge passiert waren. Damals hätte Ingrid sie vielleicht aufhalten können, hätte sie auf bessere Gedanken bringen können. Sie hätte ihr die Kraft geben können, zu verzeihen und ihr Leben weiterzuleben. Aber sie war nicht zu Hause gewesen. Katarina hatte das Haus mehrere Tage lang beobachtet, ohne dass sie aufgetaucht war. Deshalb hatte sie sich genötigt gesehen, ohne Tante Ingrids Segen zur Tat zu schreiten und zu tun, was getan werden musste. Aber deshalb trug sie auch noch diese kleine Saat des Zweifels in sich.
    »Ja?«
    Wie schön sie war. Ihr langes Haar war verschwunden, und sie hatte stattdessen einen jugendlichen Kurzhaarschnitt. Tante Ingrid trug eine Brille, die gut zu ihrem fein geschnittenen Gesicht passte, und schaute sie mit ihren blauen Augen fragend an. Sie war schön gealtert, selbst die Falten verliehen ihrem Gesicht eine auffallende Vornehmheit.
    »Ich heiße Katarina. Katarina Hallenius. Du warst vor vielen Jahren meine Vorschullehrerin. Ich würde mich sehr gerne mit dir unterhalten.«
    Ingrid musterte sie wortlos.
    »Darf ich einen Augenblick hereinkommen?«, bat Katarina.
    »Ich weiß nicht … Ich war krank und …«
    »Ich kann dir helfen. Ich habe mich so sehr auf diese Begegnung gefreut, Tante Ingrid.«
    Der Blick, dem sie begegnete, verriet eine gewisse Skepsis, aber das war nach so vielen Jahren auch nicht verwunderlich. Sie musste die Chance bekommen, ihr zu zeigen, wer sie war. Sie trat einen Schritt näher an die ältere Frau heran, und Ingrid wich einen Schritt zurück. Katarina deutete dies als Einladung und trat in die Diele. Ingrid wich ein paar Schritte weiter zurück.
    »Was ist denn

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