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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Ich werde dich doch wohl noch berühren dürfen, ohne dass du gleich glaubst, dass ich dich flachlegen will. Wir kennen uns seit hundert Jahren, verdammt noch mal. Ich hab dich schon hundertmal angefasst.«
    Jamal machte eine beruhigende Handbewegung, um ihre Lautstärke zu dämpfen, aber das wühlte sie nur noch mehr auf.
    »Warum wolltest du dann überhaupt mit mir hierher?«, fuhr sie mit leiserer Stimme fort. »Ich hatte keine Lust, aber du wolltest. Dann hast du mich in Fahrt gebracht, und wir sitzen hier und unterhalten uns und sind gut drauf, und plötzlich geht deine Laune ohne erkennbaren Grund in den Keller. Da komme ich mir schon verarscht vor, verstehst du?«
    Jamal wandte seinen Blick von ihr ab und ließ ihn einen Augenblick lang auf irgendetwas Undefinierbarem ruhen, das sich oberhalb eines Sicherheitsmannes befand, der hinter der Bar an der Wand saß. Dann wandte er sich ihr wieder zu und nahm ihre Hand. Er betrachtete sie eine Weile mit einer gewissen Resignation im Blick, bevor er wieder zu sprechen begann.
    »Okay, Petra. Das mit dem Flirten nehme ich zurück. Ich bitte um Entschuldigung.«
    »Ehrlich?«
    Sie war sich nicht sicher, wohin dieses Gespräch führen würde, aber als kokett wollte sie sich nicht bezeichnen lassen. Vor allem nicht von Jamal, der mit seinen braunen Samtaugen, seinem charmanten kleinen Grübchen im Kinn und seinem gut gebauten dreißigjährigen Polizistenkörper jede Frau rumgekriegt hatte, bevor er geheiratet hatte.
    »Ehrlich. Aber ein bisschen angeschickert bist du trotzdem«, sagte er und zeigte lächelnd seine blendend weißen Zahnreihen. »Aber das ist okay, deswegen sind wir schließlich gekommen, nehme ich an. Du bist genau richtig, also denk nicht mehr darüber nach.«
    Jamal seufzte, und Petra wartete gespannt darauf, was jetzt kommen würde.
    »Du glaubst jetzt vielleicht, dass ich eine Mimose bin«, fuhr er fort, »aber manchmal habe ich diese Anspielungen auf meine Herkunft so verdammt satt. Ich weiß, dass es nicht böse gemeint ist, und ich weiß, dass in den meisten Fällen nicht einmal irgendwelche Vorurteile dahinterstecken. Aber es ist so verdammt nervtötend. Ich bin, wer ich bin, ganz unabhängig von meinen libanesischen Wurzeln, auf die ich im Übrigen stolz bin. Manchmal habe ich das Gefühl, dass ihr mich hinter all diesem Arabischen, das ihr in mir zu entdecken meint, gar nicht mehr seht. Ich bin Schwede, verdammt noch mal! Genau wie du. Ich lebe in Schweden, seit ich sechs bin, seit vierundzwanzig Jahren.«
    Petra betrachtete ihn mit einem leicht verständnislosen, mitleidigen Blick.
    »Und diesen Blick mag ich auch nicht«, informierte sie Jamal. »Ich will dein Mitleid nicht. Ich laufe ja auch nicht herum und bemitleide dich.«
    Petra korrigierte ihre zusammengesunkene Haltung und versuchte, nicht allzu scheinheilig auszusehen, sondern kippte den Rest des Biers hinunter und bestellte, ohne Jamal zu fragen, zwei neue. Auch Jamal trank sein Glas aus.
    »Und was hab ich damit zu tun?«, fragte sie. »Was habe ich denn gesagt, das dich so … aus der Bahn geworfen hat?«
    »Du reitest einfach ständig darauf herum. Ihr merkt es gar nicht, weil es ja alles gut gemeint ist und ihr wisst, dass ich weiß, dass ihr mich mögt und respektiert. Aber dieses ganze Ramadan hin und Mohammed her und mal dies und mal das. Alles nur Kleinigkeiten, aber Kleinvieh … Was hattest du vorhin noch gesagt …? Irgendetwas über meine ›große, fette libanesische Familie‹. Ich habe es ganz einfach satt, dieses Geschwätz.«

    »Du meinst … als würde jeder dauernd etwas über … meine großen Ohren oder so sagen«, sagte Petra und spürte plötzlich, dass sie rot anlief.
    Jamals Gesicht verzog sich zu etwas, das ein höhnisches Lächeln sein sollte. Petra schlug die Hände vors Gesicht und zog die Schultern hoch.
    »Ich hätte nichts sagen sollen!«, quietschte sie hinter ihren Händen.
    »Jetzt kokettierst du wirklich«, sagte Jamal triumphierend.
    »Das tue ich nicht, es war mir wirklich peinlich.«
    Petra schaute ihn flehend an.
    »Ich hätte nicht meinen wundesten Punkt verraten sollen.«
    Jamal nahm ihren Kopf zwischen seine Hände und strich ihr mit seinen knubbeligen Fingern das Haar hinter die Ohren. Dann setzte er eine ernste Miene auf und sagte:
    »Ich finde, dass du schöne Ohren hast. Verstehen wir uns jetzt?«
    Petra nickte.
    »Dann sollten wir, denke ich, dieses Thema beenden.«
    Petra fühlte sich plötzlich stocknüchtern. So ging es ihr nicht

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