Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
Was willst du haben? Wollen wir etwas essen?«
»Fürs Erste ein Bier.«
Nachdem es ihnen schließlich gelungen war, Kontakt mit einem der Barkeeper aufzunehmen, bestellten sie zwei große Pils und Erdnüsse. Essen wurde in der Bar nicht serviert.
»Wenn man hier oben ist, und draußen ist es dunkel, könnte man fast glauben, dass die Johanneshovsbrücke eine schöne Konstruktion ist«, sagte Petra. »In Wirklichkeit sind es aber nur die vielen Lichter, die dafür sorgen, dass es hier so unheimlich urban aussieht. Als wäre man in Manhattan oder so.«
Der Barkeeper stellte zwei Bier und eine Schale mit Erdnüssen vor ihnen auf die Theke.
»Prost«, sagte Jamal und nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas.
Petra tat es ihm gleich. Als sie das Glas wieder hinstellte, standen zwei junge Frauen auf und gingen. Blitzschnell eroberte sie einen der freien Hocker, während ein Mann in den Fünfzigern den anderen ergatterte. Ihre Blicke trafen sich, und sie lächelten einander an.
»Hier muss man auf Zack sein«, bemerkte der Mann scherzhaft und strich sich mit einer Hand das weizenblonde Haar aus der Stirn, bevor er sich auf den begehrten Hocker setzte.
Petra schleppte den anderen schweren Barhocker an Jamal vorbei zu ihrem Platz, kletterte hinauf und nahm einen Schluck von ihrem Bier.
»Training beendet?«, fragte Jamal mit einem schiefen Lächeln.
»Yes«, antwortete sie, ballte die Faust und zeigte ihm ihren Bizeps.
Petra Westman nahm ihr Training ernst und musste sich nicht verstecken, was ihre Fitness betraf.
»Danke, dass du mich hierhergelockt hast. Ich hatte mich ohnehin festgefahren.«
»Jetzt wollen wir die Arbeit mal für einen Augenblick vergessen und uns über andere Dinge unterhalten.«
»Gut gesprochen. Ab ins Nirwana.«
Sie stießen an und tranken, und sie spürte, wie der Alkohol allmählich zu wirken begann. Ein richtiges Mittagessen hatte sie nicht gehabt, und auch jetzt hatte sie einfach keinen Appetit. Vielleicht aufgrund der Anspannung bei der zähen Ermittlungsarbeit – und dazu jetzt noch das sättigende Bier.
Sie diskutierten über Christer Fuglesangs bevorstehenden Raumflug und lachten über die mittlerweile unzähligen Parodien über den armen Astronauten, der nie in den Weltraum zu kommen schien. Sie bestellten sich jeder noch ein Bier, Petra warf sich die letzten Erdnüsse ein und schob das Schälchen zur Seite.
»Wo ist denn deine Frau heute Abend?«, fragte sie.
»Bei der Schwiegermama«, antwortete Jamal und schaute in sein Glas.
»Deiner oder ihrer?«
»Meiner natürlich.«
»Fühlt sie sich nicht wohl bei deiner großen, fetten libanesischen Familie?«
»Doch, aber …«
»Und du durftest nicht mit zur Schwiegermutter?«, unterbrach ihn Petra. »Du Ärmster.«
Mit gespieltem Mitgefühl strich sie ihm mit dem Handrücken über die Wange, aber er zuckte zurück und eine Zornesfalte bildete sich zwischen seinen Augen. Sofort zog sie ihre Hand zurück.
»Was ist denn mit dir auf einmal los?«, fragte sie verwundert.
Seine reflexartige Bewegung hatte sie peinlich berührt. Um ihre zurückgewiesene Hand wieder in Besitz zu nehmen, griff sie nach dem Glas und nahm ein paar ordentliche Schlucke.
»Hör auf zu flirten oder was auch immer du da gerade treibst«, sagte Jamal sauer.
Sie schaute über seine Schulter, und ihr Blick begegnete zum zweiten Mal dem des blonden Mannes, der sein Weinglas in ihre Richtung erhob. Er sah freundlich aus, strahlte eine Offenheit aus, die an Conny Sjöberg erinnerte. Es war normalerweise nicht ihre Art, aber sie erhob ebenfalls ihr Glas. Jamal bemerkte, dass irgendetwas über ihn hinweg vor sich ging. Er warf einen kurzen Blick über die Schulter, um zu sehen, wem sie dort zuprostete. Als er sich ihr wieder zuwandte, hatte sie ihr Glas bereits abgestellt und schaute ihm direkt in die Augen.
»Flirten – wie meinst du das? Es hat sich wie eine Beleidigung angehört.«
»Fremden Männern zuprosten zum Beispiel«, sagte Jamal leise. »Tu das nicht. Du wirkst ein bisschen angeschickert.«
»Jamal, erstens hat er mir zugeprostet, und zweitens habe ich nur ein Bier getrunken. Und drittens hast du gesagt, dass ich kokettiere, bevor ich … bevor er mir zugeprostet hat.«
»Du hast fast zwei Bier getrunken, und du isst nichts. Du arbeitest hart, trainierst hart und hast Erdnüsse zum Abendbrot gegessen. Da ist es doch kein Wunder, wenn es ein bisschen mehr knallt.«
»Du hast mir immer noch nicht erklärt, was du mit flirten gemeint hast.
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