Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
liebevoll gemacht? Dabei habt ihr beide gewusst, dass er dich vergewaltigt hat, aber keiner hat es sich anmerken lassen? Nun, es steht eins zu null für dich, Petra. Er glaubt, dass er etwas weiß, das du nicht weißt, aber in Wirklichkeit ist es genau andersherum.«
»Früher oder später kriegen wir ihn«, sagte Petra mit felsenfester Überzeugung. »Er hat so etwas auch schon früher gemacht, und er wird es wieder tun. Ich hoffe, dass meine Körperflüssigkeiten gar nicht als Beweismittel nötig sein werden, aber wenn es nötig ist, dann soll es meinetwegen so sein.«
Petra reichte ihm die Plastiktüte über den Tisch.
»Pass gut darauf auf«, sagte Petra.
»Ich werde sehen, was ich machen kann«, sagte der Polizeitechniker Håkan Carlberg und nahm die Tüte mit einem Zwinkern entgegen.
SAMSTAGABEND
Åsa war mit Christoffer und Jonathan auf einem Kindergeburtstag. Einer seiner Freunde aus der Krippe wurde zwei. Conny Sjöberg hatte zusammen mit den größeren Kindern Weihnachtsgeschenke gekauft, obwohl es erst November war. Doch wenn es jetzt schon stressig war, Weihnachtsgeschenke zu kaufen, dann würde es eine Katastrophe werden, das Projekt erst im Dezember in Angriff zu nehmen. Außerdem war es das reinste Vergnügen, im Dezember zu Hause im Sessel zu sitzen und einen Glühwein zu trinken, wenn man wusste, dass neunundneunzig Prozent aller anderen Stockholmer entweder durch das Gedränge in den Kaufhäusern der Stadt irrten oder von schwerer Angst davor geplagt wurden. Dass Åsa normalerweise auch zu ihnen gehörte, machte den Genuss nicht geringer. Ganz zu schweigen davon, dass sämtliche Kleidung in vernünftigen Größen mit aller Wahrscheinlichkeit bereits vor dem zweiten Advent vergriffen war.
Jetzt hatte er alle Weihnachtsgeschenke fertig verpackt und in einer Abstellkammer versteckt, die Åsa und die Kinder aus Tradition während der letzten zwei Monate des Jahres nicht betreten durften. Die Kochbrigade hatte sich um den Küchentisch versammelt, um die Richtlinien für das regelmäßige samstägliche Abendessensprojekt festzulegen.
»Sara sucht alle Zutaten für die Tapenade raus«, sagte Sjöberg und deutete mit dem Finger auf ein Rezept in einer Kochzeitschrift. »Dann versuchst du, genau so viel davon abzumessen, wie hier steht, und wirfst schließlich alles in den Mixer. Ich helfe dir dabei, den Knoblauch zu zerdrücken. Weißt du was das hier bedeutet: › EL ‹?«
Sara schüttelte den Kopf.
»Das bedeutet Esslöffel«, sagte Sjöberg. »Ich werde dir zeigen, welches Maß das ist. Maja zerschneidet den Blätterteig in dünne Vierecke, und wenn ihr fertig seid, dürft ihr gemeinsam die Tapenade auf den Teig streichen. Ich werde euch dann zeigen, wie das geht, okay?«
»Okay«, antworteten die Mädchen im Chor.
»Simon bereitet diesen Lachssalat zu, aber der steht in derselben Zeitschrift, sodass ihr versuchen müsst, euch zu einigen. Du kommst alleine zurecht, oder?«
»Ja, sicher«, sagte Simon. »Aber der Lachs muss doch erst drei Stunden in der Marinade liegen. Da kriegen wir ja nie was zu essen!«
»Und ob«, rief Sjöberg triumphierend, »denn ich habe ihn schon mariniert! Aber macht zuerst alles andere, dann legen wir den Lachs zuletzt hinein. Ich schäle die Kartoffeln für den Steinbutt und reibe den Meerrettich.«
»Ich mag keinen Meerrettich«, schmollte Maja.
»Nein, ich weiß. Der ist vielleicht auch ein bisschen zu stark für dich, aber wir haben auch Erbsen und zerlassene Butter, da wird schon was für dich dabei sein. Also, los geht’s!«
»Halt!«, sagte Maja. »Wir brauchen auch Bier zum Kochen!«
»Natürlich, das hätte ich ja fast vergessen. Holst du es vom Balkon herein? Simon, du hilfst ihr, die Tür zu öffnen.«
Das Projekt lief, und es war wirklich der Höhepunkt der Woche für alle, die dabei waren. Sjöberg zog sich seine Schürze an und erinnerte sich daran, dass er allen Kindern eine Schürze in passender Größe zu Weihnachten schenken wollte. Maja brachte in zwei Touren drei Flaschen Brause und ein Bier herein, und Simon öffnete geübt die Flaschen. Sjöberg schüttete die Kartoffeln in das Spülbecken und machte sich daran, sie zu schälen. Die Kinder arbeiteten konzentriert an ihren Aufgaben, und er fragte sich, welche Stimmung wohl an diesem Samstagnachmittag unter Vannerbergs Kindern herrschte. Die armen Kleinen, seufzte er im Stillen. Vannerbergs Fassade hatte einwandfrei gewirkt, keine Frage, aber vielleicht gab es doch irgendwo einen
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