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Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman

Titel: Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carin Gerhardsen
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Riss?
    Die Ermittlungen traten auf der Stelle, und eigentlich war in den letzten Tagen auch nichts Neues herausgekommen. Ingrid Johansson hatte niemals irgendwelche Pläne gehabt, ihr Haus zu verkaufen, und hatte deshalb auch nie mit Vannerberg oder irgendeinem anderen Makler gesprochen. Pia Vannerberg behauptete zwar steif und fest, dass ihr Mann an jenem Abend erklärt habe, einen Verkäufer treffen zu wollen, aber konnte man sich darauf verlassen? Sie konnte sich verhört oder seine Worte falsch verstanden haben, er konnte sich falsch ausgedrückt haben. Wenn nicht, dann steckte sehr viel Überlegung und Planung hinter dem Mord. In diesem Fall hätte sich tatsächlich irgendjemand mit ihm in Ingrid Johanssons Haus verabredet haben müssen, vielleicht mit der Absicht, ihn zu ermorden. In welchem Verhältnis stand dieser Jemand dann zu Johansson? Nein, das schien zu weit hergeholt. Dieser Mann hatte eine so verdammt weiße Weste, eine stabile finanzielle Situation, keine Schufa-Einträge, keine seltsamen Geldbewegungen, er stand in keinem Strafregister. Er hatte seine Frau nicht betrogen, besaß keine Feinde und keine verdächtigen Verbindungen.
    Auf der anderen Seite behauptete der Käufer im Åkerbärsvägen 13, dass sie sich nicht fest für den Montagabend verabredet hatten, sondern dass Vannerberg vorbeikommen wollte, wenn er in der Gegend zu tun hatte. Am wahrscheinlichsten war es, dass er sich gerade an diesem Abend überlegt hatte, in der Gegend zu tun zu haben, um das Ganze hinter sich zu bringen. Aber hätte er dann nicht zuerst angerufen? Immerhin war er schon zu Hause, und es dauerte eine Weile, zu Fuß dorthin zu marschieren? Und wenn Vannerberg eigentlich zur Nummer 13 wollte, welcher Verrückte hatte sich dann in der Nummer 31 eingenistet? Oder wurde er von jemandem verfolgt, der die Gelegenheit nutzte, um ihn in dem leer stehenden Haus zu erschlagen? Aber wie war Vannerberg dann hineingekommen? Hatte die alte Dame vergessen, die Tür abzuschließen? Das schien ihm wenig glaubhaft. Nein, hier standen sie in der Tat vor einem großen Rätsel.
    Das einzig Bemerkenswerte an Vannerberg war der fehlende Vater und dass seine Mutter in der Striptease-Branche arbeitete, aber das konnte man ihm ja nicht zur Last legen. Nachdem Petra Westman Vannerbergs privaten Terminkalender gefunden hatte, hatte die Ermittlungsgruppe seine letzten Wochen rekonstruiert, aber dabei war nichts Interessantes herausgekommen. Auf seinem Computer im VM -Maklerbüro hatte man auch nichts von Interesse gefunden. Er hatte überhaupt nichts Privates auf dem Rechner gespeichert, und seine E-Mail-Kommunikation beschränkte sich auf ein paar wenige Briefe pro Woche. Es gab nichts über sein eventuelles Treffen mit dem rätselhaften Verkäufer im Åkerbärsvägen 31. Nicht einmal Jorma Molin hatte etwas zu verbergen, außer ein paar Bußgeldbescheiden wegen Geschwindigkeitsüberschreitung und einem Schufa-Eintrag aus dem Jahr 1996.
    Was Ingrid Johansson betraf, so wusste Sandén zu berichten, dass Margit Olofsson lediglich gesagt hatte, dass ihr kaum jemals ein Lächeln über die Lippen kam. Olofsson hatte sich ihrer erbarmt, weil sie alt war, krank und vor allen Dingen einsam und weil sie sie um ihre Hilfe gebeten hatte. Dem Mord begegnete Johansson, laut Olofsson, mit ziemlicher Gleichgültigkeit, was schon ein bisschen verwunderlich war. Aber Gleichgültigkeit war ja kein Verbrechen.
    Im Haus war auch nichts gestohlen worden. Das Schmuckkästchen, das offensichtlich den einzigen Besitz Ingrid Johanssons beherbergte, der einigermaßen wertvoll war, war unberührt geblieben, und die Techniker mit der eifrigen Bella Hansson an der Spitze hatten im ganzen Haus – abgesehen von der Küche, dem Flur und dem Wohnzimmer – keine anderen Spuren als die der Eigentümerin selbst gefunden. Margit Olofssons Fingerabdrücke tauchten mal hier, mal da auf. Vannerbergs Abdrücke beschränkten sich auf die Küche und die Klinke der Haustür, was darauf hindeuten konnte, dass er die Tür selbst geöffnet hatte und ins Haus gegangen war, sofern die Tür nicht abgeschlossen war. Auf dem Küchenstuhl, bei dem es sich aller Wahrscheinlichkeit nach um die Mordwaffe handelte, hatte man neben Ingrid Johanssons Abdrücken auch einen anderen Satz von unbekannten Abdrücken gefunden, die nirgendwo anders im Haus festgestellt worden waren.
    Er wurde von der fröhlichen Stimme der Sechsjährigen aus seinen Gedanken gerissen.
    »Papa, du wolltest mir den EL zeigen«,

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