Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
trug. Petra war sich unsicher, welche Art von Begrüßung in dieser Situation angemessen wäre, und streckte ihm die Hand entgegen, um nicht aufdringlich zu wirken. Er ignorierte dies und begrüßte sie mit einer kräftigen Umarmung, sodass sie sich noch ein bisschen idiotischer vorkam. Aber es gab ihr auch Hoffnung für ihr Vorhaben.
»Wollen wir einen Kaffee trinken?«, schlug Håkan vor. »Ich habe noch nicht gefrühstückt.«
»Ich auch nicht«, gab Petra zu, und so lenkten sie ihre Schritte zum Bahnhofsgebäude und dem dortigen Restaurant.
»Jetzt bin ich aber neugierig, was dich zu mir geführt hat«, sagte Håkan, nachdem sie sich an einen Fenstertisch mit Blick auf die Straße gesetzt hatten.
Petra hatte ein Sandwich mit Leberpastete und ein Ramlösa vor sich stehen, Håkan nahm dasselbe und eine Tasse Kaffee. Petra hatte darauf bestanden, das Frühstück zu bezahlen, und trotz gewisser Einwände hatte sie sich damit durchsetzen können.
»Ich habe ein paar Sachen dabei, von denen ich möchte, dass du einmal einen Blick darauf wirfst«, sagte Petra. » Off the record, sozusagen, aber nach allen Regeln der Kunst.«
»Hoppla. Laufen hier etwa Privatermittlungen?«
»Könnte man so sagen.«
»Gibt es da einen Freund auf Abwegen?«, fragte Håkan scherzhaft.
»Wenn es nur so einfach wäre«, seufzte Petra. »Nein, es geht um kein Fremdgehen. Jedenfalls nicht in diesem Sinne.«
»Was sind das denn für Sachen?«
»Zum einen ein paar Bierflaschen, von denen ich Fingerabdrücke genommen haben möchte.«
»Damit kann ich dir gerne helfen. Aber dafür musst du doch nicht nach Linköping fahren, oder? Dafür habt ihr schließlich ein eigenes Labor.«
»Ja, ich weiß«, seufzte Petra. »Aber es gibt da noch mehr.«
»Na, dann raus mit der Sprache.«
»Ich habe noch Blut und Urin, die ich auf Alkohol und Drogen untersucht haben möchte. Und ich habe Sperma, von dem ich ein DNA -Profil brauche.«
Petra schaute Håkan Carlberg mit einem verschämten Lächeln an. Sie wusste, dass sie damit sehr viel von ihm verlangte.
»Du machst Witze«, sagte er ernst. » Off the record? Weißt du, was ein DNA -Profil kostet?«
»Ich weiß«, sagte Petra, die in Wirklichkeit keine Ahnung hatte, nur wusste, dass es teuer war.
»Was willst du mit einem DNA -Profil, wenn du es mit nichts vergleichen kannst? Brauchst du ein schickes Diagramm, um es dir an die Wand zu hängen, oder was?«
»Ich weiß, wem die DNA gehört. Wenn wir ihn festnehmen, haben wir etwas zum Vergleichen.«
»Na, dann können wir das DNA -Profil doch auch dann noch erstellen, wenn wir einen Fall haben. Ihr werdet den Besitzer dieser Spermaprobe also festnehmen?«
»Früher oder später. Dafür werde ich schon sorgen.«
»Und warum haben wir dann noch keine laufenden Ermittlungen? Rede bitte Klartext, oder lass uns das Ganze hier ganz schnell vergessen.«
Petra seufzte tief und aß ein paar Minuten schweigend. Die Kopfschmerzen hatten sich wieder bemerkbar gemacht, und sie trank eine halbe Flasche Mineralwasser in einem Zug. Håkan aß ebenfalls, und sein Blick wanderte nachdenklich zwischen Petra und dem Geschehen draußen auf der Straße hin und her.
»Komm jetzt, Petra«, sagte er schließlich. »Erzähl es mir. Selbst wenn ich dann entscheide, dir nicht zu helfen, werde ich niemandem davon erzählen. Das schwöre ich. Außer Helena möglicherweise. Und Anna vielleicht.«
Ihre Cousinen. Petra schaute ihn erschrocken an. Er beantwortete ihren Blick mit einem lautstarken Lachen.
»Ich schweige wie ein Grab«, sagte er plötzlich wieder ganz ernst. »Ich glaube, dass ich verstanden habe, was passiert ist.«
Er beugte sich über den Tisch und legte seine Hand auf ihre.
»Bist du vergewaltigt worden?«, fragte er vorsichtig.
Petra spürte, dass sie plötzlich kurz davorstand zu weinen, aber sie setzte sich aufrecht hin und trank einen Schluck Ramlösa, um das Gefühl abzuschütteln. Genau wie bei der Bereitschaftsärztin am Morgen stellte sich eine gewisse Erleichterung darüber ein, dass ihr mit Verständnis begegnet wurde.
»Ich weiß nicht«, antwortete Petra ehrlich. »Aber ich glaube, dass es nur so gewesen sein kann.«
Und dann strömte die ganze Geschichte aus ihr heraus. Håkan Carlberg hörte aufmerksam zu und unterbrach sie nur einige wenige Male, um eine Frage einzuwerfen oder sich mehr Details erzählen zu lassen.
»Und wie geht es dir jetzt?«, fragte er, nachdem sie fertig war. »Rein körperlich, meine ich. Seelisch scheinst
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