Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
du ja in Topform zu sein, voll ausgelastet mit privaten Nachforschungen und anderen spannenden Dingen.«
Sein scherzhafter Tonfall lockerte die bedrückende Atmosphäre, die sich über ihren Tisch gesenkt hatte, auf, und Petra lächelte zum ersten Mal seit vielen Stunden.
»Ich habe ganz furchtbare Kopfschmerzen, der ganze Unterleib und der Hintern tun mir weh, und ich habe Schwierigkeiten, meine Bewegungen zu kontrollieren. Aber jetzt fühle ich mich schon nicht mehr so unsicher. Heute Morgen habe ich alles nur verschwommen gesehen, aber das ist inzwischen vorbei.«
Nachdem alles heraus war, war es leichter, darüber zu sprechen. Das Ganze war zu einer Geschichte geworden, etwas, das stattgefunden hatte, aber ihr Bewusstsein höchstens noch in einer rein klinischen Perspektive beschäftigte. Sie hoffte, dass es auch so bleiben würde.
»Und warum bist du mit der ganzen Geschichte nicht zur Polizei gegangen?«, wollte Håkan wissen.
»Ich bin doch die Polizei, verdammt.«
»Du weißt, was ich meine.«
»Hättest du gern, dass du zum Gegenstand der Ermittlungen deiner Kollegen wirst? Dass sie dein Sperma analysieren und dir … Blutproben und Fingerabdrücke abnehmen?«
Petra hörte selbst, wie blöd das klang, und Håkan wirkte amüsiert, als er ihrem nicht ganz logischen Vergleich lauschte.
»Tja, das mit den Fingerabdrücken klingt wirklich wie der reinste Horror«, lachte er. »Aber ich weiß, was du meinst. Im gynäkologischen Stuhl vom Polizeiarzt untersucht zu werden, während deine Abteilungskollegen mit gezücktem Stift und Notizbuch danebenstehen, als Opfer betrachtet zu werden, statt den Täter zu jagen, das klingt nicht gerade nach einer besonders angenehmen Situation. Du glaubst nicht, dass du irgendeinen Schaden erlitten hast?«
»Doch, bestimmt«, sagte Petra. »Aber keinen, der nicht von selbst heilt. Ich bin jedenfalls dankbar, dass er Kondome benutzt hat. Stell dir mal vor, man hätte sich zu allem Überfluss auch noch eine Schwangerschaft eingefangen. Oder etwas noch Schlimmeres.«
»Hast du keine Angst, dass er nervös werden könnte, weil du Polizistin bist? Du könntest ihn in den Knast bringen.«
»Er weiß nicht, dass ich bei der Polizei bin. Ich habe ihm gesagt, dass ich bei einer Versicherung arbeite.«
»Aber du hattest deine Polizeimarke in der Brieftasche, oder?«
Petra saß einen Moment schweigend da.
»Die trage ich versteckt hinter dem Führerschein. Ich glaube nicht, dass er meine Brieftasche durchsucht hat und …«
»Natürlich hat er sie durchsucht«, unterbrach sie Håkan. »Schließlich möchte er doch wissen, mit wem er es zu tun hat. Wie du heißt. Wo du wohnst.«
»Falls er es getan hat, hat er den Polizeiausweis jedenfalls nicht gefunden.«
»Und wenn er ihn doch gefunden hat, dann hat er das Erlebnis möglicherweise noch aufregender gefunden. Aber vielleicht hat er dann auch mehr Grund dazu, misstrauisch zu sein.«
»Willst du mir Angst machen?«
»Ich will einfach nur, dass du vorsichtig bist.«
»Ich habe die benutzten Kondome genommen und sie durch zwei unbenutzte ersetzt. Mit Inhalt. Ich habe die Bierflaschen genommen und zwei andere an dieselbe Stelle gestellt. Außerdem habe ich mich dafür entschuldigt, dass ich so betrunken war und eine zärtliche Abschiedsszene gespielt, die einen Oscar verdient hätte. Es gibt keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
»Ich hoffe, dass du recht hast. Das war ja eine ausgekochte Vergewaltigungsmethode, muss ich sagen.«
»Wenn es denn eine Vergewaltigung war«, seufzte Petra resigniert. »Vielleicht war ich auch einfach nur voll und scharf. Aber ich habe vorher noch nie etwas Vergleichbares gemacht. Und ich werde es bestimmt auch nie wieder tun, da mögen die Götter vor sein.«
»Nach deiner Beschreibung muss er ja ein ganz übler Hund sein«, sagte Håkan und massierte sich die unrasierten Wangen. »Keine Avancen während des ganzen Abends in der Bar. Kein Gegrabbel, keine unsittlichen Angebote. Nichts als kultivierte Konversation.«
»Hübsch, charmant und intelligent. Es sollte eigentlich kein Problem für ihn sein, Frauen rumzukriegen.«
»Was ihn erst richtig pervers macht«, warf Håkan ein. »Er mag seine Bräute lieber bewusstlos als willig.«
»Du hättest erleben sollen, wie er mich am Morgen behandelt hat«, sagte Petra. »Wie eine Porzellanpuppe. Im wirklichen Leben wachsen solche Kerle nicht auf den Bäumen.«
»Ihr habt euch also gegenseitig Theater vorgespielt und beide auf zärtlich und
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