Pfefferkuchenhaus - Kriminalroman
Friseur. Findest du, dass es gut geworden ist?«
Ihre Mutter gab ihr das Handtuch und setzte sich aufs Sofa.
»Tolle Frisur. Hab ich doch gesagt.«
Lise-Lott drückte ihre Zigarette aus und zündete sich eine neue an.
»Willst du auch eine?«, fragte sie und warf die Packung auf den Couchtisch, an dem ihre Mutter saß.
»Ich setze Kaffee auf«, sagte ihre Mutter, stand auf und verschwand in der Küche.
Das Publikum buhte, Ricky schüttelte den Kopf und wunderte sich über die Ausschläge des Lügendetektors, denn der »Angeklagte« namens Shaquil saß anscheinend ganz entspannt in seinem Sessel. Auch er schüttelte den Kopf und behauptete hartnäckig, dass der Lügendetektor log, während seine Freundin Cheyenne vor Zorn aufgesprungen war und eine Menge Dinge brüllte, die mit Pünktchen untertitelt worden waren und an deren Stelle man nur ein Piepen hörte. Ihre beste Freundin Sarah-O wiederum lächelte peinlich berührt und klimperte in ihrem Sessel scheinheilig mit den Augen.
Die Mutter kam mit zwei Bechern Kaffee herein und setzte sich wieder aufs Sofa, nahm eine Zigarette aus der Packung und wandte sich dem Programm zu. Schweigend schauten sie eine Weile zu, bis eine Werbepause kam.
»War Jörgen gestern beim Spiel?«, fragte ihre Mutter.
»Ja.«
»Dass du nie mitgehst.«
»Hä?«
»Irene hat mich gefragt, ob ich am Sonntag mit ins Theater gehen möchte. Im Cosmos ist Theater.«
»Und? Gehst du mit?«
»Bist du verrückt? Irene glaubt, dass sie was Besseres ist, finde ich jedenfalls.«
»Warum glaubt sie das denn?«
»Wegen dem Jungen wahrscheinlich. Der geht auf die Universität. Wofür das auch immer gut sein soll.«
»Irgendwer muss es ja machen. Was macht Papa?«
»Er guckt sich Oprah Winfrey an. Ich finde das hier lustiger. Ich habe ein Hemdchen für Therese gekauft.«
»Aha, wo denn?«
»Bei Åhléns, im Schlussverkauf. Hat nur achtundneunzig Kronen gekostet.«
»Glaubst du, dass es ihr gefällt?«
»Ja, alle haben so welche. So weiße, mit Spaghettiträgern, weißt du?«
»Wie hübsch. Ich kann es ja nehmen.«
»Ihr könnt euch drum schlagen«, lachte die Mutter und stieß einen großen Rauchring aus, der auf seinem Weg zur Decke auseinanderdriftete.
»Ich glaube, dass sie lügt und nicht er«, sagte Lise-Lott über das Mädchen im Fernsehen. »Sie ist bestimmt auch lesbisch. Vorhin war schon so eine da.«
»Aha.«
»Ja, sie hat mit der Schwester ihres Freund rumgemacht.«
»Die spinnen, die Amerikaner.«
»Ja.«
»Papa sagt, dass ein Junge in der Zehnten schwul ist. Niklas, weißt du?«
»Warum soll der schwul sein?«, wollte Lise-Lott wissen.
»Was weiß ich. Er sieht so aus, sagt er. Aber in Katrineholm gibt es bestimmt keine Schwulen.«
»Schwule gibt es doch überall.«
»Nein, glaub ich nicht. Die sind doch alle in Stockholm.«
»Therese will nach Stockholm fahren.«
»Ja? Warum das denn?«
»Klamotten kaufen.«
»Darf sie das denn?«
»Dürfen und dürfen. Sie macht doch sowieso, was sie will. Die anderen fahren auch.«
»Vielleicht sollten wir beide auch mal nach Stockholm fahren und Kleider kaufen?«
»Das ist bestimmt teuer. Hier gibt es doch auch gute Kleider.«
»Wir können nach Norrköping fahren.«
»Warum das denn?«
»Irgendwas muss man doch machen.«
»Können wir machen. Dann gehen wir zu McDonald’s«, schlug Lise-Lott vor.
»Ich mag keine Hamburger.«
»Was magst du denn?«
»Irgendwas. Chinesisch.«
»Das kannst du auch hier in der Stadt essen.«
»Das macht man doch nie.«
»Warum denn nicht?«
»Das ist zu teuer.«
»Glaubst du etwa, dass es in Norrköping billiger ist?«
»Jetzt hör aber mal auf! Sollen wir vielleicht den Gaskocher mitnehmen und uns selber was kochen?«
»Du wolltest doch nicht zu McDonald’s gehen.«
»Das hab ich nicht gesagt! Ich hab nur gesagt, dass ich keine Hamburger mag.«
»Das ist doch dasselbe.«
»Ist es nicht. Da kann man auch andere Sachen essen.«
»Was denn?«
»Das weiß ich doch nicht! Du wolltest doch zu McDonald’s gehen.«
»Dann willst du also doch nicht hingehen?«
»Doch. Dann werden wir ja sehen, was sie haben.«
»Da haben sie bestimmt dieselben Sachen wie hier in der Stadt.«
»Wahrscheinlich.«
Das Gespräch erstarb, und sie guckten sich die Sendung bis zum Ende an. Die Mutter stand auf.
»Ich muss jetzt nach Hause zu Papa. Er will bestimmt bald seinen Kaffee.«
»Bis bald. Grüß schön.«
»Danke für den Kaffee. Tschüs, meine Kleine.«
Der TV -Shop fing an, und
Weitere Kostenlose Bücher