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Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall

Titel: Pfeilgift: Katinka Palfys Siebter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friederike Schmöe
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Sonne. »Gegen Paula als Mörderin spricht noch eine andere Sache. Sie war in der Tatnacht ziemlich betrunken. Ich glaube kaum, dass sie imstande war, einen Pfeil treffgenau auf den Oberschenkel ihres Mannes abzufeuern.«
    »Sie ist Mitglied in einem Sportbogenverein.«
    »Ich weiß, ich habe selbst mitgekriegt, dass sie gut zielen kann. Aber der Pfeil in Hagens Bein war kein moderner Sportpfeil, sondern einer von Luisas Holzpfeilen mit Hahnenfedern dran. Und mit diesen altmodischen Pfeilen schießt es sich ganz anders. Da gibt es keine Apparatur, die einem das Zielen abnimmt.«
    Die Kommissarin kaute an ihrer Unterlippe und sah auf den Fluss. Ein Sportboot fegte vorbei, der Bug schlug rhythmisch auf dem Wasser auf. Die Gischt spritzte bis zu ihnen herüber.
    »Ein moderner Fiberglasbogen und indianisches Pfeilgift. Das würde nicht passen.«
    »Nein«, sagte Katinka.
    »Jetzt sind Sie dran. Was haben Sie anzubieten?«
    Katinka hockte sich auf einen Poller. Das Metall war heiß.
    »Karl Süßholz, haben Sie den näher unter die Lupe genommen?«
    Ruth Stein sagte nichts. Die ist mit allen Wassern gewaschen, dachte Katinka.
    »Mag sein, dass er eine Waffenbesitzkarte hat. Mag aber auch sein, dass nicht. Jedenfalls hat er eine Pistole, die er in seinem Handschuhfach spazieren fährt.«
    Die Kommissarin nickte bedächtig.
    »Ich mache mich wieder an die Arbeit«, sagte sie. »War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
    Sie legte die Hand an eine imaginäre Mütze und stapfte mit kurzen, schnellen Schritten davon. Ganz wie ein Tapir, dachte Katinka.
     
    Gespräch 2
    Der andere: Ich habe einen Hinweis gekriegt.
    Er: Woher?
    Der andere: Über die Presse. Was soll ich den Leu-
    tensagen? Können sie pünktlich mit der
    Lieferung rechnen?
    Er: Ich hoffe doch.
    Der andere: Hoffen gilt nicht.
    Er: Wenn du mich kaltmachst, kriegst du
    gar nichts.
    Der andere: Ich habe nicht viel Humor.
    Er: Hagen wird am Mittwoch beerdigt.
    Vorher kann ich nichts machen.
    Der andere: Was ist mit dieser Detektivin? Meine
    Leute sagen, sie hat einen guten Draht
    zu den Bullen.
    Er: Kümmere dich um sie.

9. Ein anderes Bild
    »Schau dir das an, Katinka.« Paula hockte mit angezogenen Beinen auf dem Schreibtischstuhl. Vor ihr lagen ein paar Ausdrucke. Einige grau unterlegte Zahlen hatte sie eingekringelt. Auf einem Blatt zeichnete sich der Rand eines Weinglases ab. Katinka warf einen Blick auf die Flasche. Sie war halb leer.
    »Ich finde das seltsam«, sagte Paula. »Hier gibt es zwei Buchhaltungsfiles. So als wäre das Programm zweimal installiert worden.«
    Katinka setzte sich auf den Tisch und nahm die Papiere in die Hand. Es hätte eine chinesische Handschrift aus der Tang-Dynastie sein können.
    »Entschuldige«, sagte sie. »Aber da muss ich passen.«
    »Denk mal nach.« Paulas Wangen waren vom Wein gerötet. »Zwei Files, aber nicht mit denselben Zahlen.«
    »Also eine offizielle Buchhaltung und eine inoffizielle?«
    »So einfach ist es auch wieder nicht.« Paula fuhr mit dem Finger über die Listen. »Manche Beträge tauchen in beiden Programmen auf. Andere nicht.«
    Sie sahen sich an.
    »Wertinger solltest du nicht danach fragen«, sagte Katinka schließlich. »Wie wäre es mit einem Buchprüfer?«
    Paula stand auf und holte ein Weinglas für Katinka.
    »Nein. Ich bin im Dienst.«
    »Komm schon, ein halbes Glas!«
    »Ich möchte nicht, Paula. Vielleicht später.«
    Paula zuckte die Achseln und goss sich selbst nach.
    »Kennst du jemanden, den man unter der Hand fragen könnte?«, wollte sie wissen. »Der die Klappe hält, egal was rauskommt?«
    »Ich könnte so jemanden kennen«, begann Katinka und verfiel in Schweigen. Ruth Stein hatte angedeutet, dass sie mit dem Sichten der Unterlagen aus der Handelsagentur nicht nachkam. Katinka hätte also einen Vorteil…
    Es juckt mich schon wieder, dachte sie. Ich sollte es endlich sein lassen. Es ist wie eine Sucht, dieses Nachfragen und Nachspüren. Eine miserable Angewohnheit, schlimmer als Nasebohren. Katinka marschierte hin und her wie ein Zootier. Es gab jemanden. Natürlich gab es jemanden. Sie öffnete die Balkontür und trat hinaus. Paula kam nach.
    Da war dieser eine, ein bisschen spezielle Kollege. Keiner von denen, die Katinka besonders mochte. Sie hatte ihn in ihren ersten Monaten als Praktikantin in einer Detektei als Kollege ertragen müssen. Ein von Komplexen zerfressenes Subjekt, das sich allerlei einbildete, vor allem, bei Frauen gut anzukommen. Die Mitarbeiterinnen in der Detektei

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