Pflege daheim oder Pflegeheim
umeinander kümmerten, hält sich hartnäckig. Aber es ist eben eher ein schöner Traum, denn wirkliche Erfahrung mit einer guten und vor allem langjährigen häuslichen Betreuung älterer Familienmitglieder gab es im Grunde nicht. Dafür war die Lebenserwartung früherer Generationen viel zu kurz. Und für viele Menschen heute – jung und alt – ist dieses enge, oft gar nicht freiwillige Beisammensein der Familie auch gar kein Ideal mehr. Aber es gibt ein neues, vielleicht besseres Modell, wie Menschen verschiedenen Alters zusammen den Alltag verbringen, den Kontakt zu Jüngeren oder Älteren nicht verlieren, ihr Wissen und ihre Erfahrungen teilen und sich eben auch umeinander kümmern: das „Mehrgenerationenhaus“. 2006 hatte das Bundesfamilienministerium dazu ein Aktionsprogramm „Starke Leistungen für jedes Alter“ gestartet. Im August 2011 endete die Bewerbungsphase für die Teilnahme an diesem Programm. Inzwischen wurden bundesweit 500 solcher Mehrgenerationenhäuser ausgewählt, jedes davon wird fünf Jahre lang mit jährlich 40.000 Euro gefördert.
Geben und Nehmen
Das Zusammenleben von Menschen mehrerer Altersstufen in einem Haus gibt es in normalen Miethäusern in Großstädten zwar auch. Beim Mehrgenerationenhaus aber ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen Grundvoraussetzung. Hier sollen alle „vier Lebensalter“ vertreten sein: Kinder und Jugendliche, Erwachsene, „junge Alte“ (über 50 Jahre) und Hochbetagte. Senioren, auch solche mit gesundheitlichen Einschränkungen, haben ja – wie mehrfach erwähnt – durchaus viele Fähigkeiten. Wenn sie kleinen Kindern beispielsweise vorlesen oder größeren bei den Hausaufgaben helfen, sind sie nicht nur nützlich, sie fühlen sich auch so. Und junge Menschen können in einer solchen Gemeinschaft nicht nur Aufgaben wie das Einkaufen übernehmen, sondern sie lernen auch die Erfahrung der Älteren besser schätzen. Dennoch sollen in einem Mehrgenerationenhaus regelmäßig „generationsübergreifende Dienstleistungen“ innerhalb der Hausgemeinschaft angeboten werden. Das kann gegenseitige Kinderbetreuung ebenso einschließen wie Hilfe für Senioren. Idealerweise werden die Aufgaben von Freiwilligen (etwa zwei Drittel) und professionellen Helfern zum Beispiel aus ambulanten Pflegediensten übernommen, die gegebenenfalls zumindest teilweise (je nach Pflegestufe) über die Gelder aus der Pflegekasse finanziert werden können.
Herausforderung
Man sollte sich allerdings keinen Illusionen hingeben: Ein Mehrgenerationenhaus ist nicht nur finanziell und organisatorisch ein sehr anspruchsvolles Projekt, sondern auch für jeden Einzelnen eine große Herausforderung. Die Balance zwischen Distanz (selbständig und selbstbestimmt leben zu können) und Nähe (Geselligkeit und Hilfe zu finden) ist nicht einfach, schon gar nicht zwischen Menschen verschiedener Generationen. Dieses spezielle Zusammenleben setzt voraus, dass man gelegentlich seine Ansprüche herunterschrauben und vor allem auch, dass man mit Konflikten konstruktiv umgehen kann.
KAPITEL 4
Pflege im Heim
Das „Heim“ ist in der Regel die letzte Station im Leben eines Menschen. Es gibt zwar auch Möglichkeiten vorübergehender oder teilstationärer Pflege, die „Tages- oder Nachtpflege“ sowie eine „Kurzzeitpflege“, aber sie gehören eher zum Gesamtkonzept der häuslichen Pflege, deshalb haben wir Sie darüber bereits an anderer Stelle informiert ( siehe Kapitel 3 ). Es ist nie ein leichter Schritt, sein vertrautes Zuhause aufzugeben und in ein Heim zu gehen, und in vielen Fällen ist es eine eher erzwungene Lebensweise. Erst wenn alte Menschen ohne intensive Betreuung gar nicht mehr zurechtkommen, ist die Entscheidung ziemlich unausweichlich.
Entscheidungshilfen
Einerseits haben – wie erwähnt – die meisten Menschen den Wunsch, so lange wie möglich in den vertrauten vier Wänden zu bleiben. Andererseits hat es etwas für sich, die Wohnung für die letzte Lebensphase früh aus- und aufzusuchen, um in gesundheitlich schwierigeren Zeiten nicht unter Druck zu geraten.
Gibt es einen „richtigen“ Zeitpunkt?
Eher früher als zu spät
Entscheiden muss letztlich der Betreffende selbst (außer, Sie haben die gesetzliche Betreuung inne, siehe Kapitel 2 , Kasten „Was heißt Betreuung?“). Für Sie als Angehöriger eines Pflegebedürftigen gibt es aber durchaus ein paar Argumente, den Wechsel in ein Heim ab einer gewissen Zeit nahe zu legen. Wie beschrieben wird zum Beispiel die
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