Pflege daheim oder Pflegeheim
Sturzgefahr mit zunehmendem Alter erheblich größer. Und auch das Risiko eines Herzinfarktes oder Schlaganfalles steigt. Viele ältere Menschen haben Angst davor, in solchen Situationen dann allein zu Hause zu sein, vielleicht tagelang hilflos in der Wohnung zu liegen – und das sind ja durchaus keine völlig unrealistischen Horrorszenarien. Stürze können zwar auch im Heim passieren, dennoch wird dort mehr zur Prophylaxe getan (oder soll zumindest getan werden), und vor allem kommt im Ernstfall schneller Hilfe.
Hilfe im Alltag
Ein weiteres Argument, eher früher als „auf den letzten Drücker“ ins Heim zu gehen: Für viele Ältere kann der Alltag mit seinen täglichen Pflichten, vor allem regelmäßig zu kochen, abwaschen und einkaufen zu müssen, durchaus auch sehr lästig und beschwerlich sein und eine „Rundumversorgung“ in einem Altenheim sogar eine Erleichterung. Außerdem sind nicht alle Wohnungen zum altersgerechten Umbau (siehe „Wohnraumanpassung“, Kapitel 3 ) geeignet. Damit sind sie auf mehr Hilfe angewiesen, als es – nach ihrem Gesundheitszustand – eigentlich nötig wäre. Ein Nachteil sei allerdings auch nicht verschwiegen: In vielen Heimen gibt es – trotz gegenteiliger Beteuerungen – weniger „Forderung und Förderung“ der eigenen Fähigkeiten. Es ist leider eine immer wiederkehrende Erfahrung, dass viele Heimbewohner eher abbauen, körperlich und bald auch geistig.
Auch ein weiterer Vorteil kann sich schnell ins Gegenteil verkehren: Die Idee, dann weniger einsam zu sein, soziale Kontakte zu finden und fröhliche Aktivitäten, sieht in der Realität oft anders aus: In Pflegeheimen heute leben viele demente Menschen, und auch sonst wird es schwieriger im Alter, neue Kontakte zu knüpfen. Zudem können die Reibungspunkte und Konflikte untereinander eher zunehmen, wenn Menschen mit vielen Jahrzehnten Lebenserfahrung und unterschiedlichen Gewohnheiten plötzlich auf engem Raum zusammenkommen.
Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt, aber manchmal liefern die Umstände gute Argumente: Wenn beispielsweise größere Veränderungen im bisherigen Wohnumfeld anstehen – das Haus wird saniert (was sehr belastend sein kann), alte Nachbarn ziehen weg, der „Tante Emma-Laden“ an der Ecke macht zu, oder Freunde gehen ins Heim – dann fällt die Entscheidung meistens etwas leichter.
TIPP
Wie raus aus dem Mietvertrag?
Ältere Menschen leben oft schon jahrzehntelang in ihrer Wohnung, so dass sie entsprechend lange Kündigungsfristen haben. Glücklicherweise wurde im Jahr 2005 gesetzlich neu geregelt, dass die Kündigungsfrist für Mieter drei Monate beträgt – unabhängig von der Wohndauer. Aber das kann immer noch sehr lang sein, wenn man dazu parallel beispielsweise einen Pflegeheimplatz finanzieren muss. Nun ist es zwar keine Aufgabe des Vermieters, die persönlichen Probleme seiner Mieter zu berücksichtigen. Dennoch hat der Gesetzgeber entschieden, dass sich ein Vermieter auch „nicht treuwidrig oder rücksichtslos“ verhalten darf, das heißt, dass der Umzug in ein Pflegeheim einen „gewichtigen Grund“ darstellt, kann man ein Mietverhältnis vorzeitig beenden. Die Kündigungsfrist beträgt dann allerdings immer noch vier bis sechs Wochen – je nach der Situation auf dem Wohnungsmarkt. Sie beziehungsweise Ihr Angehöriger sollten im Kündigungsschreiben diese kürzere Frist angeben und sich dabei auf § 543 Abs 1 BGB berufen. Notfalls müssen Sie sich aber auch an die Rechtsberatung der Verbraucherzentrale in Ihrer Nähe oder an eine Mieterberatungsstelle wenden.
Ihre Rolle als Angehöriger
Schwierige Entscheidung
Wie auch schon beim Thema ambulante Pflege dargelegt, gibt es bei der Frage „Heim oder nicht Heim“ immer auch schwierige psychologische Gesichtspunkte. Die Anerkennung der eigenen Hilfsbedürftigkeit ist für die meisten älteren Menschen besonders schwierig, waren sie doch oft ihr Leben lang stark, unabhängig, auf sich selbst gestellt. Altern und Gebrechlichkeit gehören immer noch zu den Tabuthemen in unserer Leistungs- und Individualitätsgesellschaft, niemand will sich gern damit auseinandersetzen. Sie mögen als Angehörige manchmal verzweifeln, wenn die Mutter oder der Vater einfach nicht wahrhaben wollen, was für Sie ganz offensichtlich ist, nämlich dass sie im Alltag – selbst mit einem ambulanten Pflegedienst – nicht mehr allein zurechtkommen. Da hilft es manchmal, das Augenmerk kurz auf sich selbst zu richten: Hier werden auch Ängste der Kinder
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