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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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zu
frühstücken. Dann läutete sie nach Arthur, teilte ihm
mit, dass sie sich nicht recht wohl fühle und bat ihn, Lady
Millford auszurichten, dass sie sich wieder auf ihr Zimmer
zurückzöge, am Abend jedoch rechtzeitig zum Dinner
erscheinen würde. Arthur nahm diese Anweisung mit regloser Miene
hin, seine Augen verrieten jedoch Beunruhigung. Charlotte war sich
sicher, dass die Dienerschaft etwas von den Vorfällen ahnte.
Spätestens seit dem plötzlichen Verschwinden von Emmy und
der augenscheinlichen Veränderung, die mit dem einstmals
blühenden jungen Mädchen vorgegangen war und das, nachdem
Terency so überstürzt abgereist war, mussten gewisse
Vermutungen kursieren.
    Doch
das half ihr jetzt auch nichts. Sie musste allein sehen, wie sie
Terency in Schach halten konnte. Nachdem Arthur das Zimmer verlassen
hatte, erhob sie sich schwankend, froh, dass sie sich bald wieder
hinlegen konnte. Sie hatte immerhin Zeit bis nach dem Tee, um sich
einigermaßen zu erholen. Dann, so hatte ihr Lady Millford
gestern in ihrem gewohnt frostigen Tonfall mitgeteilt, würde der
hohe Gast erwartet. Charlotte nahm sich fest vor, keinerlei Schwäche
zu zeigen. Sie würde ihm nicht den kleinsten Angriffspunkt
bieten. Mit einem aufkommenden Schwindel kämpfend, kehrte sie
zurück in ihr Zimmer und legte sich wieder auf ihr Bett.
Hoffentlich würde sie sich bis zum Abend etwas erholen, dachte
sie und schlief umgehend ein.
    Einige
Stunden später wurde Charlotte durch ein vorsichtiges Klopfen an
ihrer Tür geweckt. Es musste bereits später Nachmittag
sein, wie sie mit einem kurzen Blick aus dem Fenster erschrocken
feststellte. Sie hatte geschlafen wie eine Tote. Da klopfte es noch
einmal etwas lauter.
    » Herein«,
sagte Charlotte und richtete sich im Bett auf. Es war Mrs Sooner, die
mit einer Suppenterrine und einem Gedeck auf einem Tablett eintrat.
»Miss Millford, wir machen uns alle Sorgen um Sie. Sie scheinen
wirklich krank zu sein. Sie können heute Abend unmöglich an
dem Dinner teilnehmen, das kann Lady Millford nicht von Ihnen
verlangen.«
    » Ich
fürchte, ich habe mich zu fügen«, wehrte die Kranke
ab. »Meine Tante wird eine Entschuldigung nicht akzeptieren.
Das habe ich nun davon! Ich bin vorgestern unvorsichtigerweise zwei
Mal recht nass geworden und war nicht ausreichend warm angezogen.«
Sie zuckte unwillig mit den Schultern. »Aber es hilft nichts.
Wie spät ist es, Mrs Sooner? Ist unser so
geschätzter Gast « ,
sie bemühte sich nicht einmal, ihren Sarkasmus zu verbergen,
»schon eingetroffen?«
     » Nein,
noch nicht, Miss«, Mrs Sooner hielt ihr auffordernd die Terrine
hin. »Jetzt müssen Sie aber etwas essen. Ich habe Ihnen
eine Hühnerbrühe gemacht. Die hilft sehr gut bei
Erkältungen.«
    Dankbar
nahm ihr Charlotte das Tablett ab und begann, die heiße Brühe
zu löffeln. Das tat wirklich gut. Sie spürte, dass sie zwar
nach wie vor Fieber hatte, aber es war immerhin nicht gestiegen.
    » Ach,
Miss, ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich sorge. Warum
nur hat Lady Millford nicht auf mich oder wenigstens auf Sie gehört?«
Die Köchin rang die Hände. »Ich verstehe das wirklich
nicht. Lady Millford ist zwar eine außerordentlich strenge
Herrin, aber sie war früher wenigstens Vernunftgründen
zugänglich. Jetzt aber scheint sie geradezu versessen darauf,
Sie mit dem jungen Herrn zu verbinden, obwohl es doch offensichtlich
ist, dass er charakterlich …«
    » Mrs
Sooner, es hat keinen Sinn, über verschüttete Milch zu
klagen«, sagte Charlotte lapidar. »Wir müssen
unseren Blick nach vorne richten. Ich muss mich eben gegen ihn
wehren, immerhin bin ich eine Millford, wie meine Tante immer zu
betonen pflegt, und keine rechtlose kleine Dienstmagd. Er wird es
nicht wagen, sich in gleicher Weise an mir zu vergreifen.«
    Die
ältere Frau sah sie staunend an. »Miss Millford, ich
bewundere Ihre Nervenstärke. Ich wüsste nicht, ob ich in
einer solchen Situation so gefasst bleiben könnte und ich bin
eine gestandene Frau, der man nicht wenig Durchsetzungsvermögen
nachsagt. Wie dem auch sei, ich habe Arthur gesagt, er solle ein Auge
auf Sie haben.«
    Charlotte
war es ganz und gar nicht so zuversichtlich zumute, wie sie die
besorgte Mrs Sooner glauben machen wollte, aber es wäre eher
gefährlich gewesen, sich nun in eine Panik hineinzusteigern. Das
Wichtigste war, dass sie die Nerven behielt und überlegt
handelte. Die Nachricht allerdings, dass wenigstens der Butler
zumindest teilweise eingeweiht war,

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