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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Mutter im Ausland gehört,
aber eben nicht viel. Schon gar nicht, dass eine Tochter existiert.
Ich wundere mich, Sie nicht schon früher kennengelernt zu
haben.«
    Charlotte
zögerte. Jetzt war Vorsicht geboten. Wenn sie sich zu freimütig
äußerte, aber eben der Wahrheit entsprechend, konnte das
neuen Ärger mit ihrer Tante hervorrufen. Es würde besser
sein, wenn sie nicht allzu viel preisgab. »Das ist mit gewissen
Umständen verbunden, auf die ich nicht näher eingehen
möchte. Ich denke jedoch, dass Lady Millford Sie gerne in
Kenntnis setzen wird, wenn es für Sie von Interesse sein
sollte«, sagte sie deshalb unbestimmt und in dem Wunsch, das
Thema zu beenden.
    Er
hatte wohl bemerkt, dass sie sich darüber nicht unterhalten
wollte und versicherte nun schnell: »Verzeihen Sie, Miss
Brandon, ich wollte nicht neugierig sein. Es wird sicher gute Gründe
dafür geben.« Dann wechselte er tatsächlich das
Gesprächsthema. »Ich bin übrigens ebenfalls auf dem
Weg nach Millford Hall. Ich habe in einer geschäftlichen
Angelegenheit mit Ihrem Onkel, Sir Alistair, zu sprechen und würde
mich glücklich schätzen, Sie die eineinhalb Meilen –
wie Sie übrigens sehr präzise vermuteten – zu
begleiten. Bedauerlicherweise ist mein Pferd für eine Dame
unpassend aufgesattelt. Ich war einfach nicht darauf gefasst, in
Millford Forrest um diese Tageszeit auf so eine reizende
Spaziergängerin zu treffen, sonst hätte ich entsprechende
Vorsorge getroffen.« Er lächelte freundlich. »Ich
hoffe, Sie verzeihen mir meine mangelnde Voraussicht.«
    Charlotte
verspürte Erleichterung darüber, dass der Captain sofort
begriffen hatte, dass sie das Thema ihrer späten Einführung
auf Millford Hall zu vermeiden suchte. Sie lächelte ebenfalls.
Er schien ein erfreulich aufmerksamer Zuhörer zu sein und
überdies einen feinen Humor zu besitzen, der ihr durchaus
gefiel. Trotzdem war sie sich nicht sicher, ob es schicklich war, mit
diesem ihr bisher völlig unbekannten Mann allein durch die
Gegend zu wandern.
    » Ich
danke Ihnen für das Angebot, mich zu begleiten, will Sie aber
bei Ihrer sicher unaufschiebbaren Besprechung mit meinem Onkel nicht
aufhalten. Und es ist sicher kein Schaden, dass es an einem passenden
Sattel für mich fehlt. Es wäre fast eine Beleidigung für
das edle Tier, wenn ich es zu reiten versuchte, fürchte ich,
denn ich bin keine allzu geübte Reiterin. Und Ihr
temperamentvolles Tier verdient gewiss eine solche.«
    Belustigt
über ihre Bemühungen, die Regelungen der Etikette hier
mitten im Wald aufrecht zu erhalten, musterte er sie einen kleinen
Moment interessiert. »Ich wäre kein Gentleman und würde
mir sicher die Missbilligung Ihres Onkels zuziehen, würde ich
eine Dame bei anbrechender Dämmerung allein im Wald herumirren
lassen. Ich schlage deshalb vor, wir gehen zu Fuß.«
    Das
Wort »herumirren« hatte eine empfindliche Saite bei
Charlotte angeschlagen. Es ärgerte sie, dass der Captain wie
fast alle männlichen Wesen offensichtlich davon ausging, dass
Frauen per se unfähig seien, sich zu orientieren und immer und
in jeder Lage des männlichen Schutzes bedurften.
    » Wie
Sie ja vorher schon bemerkten, war ich keineswegs in der Situation herumzuirren ,
Sir. Ich pflege mich nicht zu verlaufen. Mein Vater hat mir
allerdings schon früh beigebracht, meinen Weg allein und sicher
auch in unwegsamem Gelände zu finden. Eine Fähigkeit, die
für einen Archäologen unerlässlich ist, da sich das
Ziel seines Interesses nun einmal naturgemäß häufig
außerhalb heutiger menschlicher Zivilisation befindet, sonst
müsste er ja nicht danach forschen, nicht wahr?«
    Er
hob eine Augenbraue in sichtlichem Erstaunen über ihre etwas zu
engagiert vorgetragene Rede und meinte, sich ein vergnügtes
Lachen nur mit Mühe verbeißend: »Ich höre mit
Interesse, dass Sie der Profession der Altertumsforschung nachgehen.
Es war mir nicht bewusst, dass Millford Forrest von archäologischer
Bedeutung ist.«
    Charlotte,
die nun selbst merkte, dass die Situation eine ungewollte Komik
entwickelte, lenkte ein. »Touché!«, sagte sie keck
und schenkte ihm ein offenes Lächeln, das ihn zu freuen schien.
Zusammen begannen sie weiterzugehen, während Charlotte
versöhnlich erklärte: »Selbstverständlich diente
mein Spaziergang nur meinem eigenen Vergnügen und
selbstverständlich bin ich nicht als Forscherin unterwegs.«
Sie seufzte leicht. »Obwohl ich manchmal wirklich wünschte,
ich könnte es. Mein Vater forschte bis zu seinem Tod

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