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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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in
Griechenland mit besonderem Schwerpunkt im antiken Delphi. Sie kennen
sicher das Delphische Orakel aus den mythischen Erzählungen.
Aber er studierte auch die hellenischen Schlachten und die Geschichte
der Sibyllen, genauer die Sibyllinischen Weissagungen, die eine große
Bedeutung in der römischen Geschichte haben. Von erheblichem Ruf
war jedoch seine Delphische Forschung.«
    » Und
Ihr Vater hat Sie auf diese Reisen mitgenommen?«, fragte
Battingfield interessiert.
    » Ja,
oft! Auch meine Mutter, da die Ausgrabungen häufig einige Wochen
in Anspruch nahmen. Er hasste es, so lange von seiner Familie
getrennt zu sein und so wurde ich in alles einbezogen und hatte sogar
das Glück, Griechisch und Latein sozusagen vor Ort und im
Wortsinne am
vorliegenden Objekt erlernen
zu können. Ich vermisse das wirklich sehr. Die Bildung, die
einer jungen Dame der Gesellschaft zugestanden wird, ist leider nicht
eben tiefgehend. Zeigt man mehr Interesse als es für schicklich
angesehen wird, zieht man den Unwillen der Lehrpersonen auf sich.«
Charlotte seufzte unwillkürlich tiefer auf. Da hatte sie
ungewollt einen ihrer wunden Punkte preisgegeben. Seltsam, sie kannte
diesen Mann erst seit zehn Minuten und begann bereits, ihr Innenleben
vor ihm auszubreiten. Es war sicher mehr Zurückhaltung
angebracht.
    » Aus
Ihnen spricht ja ein gewaltiger Wissensdurst«, erwiderte der
Captain. »Das ist sehr erfreulich für eine junge Frau. Ich
habe zu meinem Bedauern oft den Eindruck gewonnen, dass die
Vertreterinnen des weiblichen Geschlechts sich eher für die
neueste Garderobe, Haus und Garten und den gesellschaftlichen Klatsch
interessieren. Nun, eventuell und in seltenen Fällen noch für
Literatur.«
    » Oh,
glauben Sie das nicht, Sir! Ich darf Ihnen versichern, dass meine
Schülerinnen im Institut – zumindest die begabteren unter
ihnen – sich ebenso wie ich für Wissenschaften aller Art
interessierten, von Astronomie über Geschichte bis hin zur
Biologie. Auch für Kunst, Literatur und Musik, ja diese sogar zu
ersinnen und nicht nur wiederzugeben, zeigen weibliche Wesen
ebensolches Geschick wie ein Mann.«
    In
ihrem Eifer hatte sie sich ihm zugewendet und ergänzte nun in
einem Tonfall, aus dem Leidenschaft und die ärgerliche
Enttäuschung über ihre Erfahrungen in Longbottom sprachen:
»Wenn man sie denn nur ließe! Aber es ist nicht erwünscht
und man hat mir mehr als einmal deutlich gemacht, dass dies der guten
Erziehung mehr schade als nütze. Und womöglich haben meine
Kolleginnen und die Institutsleiterin recht damit, da das geweckte
Interesse ja nicht befriedigt wird und damit nur Unzufriedenheit
hervorruft, was den erhofften Frieden eines zu gründenden
Hausstandes der jungen Damen stören mag. Obwohl ich persönlich
das zu bezweifeln wage.«
    Plötzlich
bemerkte sie, was sie gerade in ihrem leidenschaftlichen Engagement
von sich gegeben hatte. Es war einfach mit ihr durchgegangen. Am
liebsten hätte sie sich jetzt auf die Zunge gebissen. Sie redete
sich hier um Kopf und Kragen. Was sollte Captain Battingfield jetzt
von ihr denken?
    » Verzeihen
Sie, Sir! Sie müssen einen schönen Eindruck von mir
bekommen.«
    » Allerdings,
Miss Brandon, ich habe den allerschönsten Eindruck von Ihnen
gewonnen«, erwiderte ihr Gegenüber und sah sie mit
unverhohlener Neugier an.
    Charlotte
hielt entsetzt die Luft an und wandte das Gesicht ab. Sie hatte sich
in kürzester Zeit unmöglich gemacht. Wenn das ihrer Tante
zu Ohren kommen sollte, könnte sie gleich morgen ihre Sachen
packen.
    » Ich
spüre Ihr Unbehagen.« Der Captain war stehen geblieben und
hatte sich ihr ganz zugewandt. »Seien Sie versichert, ich bin
wirklich außerordentlich erfreut, die Bekanntschaft einer so
ungewöhnlich gebildeten jungen Dame und begabten Lehrerin
gemacht zu haben. Gehe ich recht in der Annahme, dass dies auch der
Grund Ihrer Auseinandersetzung mit Ihrer Tante gewesen ist, die Sie
dazu veranlasste, zu dieser späten Stunde einen einsamen
Spaziergang im Wald und in zu dünner Bekleidung zu unternehmen?«
    » Woher
wissen Sie …?«
    Battingfield
lächelte verschmitzt und zog eine übrig gebliebene
Papillote aus ihrem ungeordneten Haar. Zum Glück dämmerte
es nun schon, sodass Charlottes heftiges Erröten weniger
offensichtlich ausfiel.
    » Miss
Brandon, ich kenne Ihre Tante seit vielen Jahren, und da ich nun Sie
und Ihre Haltung in diesem Punkt kennengelernt habe und dies mit den
Indizien«, hier hielt er mit einem süffisanten Lächeln
die

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