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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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haben. John,
der sich auf die Rolle des Beobachters beschränkte und mit
wachen Augen das Geschehen verfolgte, wunderte sich zwar, freute sich
aber über dessen offensichtlichen Gesinnungswandel. Sollte der
Sieg so leicht zu erringen gewesen sein?
    Plötzlich
sah er, wie Terencys unangenehmer Vertrauter, Mr Porter, zu diesem
trat und ihm etwas zuflüsterte. Terency neigte ihm das Ohr zu,
um dessen Worte besser verstehen zu können. Dann huschte ein
zufriedenes Lächeln über sein Gesicht. Er antwortete Porter
verstohlen, woraufhin dieser fortging und kurze Zeit später mit
den beiden anderen zweifelhaften Gentlemen zurückkehrte, die
John schon zu Beginn seines Aufenthaltes auf Rockbury so unangenehm
aufgefallen waren. Die Gruppe zog sich etwas vom Trubel der
Gesellschaft zurück und schien etwas zu beratschlagen. John
bemerkte mit größter Besorgnis, dass die Männer ein
Thema von offenbar fesselnder Wichtigkeit besprachen, als ob sie
einen Plan ausheckten. Einmal blickte Terency dabei auch zu Charlotte
hinüber, die immer noch am Piano aufspielte. Schließlich
schien eine Übereinkunft getroffen worden zu sein und man
trennte sich. Das war kein gutes Zeichen! Er hatte sich wohl zu früh
einer trügerischen Hoffnung hingegeben. Sie führten
offensichtlich etwas im Schilde, doch es war zumindest an diesem
Abend nicht mehr möglich in Erfahrung zu bringen, um was es sich
dabei handeln konnte.
    Bald
darauf begannen die ersten Gäste zu gehen und auch Charlotte
beendete ihr Klavierspiel, um sich zurückzuziehen. John sah nun
keine Gelegenheit mehr, mit ihr zu sprechen und ging mit sehr unguten
Ahnungen für den nächsten Tag ebenfalls auf sein Zimmer.

Kapitel
33

    Bereits
sehr früh am nächsten Morgen sammelten sich die fast
einhundert Teilnehmer der Parforcejagd auf dem großen Gelände
vor den Hundezwingern. Viele von ihnen, aber bei Weitem nicht alle,
hatten die speziell mit diesem Sport verbundenen Reitjacken
angezogen, bei denen zunehmend die Farbe Rot dominierte. Je mehr die
Fuchsjagd in Mode kam, umso mehr folgte sie einer steigenden Anzahl
von Ritualen. Es gab grundsätzlich zwei Arten von
Parforce-Fuchsjagden. Bei der einen wurde die Beute, der Fuchs, von
der Hundemeute zwar gestellt, aber von den Jägern getötet,
während bei der zweiten, grausameren Variante die Hunde das
gejagte Tier am Ende auch reißen durften. Es lag auf der Hand,
dass Terency diese zweite, seltenere Form bevorzugte. Schon einige
Zeit bevor alle Teilnehmer der Jagd eingetroffen und aufgesessen
waren, waren Terencys Jagdgehilfen mit einer speziell ausgebildeten
kleineren Hundemeute aufgebrochen, um einige Füchse aus ihren
Bauen herauszustoßen , wie es gemeinhin genannt wurde.
Der Vortrupp hatte auch die Aufgabe, die Fuchslöcher, derer er
ansichtig wurde, mit kleinen Strohballen zu verschließen, damit
sich die gejagten Tiere nicht wieder in einen Unterschlupf
zurückziehen konnten. Wenn schließlich durch die Trompe
de Chasse , dem kleinen der Fuchsjagd vorbehaltenen Jagdhorn, der
Ruf erging, würde die Reiterhorde mit einer größeren
Hundemeute zur Hetzjagd aufbrechen.
    Plötzlich
machte unter den Reitern das unerhörte Gerücht die Runde,
dass die versammelten Reiter erstmalig in zwei Gruppen aufgeteilt
werden sollten, um den Wettbewerb zu verschärfen. Dabei sollte
die zweite Gruppe einige Minuten nach der ersten starten. Diese neue,
bisher unbekannte Regelung stieß auf heftigen Widerstand unter
den Anwesenden. Natürlich wollte keiner in der zweiten Gruppe
sein.
    John,
der bereits auf seinem Hengst saß, enthielt sich jeglichen
Kommentars, sein Augenmerk galt ausschließlich Charlotte, die
aber immer noch nirgends zu entdecken war. Warum kam sie nicht? Hatte
sie sich anders entschieden oder war während der Nacht etwas
geschehen? Seit John am Abend vorher beobachtet hatte, wie Terency
und seine Spießgesellen offensichtlich irgendwelche finstere
Pläne ausgeheckt hatten, stand er unter einer übergroßen
Anspannung. Irgendetwas würde geschehen, das spürte er
deutlich. Er hatte ähnliche Empfindungen, wie er sie kurz vor
Beginn einer Seeschlacht bei sich zu verspüren gewohnt war: Eine
seltsame Ruhe, gepaart mit übergroßer Wachheit und
Anspannung. In der Nacht hingegen hatten ihn Albträume geplagt,
in denen hauptsächlich Charlotte und Terency eine Rolle gespielt
hatten und an die er sich jetzt in der hervorbrechenden, fahlen
Morgensonne lieber nicht mehr erinnern wollte.
    Plötzlich
vernahm er neben sich die vertraute

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