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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Aufgabe: schlafen, essen, trinken. Mehr nicht!«
    Sie
nickte vorsichtig und versprach, folgsam zu sein. Besser nicht so
viel denken. Das Denken machte Angst, so viele Fragen!
    Mary
kam zurück mit dem Haferschleim. Tapfer versuchte sie, einige
Löffel davon zu schlucken, musste aber bald aufgeben. Sie war
noch zu schwach. Erschöpft schlief sie wieder ein.

    ******

    Zwei
Tage später setzte sich Dr. Williams an ihr Bett und erzählte
ihr, was sich ereignet hatte. Sie hörte ihm zu, ungläubig,
doch es dämmerte ihr, dass es stimmte. Obwohl sie noch sehr
geschwächt war, kehrte mehr und mehr ihre Erinnerung an das
Geschehen auf Rockbury Castle zurück und es gelang ihr, die
Bilder zu ordnen.
    » Terency
…?«, fragte sie ängstlich.
    Dr.
Williams lächelte sie tröstend an: »Sie brauchen
keine Angst mehr vor ihm zu haben. Er ist verhaftet und nach London
überführt worden zusammen mit seinen drei Mittätern.
Auch hier hat Captain Battingfield gute Arbeit geleistet. Es sind
viele Beweise gesammelt worden, sodass wir alle aufrichtig hoffen,
dass ihn seine Strafe ereilen wird.«
    » Ich
hätte auf John hören sollen. Er wollte mich von dort
wegholen.«
    » Was
geschehen ist, ist geschehen, Miss Brandon. Er hat auch so für
Sie getan, was in seiner Macht stand.«
    » Wo
ist er jetzt? Sie sagten, er musste fort.«
    Dr.
Williams blickte sie an: »Er hat es Ihnen wohl nicht berichten
können im Strudel der Ereignisse. Captain Battingfield hat
wieder ein Kommando angenommen auf einem Forschungsschiff, der HMS
Hecla. Er wird zusammen mit Admiral Peary im Auftrag der Marine eine
Erkundungsreise machen.« Absichtlich drückte er sich in
diesem Punkt vage aus, da er befürchtete, seine noch immer sehr
schwache Patientin zu sehr zu beunruhigen, wenn er ihr über das
Ziel der Reise Genaueres berichtete.
    Charlotte
schwieg einen Augenblick und dachte über das Gehörte nach.
Es war nur zu verständlich, dass er diese Entscheidung getroffen
hatte. Sie hatte ihm ja ausdrücklich gesagt, dass er sich von
ihr fernhalten solle. So richtig ihr diese Entscheidung auch damals
schien und so richtig sie auch heute noch war, sie bedauerte es
dennoch maßlos. Doch sie musste es akzeptieren, es gab ja
keinen anderen Weg, obwohl sie sich so sehr nach ihm sehnte. John war
nach wie vor ein verheirateter Mann. Sie hatte keinerlei Anrecht auf
ihn. Erstaunlich, dass Dr. Williams ihre Fragen nach ihm so
bereitwillig beantwortete. Ob er wusste, was zwischen ihnen war? Sie
schaute den Arzt unsicher an. Dieser missdeutete ihre Beunruhigung.
    » Sie
sollten sich nicht sorgen, Miss Brandon. Sicher, es ist eine
gefährliche Unternehmung, aber er wird zurückkehren, ganz
bestimmt. Er hat Sie sehr lieb.«
    Charlotte
zog es vor, darauf nichts zu erwidern.
    » Wann
kann ich aufstehen?«, fragte sie stattdessen.
    Dr.
Williams wirkte plötzlich sehr betroffen. »Sie erinnern
sich nicht, nicht wahr?«
    Charlotte
bekam plötzlich starkes Herzklopfen. Doch, da war etwas, das an
einem Zipfel ihrer Erinnerung zerrte. Da war John, der mit ihr
sprach, dann ein Tisch mit Fesseln und Riemen. Johns Augen, die sie
unverwandt ansahen und dann ein unvorstellbar grausamer Schmerz, der
sie in eine finstere Enge katapultierte. Sie erinnerte sich,
verzweifelt dagegen angekämpft zu haben, doch plötzlich war
ihr der Wille zu leben wie das Ufer eines Flusses entglitten. Sie
selbst war in Gleichgültigkeit und Vergessen abgetrieben. Ein
seltsam schwereloser Zustand. Doch dann hatte sie ihn verzweifelt
ihren Namen rufen hören. Sie wollte zu ihm und begann erneut,
gegen das Vergessen anzukämpfen. Sie spürte seine warmen,
starken Hände. Dann versank alles in rotem Dämmer.
    Ihr
Bein! Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag. Sie schlug die Decke
zurück und sah den Stumpf, der knapp unterhalb des Knies endete
und neben ihrem rechten, unversehrten Bein wie nicht zu ihr gehörend
lag.
    Ein
unterdrückter Schrei des Entsetzens und der Abscheu vor sich
selbst entfuhr ihr, dann wandte sie sich zur Seite und begann,
hemmungslos zu schluchzen.
    Plötzlich
war Mary da, nahm sie in den Arm und tröstete und wiegte sie wie
ein kleines Kind. »Mary, ich wollte, ich wäre tot«,
schluchzte Charlotte wieder und wieder. Nichts schien sie trösten
zu können. Irgendwann beruhigte sie sich ein wenig aus purer
Erschöpfung. Sie versuchte, die Wahrheit zu akzeptieren. Sie
hatte ihr Bein verloren! Sie war für immer verkrüppelt! Es
war furchtbar! Wie sollte sie nur weiterleben? Wieder brach ein

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