Pflicht und Verlangen
schon von meinem,
vielmehr Dr. Bannings Angebot berichtet: Es geht um den Nachlass von
William Brandon …«
» Ja,
Sir Alistair hat das beiläufig erwähnt …«,
Lady Millford rührte betont konzentriert in ihrer Teetasse,
während der Hausherr Captain Battingfield einen leicht
verschämten Blick zuwarf.
» Nun,
Dr. Banning ist der Ansicht, dass es von Nutzen sein könnte, den
Nachlass zu ordnen. Er ist ein ausgewiesener Kenner des Sujets.«
Battingfield nahm sich vor, nicht gleich zu Anfang seine ganze
Munition zu verpulvern.
» Tatsächlich?
Von Nutzen? Da bin ich mir nicht so sicher. Ich glaube nicht, dass Mr
Brandon jemals etwas getan hat, was von Nutzen hätte sein können.«
Lady Millfords Worte waren gesättigt mit Sarkasmus. »Oder
sollte ich da etwas übersehen haben? Zugegebenermaßen ist
die Antike ja seit einiger Zeit in Mode gekommen unter den jungen
Leuten.«
Battingfield
missfiel die zu Markte getragene Verachtung Lady Millfords für
Miss Brandons Vater erheblich. Dennoch: hier galt es einzuhaken und
zu versuchen, den Verteidigungswall einzureißen.
» Sie
haben wie immer recht, Lady Millford. Die Antike erfreut sich eines
sehr großen Interesses in den letzten Jahren, sowohl was die
Mode anbetrifft wie auch in wissenschaftlicher Hinsicht. Selbst das
British Museum hat eine beeindruckende und umfangreiche Sammlung
angelegt und trachtet danach, diese auszubauen. Etwaige Interessenten
zahlen nicht unerhebliche Summen für entsprechende Fundstücke,
umso mehr, wenn deren Herkunft und Bedeutung zweifelsfrei belegt
sind. Miss Brandon hat uns nun berichtet, dass ihr Vater zwar eine
umfangreiche Arbeit diesbezüglich geleistet hat, diese aber aus
bekannten Gründen nicht beenden konnte.«
Lady
Millford war wie erwartet neugierig geworden. »Sie sind also
der Ansicht, dass dieser Nachlass von Wert ist? Bisher hat er uns
leider nur erhebliche Kosten verursacht.«
Jetzt
hatte er sie, wo er sie haben wollte! »Sowohl Dr. Banning als
auch ich sind der festen Überzeugung, dass es sich so verhält.
Selbstverständlich könnten aus dem Erlös eines
Verkaufs der Artefakte und Schriftstücke, zum Beispiel an das
British Museum, mit Sicherheit auch Ihre Unkosten vollkommen gedeckt
werden. Miss Brandon könnte dann auch ein gewisses Kapital ihr
Eigen nennen. Natürlich lässt sich Genaueres erst sagen,
wenn man den Nachlass gesichtet hat. Dr. Banning hat in diesem
Zusammenhang – und immer vorausgesetzt, Sie sind damit
einverstanden – um die Mitarbeit von Miss Brandon gebeten. Sie
hat gute Kenntnisse der Arbeit ihres Vaters und könnte die
Veräußerung damit erheblich beschleunigen. Dr. Banning
schätzt, dass das Ganze innerhalb von zwei Monaten zum Abschluss
gebracht werden könnte, sobald er mit der Arbeit beginnen kann.«
» Mylord,
das klingt ja alles sehr interessant, aber ich muss Ihnen sagen, dass
wir zum jetzigen Zeitpunkt nicht gewillt sind, noch mehr Geld in
diesen Nachlass zu stecken. Der Transport hierher wäre doch
recht aufwendig und sicher wird Dr. Banning seine Kenntnisse auch
nicht kostenlos zur Verfügung stellen. Zudem ist Sir Alistair
zurzeit zu angeschlagen, um so etwas einzuleiten. Es ist
schlechterdings unmöglich, dass er nach London reist.«
Captain
Battingfield gelang es tatsächlich, das ironische Lächeln,
das sich auf seine Lippen stahl, glücklich zu verbergen. »Sehen
Sie, Lady Millford, genau das ist der Grund meines Besuches heute.
Ich wollte Ihnen den Vorschlag machen, dass ich diese Sache
übernehme. Aus zweierlei Gründen: Ich habe demnächst
ohnehin in London zu tun und könnte den Transport bei dieser
Gelegenheit veranlassen. Außerdem hat mich Dr. Banning gebeten,
den Nachlass auf Dullham Manor unterzubringen. Wie Sie vielleicht
wissen, ist das Pfarrhaus nur eine Dreiviertelmeile von Dullham Manor
entfernt und so muss er kaum etwas von der wenigen Zeit, die er neben
seinen Pflichten als Geistlicher erübrigen kann, auf dem Weg
nach Millford Hall vergeuden. Was die Kosten seiner Bemühungen
anbetrifft – falls er überhaupt solche berechnen möchte
– machen Sie sich bitte keine Gedanken, Lady Millford. Er wird
dies direkt mit Miss Brandon klären, wenn Ihre bisherigen
Unkosten aus dem Erlös des Verkaufs gedeckt sind. Dasselbe gilt
natürlich für die Transportgebühren, die ich
vorstrecken werde. Stattdessen könnte Miss Brandon vielleicht
ein- bis zweimal die Woche nach Dullham Manor kommen. Meine Gattin
hat mir extra aufgetragen Ihnen zu sagen, wie sehr sie
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