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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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jeden Morgen
das Frühstück herrichtete, »ich fürchte, ich bin
heute Abend wegen dieser Lauferei in den letzten Tagen völlig
unfähig, überhaupt noch einen Tanz durchzuhalten.«
    Emmy
schaute sie entsetzt an. »Aber Miss Brandon, das wäre ja
furchtbar! Ich meine, der Ball findet doch nur Ihretwegen statt!
Stellen Sie sich vor, dann wäre ja die ganze Arbeit umsonst
gewesen.«
    Charlotte
lachte. »Beruhige dich Emmy, ich habe doch nur Spaß
gemacht … obwohl mir die Füße wirklich wehtun. Ich
finde auch die Tanzschuhe, die Lady Millford mir ausgesucht hat, sehr
unbequem. Ich bin solches Schuhwerk genauso wenig gewohnt wie du.
Selbstverständlich will ich aber, und sei es nur zu Ehren der
emsenfleißigen Helfer hier, meine Pflicht erfüllen.«
Lady Millford würde mir wohl sonst auch den Kopf abreißen,
fügte sie in Gedanken hinzu.
    Emmy
konnte Charlottes Haltung nur missbilligen. »Ich verstehe Sie
nicht, Miss Brandon. Kann eine Dame aus der guten Gesellschaft sich
denn etwas Schöneres vorstellen als der Mittelpunkt eines Balls
zu sein? Für unsereins ist ja an so etwas nicht zu denken, aber
ich freue mich schon auf heute Abend, wenn all die feinen
Herrschaften in ihren wundervollen Gewändern kommen. Es wird
sein wie im Märchen. Und dann die Musik und die Lichter …«,
sie blickte träumerisch ins Leere und hätte beinahe den Tee
verschüttet. »Oh, Verzeihung Miss, ich habe mich
vergessen! Wissen Sie, Arthur hat mich für heute Abend zum
Dienst eingeteilt. Ich darf die Gäste bewirten. Er hat gesagt,
ich hätte mich gut gemacht und würde in meiner weißen
Schürze ein recht ansehnliches Bild abgeben. Deshalb will er mir
eine Chance geben. Ich freu mich so!«
    Charlotte
schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Das freut mich wirklich
für dich! Du wirst deine Sache sicher gut machen. Und ich hoffe,
ich werde das auch. Schließlich haben wir dann beide unser
Debüt.«
    Da
ging die Tür auf und Lady Millford trat ein. Augenblicklich wich
die fröhliche Stimmung wieder strenger Ordnung. Emmy knickste
beschämt über die nutzlose Geschwätzigkeit, derer sie
sich schuldig gemacht zu haben glaubte und verschwand eilig. Ihre
Herrin würdigte sie keines Blickes. Stattdessen bedachte sie
ihre Nichte mit einem strengen Blick.
    » Charlotte,
ich hoffe, du bist ausgeruht und frisch. Heute ist, wie du weißt,
der große Tag. Du solltest dich für den Rest des Tages
zurückziehen und um dein Aussehen kümmern. Ich brauche dich
sicher nicht darüber zu belehren, dass der Tag deiner
gesellschaftlichen Einführung mit erheblichen Ausgaben verbunden
ist, die du keinesfalls durch mangelnde Sorgsamkeit hinsichtlich
deines Aussehens und deines Benehmens leichtfertig verschwenden
solltest. Betty wird dir, was deine Garderobe anbetrifft, zur Hand
gehen. Wir erwarten die ersten Gäste gegen halb acht. Du wirst
dich dann in der Eingangshalle zur Begrüßung der
Ankommenden einfinden. Sir Alistair wird der Begrüßung nur
zeitweise beiwohnen können. Das lange Stehen ist zu anstrengend
für ihn. Ich hoffe, ich kann mich auf dein absolut tadelloses
Benehmen verlassen.« Sie hielt kurz inne und betrachtete ihre
Nichte mit wenig Begeisterung. Charlotte war es nach wie vor nicht
gelungen, die vorgefasste schlechte Meinung, die ihre Tante von ihr
hatte, auch nur im Geringsten zu verbessern. Inzwischen hatte sie
diesbezüglich resigniert.
    » Insbesondere
erhoffe ich mir«, so setzte die Hausherrin fort, »dass du
Bekanntschaften knüpfst, es werden auch etliche unverheiratete
Gentlemen unter den Gästen sein. Ganz besonders freue ich mich
auch, dass Mr Terency uns beehren wird.«
    » Das
sagten Sie bereits, Tante!«, bemerkte Charlotte trocken. Sie
hatte allerdings mehr als deutlich verstanden, was von ihr erwartet
wurde. Sie sollte möglichst versuchen, sich einen Mann zu
angeln, am besten natürlich diesen hochadeligen und reichen Mr
Terency. Ob ihr dies so ohne Weiteres gelingen würde, da hatte
sie jedoch die allergrößten Zweifel. Es würde sich
nicht erzwingen lassen. Sie gab sich aber einen Ruck und erwiderte,
was von ihr erwartet wurde: »Ich werde mich bemühen, alle
Ihre Wünsche zu Ihrer größten Zufriedenheit zu
erfüllen, Tante.« Damit zog auch sie sich zurück,
froh, weiterer Ermahnung und Kritik entgehen zu können.

    ******

    Kurz
nach halb acht trafen die ersten Kutschen ein. Garten, Vorplatz und
die ganze Auffahrt waren von Thomas, dem Pförtner, mit Fackeln
versehen worden, deren heller Schein nun den Gästen

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