Pflicht und Verlangen
zur Farbe der Joppe und
ein schwarzes Gehstöckchen mit goldenem Knauf, das er lediglich
der Zierde wegen mit sich führte.
Weiter
kam Charlotte jedoch mit ihrer Betrachtung nicht, da Mr Terency sie
ohne weitere Umschweife untergehakt hatte und durch die weiten
Türflügel selbstbewusst dem Zentrum des Geschehens
zuführte, von wo bereits festliche Musik ertönte. Lady
Millford hatte anlässlich des Festes – und anscheinend in
einem jähen Anfall von ungewöhnlicher Verschwendungssucht –
eine Musikkapelle mit immerhin fünf Musikanten aus Salisbury
engagiert, die redlich ihr Bestes gaben.
Bei
ihrem Eintritt in den Saal erhob sich Applaus unter den Umstehenden
und Charlotte war sich keineswegs sicher, ob er ihr galt oder dem
Galan neben ihr, der die Situation sichtlich zu genießen
schien. Charlotte nickte freundlich ihrem Onkel zu, der auf der
anderen Seite des Ballsaals auf einem bequemen Sessel saß und
sie strahlend und zufrieden anlächelte.
Dann
auf in die Schlacht, dachte sich Charlotte und eröffnete sicher
zur größten Befriedigung ihrer Tante den Ball mit the
right honourable Gaylord Terency, dem Sohn des Marquis of
Hastings and Chesterford. Kurze Zeit später reihten sich auch
andere Tanzpaare ein und bald war der ganze Saal in Bewegung und
unterhielt sich prächtig.
Nach
dem zweiten Tanz hatte Mr Terency offenbar die Lust daran verloren,
ihr erster Tänzer zu sein, da es inzwischen wirklich alle
bemerkt hatten, und ihr endlich eine kleine Verschnaufpause gegönnt.
Charlotte, die darüber eine große Erleichterung verspürte,
konnte sich endlich den übrigen Gästen widmen. Die zwei
Tänze, die sie mit dem erklärten Favoriten ihrer Tante
hinter sich gebracht hatte, zusammen mit der üblichen
Konversation hatten sie davon überzeugt, es mit einem überaus
selbstverliebten und eitlen Mann zu tun zu haben. Letztlich waren
diese Eigenschaften bei einem Angehörigen des Hochadels durchaus
nachvollziehbar, aber Mr Terency hatte etwas an sich, das in ihr
einen übergroßen Widerwillen, sogar ihren Abscheu erregte,
obwohl sie keinen besonderen Grund dafür nennen konnte.
Hoffentlich beharrte ihre Tante nicht auf einer Vertiefung der
Bekanntschaft. Allerdings konnte sich Charlotte auch kaum denken,
dass Mr Gaylord Terency ihr je mehr als momentane Galanterie für
die Eröffnung eines Balls entgegenbringen würde. Bei seinem
Aussehen und der edlen Herkunft war er wahrlich nicht darauf
angewiesen, sich einer unbedeutenden jungen Frau wie ihr zuzuwenden.
Allein sein Auftauchen bei diesem Ereignis war schon überaus
ungewöhnlich und sicher nur auf die ausdrückliche Bitte
Lady Wellesleys zurückzuführen. Doch dann schob Charlotte
diese Betrachtungen unwillig beiseite. Mr Terency musste sie heute
glücklicherweise nicht weiter kümmern. Sie hatte ihre
Pflicht –hoffentlich zur Zufriedenheit ihrer Tante – ja
nun erfüllt. Stattdessen beschloss sie, sich auf die Suche nach
den Fortescues zu machen und sah sich die verschiedenen Gruppen und
Grüppchen, die sich inzwischen zusammengefunden hatten, deshalb
genauer an, während das fröhliche Treiben auf der
Tanzfläche weiterging. Captain Battingfield und Lady Wellesley
waren mit einigen der anderen Anwesenden in ein angeregtes Gespräch
vertieft, während Lady Battingfield auf der Tanzfläche
anzutreffen war. Jetzt wurde auch Charlotte von einigen der jungen
Gentlemen angesprochen, die um einen Tanz baten, den sie ihnen gern
versprach. Schließlich entdeckte sie auch die drei Geschwister
Fortescue, die ihr bei der Begrüßung so angenehm
aufgefallen waren. Die Schwestern, die in Begleitung zweier
ansehnlicher junger Männer waren, hatten gerötete
Gesichter. Wie es den Anschein hatte, waren sie gerade von der
Tanzfläche gekommen. Edward Fortescue drehte sein Glas in der
Hand und wirkte, wie Charlotte mitfühlend feststellte, wie ein
verlorenes Schaf in der Menge. Fast empfand sie Mitleid mit ihm.
Freundlich lächelnd trat sie auf ihn zu.
» Mr
Fortescue, ich hoffe, Sie amüsieren sich. Ich habe Sie noch gar
nicht auf der Tanzfläche gesehen.«
» Oh,
Miss Brandon!«, hustete Fortescue, hilflos nach Luft ringend.
Er hatte, gerade als Charlotte ihn ansprach, sein Glas zum Munde
geführt und sich offenbar bei ihrem Anblick vor Nervosität
verschluckt. Charlotte blickte ihn mitfühlend an. »Verzeihen
Sie, Miss Brandon! Das ist mir wirklich peinlich!«, stieß
er hervor, kaum dass er wieder zu Atem gekommen war.
» Oh,
Sie müssen mir verzeihen,
schließlich
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