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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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verneigten sich und Dr. Banning überhäufte die junge
Hauptperson des feierlichen Anlasses gar mit einer Flut nicht enden
wollender Komplimente, was ihm einen unwilligen Blick von Lady
Millford einbrachte, die Adressatin jedoch mit ihrem warmherzigsten
Lächeln beantwortete. Sie hätte ihr eigenes Aussehen gerne
ähnlich ironisch kommentiert und war sich sicher, dass Dr.
Banning mit seinen Übertreibungen darauf anspielte.
    Lady
Battingfield dagegen war wirklich eine strahlende Schönheit. Ihr
blondes langes Haar war kunstvoll gelegt und glänzte wie Gold,
während das vorteilhafte hellblaue Gewand die sanften Rundungen
seiner Trägerin bestens zur Geltung brachte. Charlotte musste
neidlos anerkennen, das Captain Battingfield und seine Frau ein
wirklich prachtvolles Paar abgaben. »Lady Battingfield, Sie
sehen wirklich wunderbar aus und werden heute Abend die wahre Königin
des Balls sein«, sagte Charlotte mit ehrlicher Bewunderung.
    » Aber
nein, liebste Miss Brandon, Sie sehen heute so entzückend aus,
dass für uns arme Damen niemand mehr zum Tanzen übrig
bleiben wird«, widersprach Lady Battingfield, aber Charlotte
spürte, dass sie das aufrichtige Kompliment zutiefst erfreute.
    » Oh,
da habe ich wirklich keine Bedenken, Lady Battingfield. Ich denke,
der Baron wird froh sein, wenn er einen oder zwei Tänze von
seiner schönen Frau ergattern kann«, gab Charlotte in
scherzendem Ton zurück.
    » Dann
erbarmen vielleicht Sie sich meiner und schenken mir einen Tanz«,
schlug dieser vor.
    Charlotte
war zu überrascht von seinem Ansinnen, um ihm den Wunsch
abzuschlagen. »Aber gewiss doch gern, Mylord!«,
antwortete sie stotternd, noch bevor ihr eine wirklich gute Ausrede
einfiel. Es beunruhigte sie sehr, dass sein Wunsch, mit ihr zu
tanzen, ärgerlicherweise eine unerwartete Aufregung bei ihr
hervorrief. War sie denn völlig von Sinnen? Sie hoffte
inständig, dass der Captain den versprochenen Tanz bald
vergessen hätte. Inzwischen waren schon weitere Gäste
nachgekommen und die Gruppe machte sich auf den Weg in den Ballsaal,
während sich Charlotte und Lady Millford den letzten
Neuankömmlingen zuwandten. Unter ihnen war nun auch endlich der
angekündigte und von Lady Millford schon ungeduldig erwartete Mr
Terency. Schwungvoll und übermütig betrat er die Halle.
    » Lady
Millford, Miss Brandon, ich entschuldige mich für mein spätes
Erscheinen. Ich bin untröstlich, aber leider wurde ich
aufgehalten, hoffe aber dennoch, nicht zu spät zu kommen. Ich
wäre wirklich am Boden zerstört, wenn Sie bereits alle
Tänze meinen Rivalen versprochen hätten, Miss Brandon.«
    » Oh
nein, keineswegs, Mylord«, antwortete Charlotte sofort. Ein
strenger Seitenblick ihrer Tante ließ sie anfügen: »Es
wäre mir eine große Freude, mit Ihnen zu tanzen.
    » So
hoffe ich doch, der Glückliche zu sein, dem nun der erste Tanz
mit der Ballkönigin vergönnt ist«, gab dieser forsch
zurück und lächelte siegesgewiss.
    » Es
wäre uns natürlich die allergrößte Ehre, wenn
Sie mit meiner Nichte den Ball eröffnen würden, Mylord«,
brachte sich Lady Millford erfreut und mit Bestimmtheit in die
Unterhaltung ein.
    Mr
Terency verbeugte sich formvollendet. »Die Ehre liegt bei mir,
Lady Millford. Obwohl es mich natürlich des Vergnügens
Ihres Anblicks beraubt. Sie sind, was Ihre Schönheit angeht, von
Ihrer Nichte wirklich kaum zu unterscheiden.« Lady Millford
senkte angesichts des unverhofften Kompliments damenhaft den Blick,
war aber bereits vom fast zu aufdringlichen Charme des Neuankömmlings
völlig überwältigt.
    Er
ist sich seiner Wirkung auf die Damenwelt augenscheinlich sehr
bewusst. Für meinen Geschmack etwas zu bewusst, befand Charlotte
nach dieser sie wenig überzeugenden galanten Vorstellung und
unterzog ihr Gegenüber einer genaueren Überprüfung.
Zweifellos war er eine stattliche Erscheinung und ein überaus
schöner Mann. Die, wenn auch entfernte, Verwandtschaft mit Lady
Battingfield war unverkennbar. Sein blondes Haar trug er dem neuesten
Modetrend entsprechend eher kurz und auf dem Oberkopf zu Locken
gedreht. Auch sonst entsprach seine Kleidung dem, was man in London
wohl als modebewusster Dandy (12) trug: Der steife Kragen, der unter
seinem üppig verzierten zweireihig geknöpften Rock
hervorschaute, reichte ihm bis zu den Ohren, während der
Hosenbund der modischen Pants ebenfalls nach der neuesten Mode bis
weit über die Taille geschnitten war. Abgerundet wurde das
Ensemble noch durch einen Zylinder passend

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