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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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bestanden und
sich auch nicht von Charlottes Widerspruch abhalten lassen. Charlotte
musste zutiefst beunruhigt zugeben, dass die von ihm mit Vorsicht und
einer nicht zu verleugnenden Zärtlichkeit ausgeführte
Prozedur erneut zu großer Verwirrung bei ihr geführt
hatten.
    » Was
sollen wir denn nun mit Ihnen machen? Jetzt im Dunkeln hat es keinen
Sinn, wieder nach Dullham Manor zurückzukehren. Denken Sie, Sie
können trotz Ihrer Verletzungen die Nacht hier überstehen?«
    » Lieber
Dr. Banning, ich sagte Ihnen doch bereits, es ist nichts! Nur ein
paar Kratzer. Die Schmerzen haben auch schon nachgelassen«, log
sie tapfer und lächelte die beiden besorgten Männer
zuversichtlich an. »Ich würde es viel mehr begrüßen,
wenn wir uns jetzt auf den eigentlichen Zweck der Unternehmung
besännen und uns der Erforschung des Weltalls widmeten. Bei
sinnvoller Beschäftigung vergesse ich die ohnehin nur kleinen
Blessuren am besten.«
    » Ich
weiß, Sie sind ein tapferes Mädchen!« Dr. Banning
strich ihr väterlich über die unverletzte Wange. »Also,
dann sollen Sie Ihren Willen haben, aber Sie müssen versprechen,
es uns zu sagen, wenn unsere Sternenguckerei Sie zu sehr anstrengt.«
    Die
Angesprochene nickte brav: »Ich verspreche es!«, dann
aber wechselte sie demonstrativ das Thema: »Captain
Battingfield, ich würde Ihnen zu gern ein paar Fragen zu Ihrer
Sternwarte stellen.« Charlotte wagte es nicht, ihn in
Anwesenheit von Dr. Banning weiterhin mit dem Vornamen anzusprechen.
Sie war froh, dass sich durch dessen Ankunft die prekäre
Situation entspannt hatte. Wer konnte ahnen, was sonst noch geschehen
wäre? Sie hatte seine Nähe kaum ausgehalten, als er sie bei
der Versorgung ihrer Wunden erneut sanft berührt hatte. Nur mit
Mühe hatte sie ihre Erregung verbergen können und hoffte
inständig, obwohl die Spannung zwischen ihnen fast mit Händen
zu greifen war, dass er das nicht bemerkt hatte.
    Ein
Sturm von widerstreitenden, heftigsten Gefühlen war seit ihrer
Ankunft im Observatorium in ihr losgebrochen. Während sie sich
einerseits nichts sehnlicher wünschte, als dass er sie noch
einmal in seine Arme nahm, verurteilte sie gleichzeitig ihr eigenes
Verlangen aufs Schärfste und schalt sich eine verantwortungslose
Närrin. Wie konnte sie das Vertrauen von Lady Battingfield so
schändlich missbrauchen? Schamesröte stieg ihr in die
Wangen, was die beiden Männer, die inzwischen eifrig mit dem
Einrichten des Teleskops und dem Öffnen des Kuppeldachs
beschäftigt waren, glücklicherweise nicht mitbekamen.
    Charlotte
stand auf und goss sich eine Tasse des heißen Tees ein, den der
Captain zubereitet hatte. Die Dienstboten hatten das Observatorium
für ihre Ankunft vorbereitet und ein Feuer gemacht, das noch
glomm, als sie eintrafen. Auch ein Picknickkorb mit Verpflegung für
zwei Mahlzeiten, Geschirr und Getränken war von ihnen
bereitgestellt worden, bevor sie sich auf den Heimweg gemacht hatten.
Die junge Frau betrachtete das inzwischen wieder angeschürte
Feuer, genoss die wie immer ungemein beruhigende Wirkung des Tees und
befahl sich selbst, ihre gefährlichen und tadelnswerten
Empfindungen tief in sich zu vergraben, besser noch: zu vergessen. Es
war absolut undenkbar, unmoralisch und in hohem Maße
verwerflich! Sie hatte absolut kein Recht, John Battingfield mit
ihren törichten Gefühlen zu belästigen, geschweige
denn ihn gar zu ermutigen.
    Er
war schließlich ein Mann und konnte sich vielleicht auf die
Dauer nicht beherrschen. So waren Männer nun einmal! Das hatte
man zumindest den jungen Elevinnen im Institut von Mrs Longbottom
bedeutet, zusammen mit dem eindringlichen Hinweis, dass es in der
Verantwortung der fraglichen jungen Dame liege, einen Gentleman von
etwaigen Dummheiten abzuhalten. Aber wer, so fragte sie sich nun
verzweifelt, schützte die fragliche junge Dame vor ihren eigenen
Gefühlen? Letztlich, so musste sie zugeben, verstand sie
herzlich wenig von diesen Dingen und konnte nur hoffen, das Richtige
zu tun. Das Richtige war wohl – so vermutete sie zumindest –,
sich intensiv auf ihre Arbeit zu konzentrieren und sich in dieser
Nacht um nichts anderes zu kümmern als die Erforschung ferner
Welten. Ein Thema, das ihr geeignet schien, sie von ihren
gefährlichen Gefühlen abzulenken. In diesem Moment sehnte
sie sich mehr denn je nach dem verständnisvollen Rat ihrer
verstorbenen Mutter.
    Mit
einem tiefen Seufzer wandte sie sich den beiden Männern zu, die
sich inzwischen auf den Sitzgelegenheiten

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