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Pflicht und Verlangen

Pflicht und Verlangen

Titel: Pflicht und Verlangen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E Landys
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Aber die Sprecherin fuhr arglos fort: »Allein
diese unsägliche Sternenguckerei! Wie überaus langweilig!
Das ist doch etwas für vertrocknete ältere Herren. Ehrlich,
Miss Millford, es ist mir ein Rätsel, wie Sie so etwas
interessant finden können. Und Sie sind dabei auch noch
verunglückt! Dem Himmel sei Dank, dass es gut verheilt!«
    Charlotte
pflichtete ihr zumindest im letzten Punkt bei, während sie,
schon um sich dem peinlichen Gespräch zu entziehen, mit einiger
Anstrengung versuchte, nun einen der schweren Sessel ganz zur Seite
zu schieben.
    Da
fuhr Lady Battingfield schon fort:»Miss Millford, ich denke,
ich sollte Ihnen einen Rat geben. Sie müssen mehr unter die
Leute gehen und sich nicht immerzu Ihren seltsamen Interessen
widmen.« Unwillig beobachtete sie dabei Charlottes eifrige,
aber doch recht undamenhafte Anstrengungen. Charlotte war diese
verständliche Missbilligung ihres Tuns jedoch allemal lieber als
die Fortsetzung ihrer Unterhaltung über die Ehe der
Battingfields. Auch Lady Battingfield schien glücklicherweise
Gefallen an ihrem neuen Thema zu finden. »Vielleicht können
Sie ja mit uns nach London kommen. Das wäre doch ein Spaß!«,
sagte sie plötzlich und klatschte sich selbst Beifall für
diesen spontanen Einfall. Charlotte hielt abrupt inne in ihren
Bemühungen und blickte die Sprecherin erstaunt an. Lady
Battingfield war jedoch ganz Feuer und Flamme hinsichtlich ihrer
Idee: »Stellen Sie sich vor, die Bälle und Gesellschaften
…! Sicher fänden wir, mit etwas Mühe, auch noch
einen geeigneten Ehemann für Sie. Allerdings sollten Sie endlich
dieses ständige Bücherwälzen lassen. Das kleidet eine
Frau nicht. Meine Mutter sagt immer, dass es Männer nicht
schätzen, wenn eine Frau zu naseweis ist …«
    Charlotte
wusste nur zu genau, was jetzt folgen würde und nahm es in
stillem Dulden hin. Sie hatte diese Litanei mehr als einmal von Mrs
Longbottom über sich ergehen lassen müssen, und wie es
schien, hatten sowohl Mrs Longbottom wie auch Gwendolyn Battingfield
und deren Mutter recht. Was brachten ihr ihre Neigungen denn ein
außer Ärger, Widerspruch und dem ständigen Gefühl,
irgendwie aus der Art geschlagen zu sein? Es kamen ihr langsam
Zweifel, ob ihr Vater ihr wirklich einen Gefallen mit seinen
unkonventionellen Erziehungsmethoden getan hatte. Aber, so sagte sie
sich, wie hätte er auch ahnen können, dass sie sich so früh
allein den Erfordernissen der Gesellschaft stellen musste, ohne die
Fürsprache und den Rat ihrer wohlmeinenden Eltern. Nun hatte sie
nur noch Lady Millford und bei ihr konnte von »wohlmeinend«
keine Rede sein.
    In
diesem Augenblick wurden Männerstimmen und Geräusche vor
der hohen Zimmertür laut. Einen Moment später öffnete
Cyril diese von außen und ließ Battingfield und die
beiden Gärtner eintreten. Sie waren ziemlich durchnässt,
hatten Schmutz an den Schuhen und die beiden Gärtner schleppten
schwer an einer Tafel, auf die sie unter Anleitung des Captains
gepackt hatten, was immer sie auf der Arbeitsfläche im Lagerhaus
hatten finden können. Das Ganze war mit einer ölgetränkten
Plane abgedeckt, um es vor dem strömenden Regen zu schützen.
Das Wasser tropfte jetzt auf den Boden des Salons.
    Battingfield
lachte verschmitzt und meinte dann gleichmütig, während
Cyril schnell die Plane zusammenfaltete, um größere
Schäden auf dem sorgsam gefügten Holzboden zu vermeiden:
»Nun ja, ein bisschen Schmutz wird den Haushalt nicht gleich
vernichten. Manches Opfer muss für die Wissenschaft eben
gebracht werden. Martha soll das gleich wegwischen, Cyril!«
    » Sehr
wohl, Mylord!«, antwortete der Domestik und verließ, ohne
eine Miene angesichts des Durcheinanders zu verziehen, in vollendeter
Würde das Zimmer.
    » Ah,
wie ich sehe ist ja sogar schon einiges vorbereitet. Aber Sie sollten
sich doch nur Gedanken über einen geeigneten Forschungsplatz
machen, meine Damen, und nicht schon selbst Hand anlegen!«,
wandte sich der Captain mit nicht ganz ernst gemeintem Tadel an die
beiden Frauen. Dann wies er mit einem Lächeln auf dem Gesicht
die Träger an, ihre Last zunächst auf einem der Tische
abzustellen. Offenbar gefiel ihm das tätige Engagement durchaus,
mit dem Charlotte schon ans Werk gegangen war. Interessiert wandte er
sich ihr zu: »Also, wie haben Sie sich nun die Anordnung
gedacht, Miss Charlotte? Schließlich sind Sie die Sachkundige
hier.« Charlotte lächelte ihn dankbar an und ließ
die beiden Bediensteten nun unter ihrer Anleitung

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